Ungezaehmte Leidenschaft
für sie auf. Na und? Was machte es schon, wenn alle sie verabscheuten? Sie war eine Hexe. Er würde doch kein Mitleid mit einer Hexe haben.
Plötzlich hielt der Schamane inne. »Du hast ihren Cantric noch nicht entfernt.«
»Ich konnte ihn nicht finden. Sie behauptet, er sei in ihrem Herzen.«
»Das ist unmöglich.« Er bedeutete Paenther mit einem kurzen Nicken, zu ihm zu treten. »Halt sie fest, während ich sie untersuche.«
Skye riss den Kopf hoch und sah ihn mit durchdringendem und argwöhnischem Blick an.
Er wusste, was ihr durch den Kopf ging. »Der Schamane braucht kein Messer, um deinen Cantric zu finden, Hexe. Beruhige dich.« Er trat hinter sie, um sie an ihren schmalen Schultern festzuhalten. Dabei spürte er eine Kraft in ihr, die er bei ihr nicht erwartet hätte. Vielleicht war sie doch nicht so zerbrechlich, wie sie aussah.
Seine Fantasie ging mit ihm durch, und er erinnerte sich wieder daran, wie verführerisch diese Schultern auf ihn gewirkt hatten, als sie vor Kurzem noch nackt gewesen waren. Würde ihre Haut genauso süß schmecken wie ihre Küsse? Er stellte sich vor, wie er ihre Schulter entblößte, indem er das Kleid zur Seite zog, um dann seinen Mund auf ihre Haut zu senken.
Er knurrte verärgert und versuchte, seine körperliche Reaktion auf die Frau zu unterdrücken.
Der Schamane, der gerade mal so groß wie Skye war, stand vor ihr und fuhr mit seinen Händen ein paar Zentimeter von ihrem Kleid entfernt über ihre Brust. Die Bewegungen wurden langsamer, bis eine Hand direkt über ihrem Herzen zum Stillstand kam. Der Schamane schloss die Augen, als hörte er eine Melodie, die nur in seinem Kopf spielte.
»Er ist in ihrem Herzen, wie sie gesagt hat. Der Cantric lässt sich nur zusammen mit dem Herzen entfernen.«
Das wäre ihr Tod. »Wie konnte sie das Einsetzen überleben?«
»Ich nehme an, dass sie noch ein Kind war.«
Paenther nickte, als er sich daran erinnerte, was Skye ihm erzählt hatte. »Sie war acht.« Acht. Welcher verdammte Magier kam denn auf die Idee, ein achtjähriges kleines Mädchen aufzuschneiden, um ihm einen Kupferring einzusetzen? Sie hätte dabei sterben können.
Der Schamane nickte. »Das würde es erklären. Bei Kindern weiß man nie, wie sich Magie auswirkt. In diesem Fall hat sie offensichtlich einen Eingriff überlebt, bei dem ein Erwachsener gestorben wäre. Das Herz ist um den Cantric gewachsen.« Er nahm den Beschwörungsgesang wieder auf. Er ging noch zweimal um sie herum und verließ dann die Zelle. »Ihre Zauberkraft ist jetzt gebändigt, aber …« Er schüttelte den Kopf. »Sie könnte trotzdem immer noch gefährlich sein. Ich garantiere für nichts. Sei vorsichtig, Krieger.«
Oh ja, sie war gefährlich. Er brauchte ja nur in ihre Nähe zu kommen, um sie zu begehren. Verdammt, nein, er brauchte nur an sie zu denken, und schon war er erregt.
Er packte sie am Oberarm und schob sie aus der Zelle.
Skye drehte dabei den Kopf zu ihm um. »Ich kann dir nichts anhaben. Über diese Form der Energie verfüge ich nicht. Und ich würde dir auch dann nichts tun, wenn ich es könnte.« Ihre Worte waren genauso eindringlich wie ihr Blick und hüllten seinen Geist in ein gefährliches Gespinst, welches seine Entschlossenheit ihr gegenüber aufweichen sollte.
»Warum sollte ich nur etwas von dem, was du mir erzählst, glauben?«
»Weil es die Wahrheit ist.«
Und was war die Wahrheit? Wer war sie? Ein gefährlicher Feind? Eine verfolgte Unschuld? Oder vielleicht gerade so viel von beidem, um ihn zum Narren zu halten, sodass er die Krieger des Lichts und ihren Auftrag ein für alle Mal dem Untergang weihte?
*
Voller Beklommenheit folgte Skye Paenther vom Keller bis zur Eingangshalle, wobei sie versuchte, nicht an das bevorstehende Verhör zu denken.
Der bemalte Holzfußboden fühlte sich kühl und glatt unter ihren nackten Füßen an. Sie erinnerte sich kaum noch daran, wie es war, Schuhe zu tragen; denn es war schon so lange her. Birik hatte sie immer nur mit dem Notwendigsten versorgt – Kleider und ganz wenig Essen. Vor Inir war ihr, als sie jung gewesen war und noch Freunde gehabt hatte, immer mal wieder etwas zugesteckt worden – eine Puppe, eine kleine Halskette, Unterhöschen –, doch Birik hatte die Geschenke immer gefunden und vernichtet.
Paenther führte sie durch die Halle. Ihr Herz begann zu rasen. Schweiß lief zwischen ihren Brüsten herunter. Noch ehe sie den Raum erreicht hatten, in dem die Krieger warteten, hörte sie das tiefe
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