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Ungezaehmte Leidenschaft

Ungezaehmte Leidenschaft

Titel: Ungezaehmte Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Ende der Straße leuchteten Wagenlichter matt im Nebel.
    »Wir haben Glück«, sagte Owen.
    Sie beschleunigten ihre Schritte. Der Kutscher war froh über den Fuhrlohn in der wenig lukrativen Nacht. Owen half Virginia in die Droschke und setzte sich ihr gegenüber. Das Gefährt rumpelte los.
    »Ich hätte eine Idee«, sagte Virginia nachdenklich. »Ob sie brauchbar ist, weiß ich nicht, aber sie könnte dich interessieren.«
    »Erzähl«, sagte er.
    »Morgen findet im Institut ein geselliger Abend statt. Alle werden da sein, die mit der Organisation in Verbindung stehen. Leybrook gibt einen Empfang zu Ehren D.D. Pinkertons, des Mentalisten aus Amerika. Pinkerton traf kürzlich in London ein und erfreut sich großer Beliebtheit. Leybrook hofft, ihn enger an das Institut binden zu können.«
    »Du glaubst, der Mörder könnte unter den Gästen sein?«
    »Wenn er mit dem Institut zu tun hat, wie du annimmst, ja, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass er anwesend sein wird«, sagte Virginia. »Natürlich werden über hundert Personen kommen. Es wird viele Verdächtige geben.«
    »Ja, aber jetzt wissen wir ein wenig mehr über ihn. Und ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass der Mörder in der Menge deine Nähe suchen wird.«
    »Wieso glaubst du das?«
    »Du warst als Subjekt seines großen Experiments, was immer es sein mag, vorgesehen, und du bist davongekommen. Du hast seinen Plan zum Scheitern gebracht. Er wird von dir geradezu besessen sein.«
    »Du bist sehr sicher, seine Denkweise richtig zu analysieren?«
    Owen blickte aus dem Fenster in die Nacht. »Ja, Virginia, das bin ich. Das ist meine Art des Jagens. Ich spürte die obsessive Natur des Mörders in der an den Tatorten hinterlassenen Energie. Ihn treibt eine Kraft an, die so stark ist wie eine physische Leidenschaft. Tatsächlich ist sein Drang eine Form sexueller Begierde.«
    Sie runzelte die Stirn. »Das verstehe ich nicht.«
    Owen wandte sich ihr zu. »Wenn er an die Tatorte zurückkehrt, sagt er sich zweifellos, dass er nur die Beweise seiner erfolgreichen Experimente studiert. Aber die Wahrheit ist, dass die Tatorte ihn sexuell erregen. Was er getan hat, versetzt ihn in Erregung.«
    »Seine Mordtaten erregen ihn?«
    »Die Schauplätze der Morde erfüllen ihn mit einem verzehrenden Gefühl der eigenen Macht. Ich vermute, dass er in der Vergangenheit das Gegenteil empfunden hat. Schwäche und Machtlosigkeit. Bedeutungslosigkeit. Jetzt aber hat er einen Weg gefunden, sich stark und mächtig zu fühlen. Und er wurde süchtig nach dieser Empfindung. Er wird weiterhin töten, bis man ihn vernichtet.«
    Virginia erschauderte. »Und die ganze Zeit über wird er sich sagen, dass er in Wahrheit ein wissenschaftliches Experiment durchführt.«
    »Ja. Du willst an diesem Empfang im Institut teilnehmen?«
    »Ganz sicher. Diese Empfänge sind gut für das Geschäft. Leybrook veranstaltet sie regelmäßig. Meine Kolleginnen und Konkurrentinnen werden vollzählig anwesend sein.«
    »Ich werde dich begleiten.«
    Sie zwinkerte. »Ist das dein Ernst?«
    »Was die Jagd angeht, ist es mir immer ernst.«
    Sie schürzte die Lippen. »Ich halte das für keine gute Idee.«
    »Warum nicht?«
    »Meine Begleitung steht schon fest.«
    Er spürte, wie sein Inneres sich zusammenkrampfte. »Ein Freund?«
    »Nein, eine Freundin. Sie hat einen Bücherladen.«
    »Sie ist auch ledig?«
    »Ja.«
    »Das sollte kein Problem sein.«
    »Owen, bitte, überleg doch einen Moment. Wenn die Leute glauben, dass ich dir ein paar Tests und Experimente mit mir gestatte, ist das völlig unverfänglich. Wenn du aber beim Empfang erscheinst, könnten die Leute argwöhnen, dass unsere Beziehung völlig anderer Natur ist.«
    »Intimer Natur, meinst du wohl?«, fragte er tonlos.
    »Es gab nur diesen einen Vorfall«, sagte sie rasch. »Mir ist klar, dass unser Zwischenspiel letztens eine Folge der starken Energie war, der wir am Tatort ausgesetzt waren. Sie hat unsere Nerven angegriffen.«
    Er hätte es kommen sehen müssen, aber wieder war er überrascht von ihrem Unvermögen, die Bindung zwischen ihnen anzuerkennen. Überrascht und ziemlich verärgert.
    »Mehr war es also nicht für dich?«, fragte er. »Eine Therapie für zwei zerrüttete Nervenkostüme?«
    »Ich weiß, es war nie deine Absicht, dass der Abend so enden sollte«, sagte sie. Sie war ganz ernst. »Es war meine Schuld. Ich habe dich auf ein Glas Brandy eingeladen.«
    Zorn durchzuckte ihn.
    »Und jetzt möchtest du nicht, dass deine Freunde und

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