Ungezaehmte Leidenschaft
aber der Mann hasste die Zauberer. Wenn er ihr nun doch wehtat, ob absichtlich oder nicht?
Aber nichtsdestotrotz … er biss die Zähne zusammen, um den Schmerz zu ertragen, der ihn beim Anblick des Löwen, Tigers und Jaguars durchfuhr, die vor seiner Zelle auf und ab liefen. Eine Zelle, aus der er wohl nicht so schnell wieder herauskommen würde, nach dem, was gerade passiert war. Es stand so viel mehr auf dem Spiel.
»Du darfst es nur tun, wenn ich bei ihr bin.«
Einverstanden , sagte Lyon. Wulfe?
Wulfe griff nach einem Schlüssel und öffnete Paenthers Zellentür. Dann zog er ein Schnappmesser aus seiner Hosentasche, und Paenther drehte sich um, sodass er ihm die Fesseln durchschneiden konnte. Als das Seil fiel, drehte Paenther sich wieder um und begrüßte seinen Freund in der Tradition der Krieger, ehe er an ihm vorbei zu Skye ging.
Kaum hatte er ihre Zelle betreten, glitt sie in seine Arme. Er zog sie eng an sich und barg ihren Kopf an seiner Schulter, während er seine Finger in ihr Haar schob.
»Erzähl mir, was passiert ist, meine Schöne.« Während sie ihn schnell auf den neuesten Stand brachte, hielt er sie fest, streichelte sie und spürte, wie sie zitterte. »Ganz ruhig, Kleines.« Aber er konnte ihr nicht vorwerfen, dass sie Angst hatte. Nicht angesichts der Tiere, die vor ihrer Zelle auf und ab gingen und sie anstarrten, als wäre sie ihre nächste Mahlzeit.
Sie würden ihr natürlich nichts tun. Es wäre besser für sie, noch nicht einmal daran zu denken. Mit einem leisen Knurren senkte er den Kopf und nahm ihren Mund in Besitz. Die Botschaft an seine Brüder war damit klar. Sie gehört mir.
Der Kuss war Balsam für seine Seele, und nur widerwillig löste er sich von ihr. Kurz umfasste er ihr Gesicht sanft mit beiden Händen, ehe er sich mit einem wilden, animalischen Knurren zum Schamanen umdrehte.
»Wenn du ihr wehtust, bist du tot.«
Skye berührte seinen Arm. »Paenther, ist schon gut. Ich werde damit fertig.«
»Ich habe gesehen, mit was du alles fertig wirst.« Sein strenger Blick ließ den Schamanen keinen Moment lang los. »Aber er hat ein tief verwurzeltes Vorurteil gegen Zauberer, und ich würde es nicht mögen, wenn das sein Tun hier beeinflusste.«
Es war dem Schamanen anzurechnen, dass er Paenthers Blick voll ruhigen Gleichmuts erwiderte. »Ich schwöre dir, dass ich ihr nicht absichtlich wehtun werde. Ich habe noch nie das Gehirn eines Zauberers durchleuchtet, Krieger. Ich weiß also gar nicht so recht, was dabei herauskommt. Weder in guter noch in schlechter Hinsicht.«
Paenther knurrte, nickte jedoch. »Tu es.«
An Skye gewandt sagte der Schamane: »Leg dich hin.«
Paenther hielt ihre Hand, als sie sich auf den Steinboden legte. Der Schamane kniete sich bei Skyes Kopf hin, während Paenther sich neben sie hockte und mit dem Daumen ihre Finger streichelte, die sich um seine Hand geschlossen hatten.
Der Schmerz wütete in ihm, doch seine einzige Sorge galt Skye. Er hielt sie fest, als der Schamane ihren Kopf mit beiden Händen packte. Er war dabei gewesen, als der Schamane Karas Geist durchleuchtet hatte. Der Schmerz … heilige Göttin, dieser Schmerz . Er hatte es bereits erlebt, dass Skye Schmerzen hatte, als er noch der Meinung gewesen war, sie wäre gegen ihn, und schon da hatte es ihn fast umgebracht. Noch einmal hielt er das nicht durch. Sie bedeutete ihm mittlerweile einfach zu viel.
Als der Schamane anfing zu singen, wappnete sich Paenther gegen die erste Welle des Schmerzes, die über sie kommen würde.
»Wie lange liegt es zurück, Hexe?«
»Skye«, fuhr Paenther ihn an. »Sie heißt Skye.«
»Wie alt warst du, Skye?«, fragte der Schamane.
»Acht.«
Allein die Vorstellung, wie sie angekettet auf dem Felssockel lag, auf dem man auch ihn festgebunden hatte, und missbraucht wurde … Paenther umfasste ihre Hand fester. Birik würde sterben.
Ihre Hand verkrampfte sich, und sie presste die Lippen aufeinander, als ihr ganzer Körper erstarrte.
»Es tut weh«, knurrte er.
Skye drückte seine Hand. »Ist schon in Ordnung.«
»Nichts ist in Ordnung!«
»Ich werde deine Erinnerungen an diese Zeit öffnen, Skye. Es könnte sein, dass sie dich anfangs wieder einholen und dich in die damalige Zeit zurückversetzen, aber wir werden dich in die Gegenwart zurückholen, wenn alles vorbei ist. Deine Aufgabe ist es, den Zauberspruch zu finden. Finde ihn und wiederhole ihn. Bist du so weit?«
»Ja.«
Der Schamane nahm seinen Gesang wieder auf. Es waren andere, aber
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