Ungezaehmte Leidenschaft
seinem inneren Auge sah er sie wieder, wie sie ihn das erste Mal auf dem Felssockel bestiegen hatte und sich dabei selbst berührt hatte, so wie er es ihr gesagt hatte.
Heilige Göttin, sie war so ein herrlicher Anblick gewesen, als die Leidenschaft sie erfasste und die ersten Schreie aus ihrer zarten Kehle drangen.
Und dann war sie gekommen …
Sein Körper verkrampfte sich, als die Erinnerung an ihren Orgasmus auch ihn zum Höhepunkt brachte. Mit einem leisen Stöhnen vergoss er seinen Samen ins Waschbecken, wobei die Erlösung keine sonderliche Befriedigung mit sich brachte. Er nahm einen Lappen und säuberte sich. Als er aufschaute, sah er Evangeline, die ihn von der Tür aus verlangend beobachtete.
Doch ihr Blick löste keinerlei Lustgefühle in ihm aus. Eine leichte Panik stieg in ihm auf. Er hatte sich gerade von dem Zauberbann frei gemacht. Er sollte eigentlich aufgehoben sein!
Er streckte die Arme nach Evangeline aus und zog sie an sich, nur um sie genauso schnell wieder loszulassen; denn wenn überhaupt, wollte er sie jetzt sogar noch weniger als zuvor. Skyes schlanker Leib kam ihm in den Sinn und ihr Duft, der der Einzige war, nach dem es ihn verlangte.
»Verdammt!« Er stürmte an Evangeline vorbei ins Schlafzimmer, während der allgegenwärtige Zorn in ihm brodelte.
Hinter ihm ertönte ein fassungsloses Schnauben. »Sie hat dich also wirklich verzaubert. Du stehst auf sie, Krieger.«
Paenther wirbelte zu seiner spärlich bekleideten Gespielin herum. »Ich bin der Hexe nicht verfallen!«
»Emotional vielleicht nicht, aber körperlich willst du sie unbedingt. Schon dumm, dass keine andere herhalten kann.«
Paenther spürte, wie die Wut seiner Raubkatze in ihm hochkam, wie seine Zähne und die Krallen hervortraten und er auf einen Kampf brannte. Einer seiner Brüder würde noch bluten.
»Beruhige dich, Krieger«, erklärte Evangeline ohne Furcht. »Es wird vergehen, Paenther. Du bist nicht der erste Mann, der eine Frau will, die nichts für ihn ist. Und du wirst auch nicht der letzte sein. Früher oder später wirst du über sie hinwegkommen.«
Paenther biss die Zähne zusammen und nickte. »Früher, nicht später.« Er zügelte seine Wut, und seine Zähne und Klauen zogen sich wieder zurück. Am besten kam er aus dieser unseligen Vernarrtheit wieder raus, wenn er der Hexe ganz aus dem Weg ging. Er hatte sie nur hergebracht, um sie zu verhören und herauszufinden, was sie wusste. Sobald das erledigt war, gab es keinen Grund mehr, sie nicht zu vernichten. Dann würde er auf jeden Fall über sie hinwegkommen.
Er kehrte mit langen Schritten ins Badezimmer zurück, schloss die Tür, zog sich aus und duschte heiß, um den Geruch der Höhle und der Hexe von seiner Haut zu waschen. Während er sich abtrocknete, fällte er seine Entscheidung. Er würde sie Lyon überlassen. Sollte doch sein Anführer entscheiden, was mit ihr getan werden sollte. Denn ob nun verzaubert oder nicht, er konnte offensichtlich nicht klar denken, wenn es um diese spezielle Hexe ging. Und es stand für ihn zu viel auf dem Spiel, um noch einen Fehler zu machen.
Paenther schlüpfte schnell in eine saubere schwarze Lederhose und ein schwarzes Seidenhemd und schlang sich dann den Gürtel, in dem sein Messer steckte, um die Taille.
Die Hexe war jetzt nicht mehr sein Problem.
Wenn er nur eine verdammte Minute lang aufhören könnte, sie zu begehren.
9
Skye stand mit dem Rücken an der Zellenwand tief unter dem Haus der Krieger. Das Kleid hatte sie wieder angezogen, und sie zitterte, während sie mühsam nach Atem rang; denn sie hatte Angst vor dem, was Paenther tun würde, wenn er zurückkam, und Angst vor Biriks Vergeltung. Wie viele Male hatte Birik sie gewarnt, ihr angekündigt, dass sie sich danach sehnen würde zurückzukehren … oder danach sehnen würde zu sterben?
Wenn sie doch nur beiden entkommen könnte. Aber wo sollte sie hin?
Nach Hause. Sie würde nach Hause gehen.
Heiße Tränen stiegen ihr in die Augen, als die Sehnsucht nach ihrer Mutter sie fast überwältigte. Aber sie wusste nicht, wie sie sie finden sollte. Die Welt, in der sie gelebt hatte, war so abgeschieden, so isoliert gewesen, dass sie sich in der Welt der Menschen nicht zurechtfand. Sie hatte keine Ahnung, bei welcher Stadt sie gelebt hatten, ja, noch nicht einmal den Staat kannte sie. Es bestand nicht die geringste Chance, sich mit den Menschen in Verbindung zu setzen, die sie geliebt hatte.
Und sie konnte auch nicht herausfinden, ob sie
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