Ungezaehmte Leidenschaft
wir es mal versuchen.« Wie schon einmal zuvor konzentrierte er sich auf die Kraft seines Tieres, aber wieder passierte nichts. Die Wut, die er immer so sorgfältig zügelte, brodelte so dicht unter seiner Haut, dass er fürchtete, er könnte gleich die Kontrolle verlieren. Er war schon kurz davor, Skye aus dem Gefahrenbereich wegzustoßen, als er es spürte. Die Kraft, auf die er sich die ganze Zeit konzentriert hatte, stieg tief aus seinem Innern auf. Erst war es nur ein Kribbeln, dann wurde das Gefühl stärker und füllte ihn schließlich, als auch schon die Verwandlung über ihn kam, die wie immer mit einer Welle des Schmerzes und einer wilden, ursprünglichen Lust einherging.
Lichter funkelten um ihn herum, als Skye mit einem Satz von ihm wegsprang und die Verwandlung sich endgültig vollzog. Seine tierische Gestalt war immer mit Schmerz verbunden gewesen, doch dieses Mal war es noch schlimmer.
Er streckte und schüttelte seinen Pantherleib, um dann den Kopf mit einem Brüllen zu heben, während ihn eine seltsame Lust erfüllte, die er trotz des Schmerzes wahrnahm.
Er drehte seinen Kopf in die Richtung, aus der das angenehme Gefühl zu kommen schien. Und da stand Skye wie ein warmes Leuchtfeuer. Das Licht schien ganz tief aus ihrem Innern zu strahlen, und er verstand auf einer primitiveren Bewusstseinsebene, warum die Tiere der Erde sich um sie scharten. Einen Naturgeist hatte der Schamane sie genannt.
Und er wusste, dass es stimmte.
Seine Muskeln zuckten, seinen Körper verlangte es nach einem schnellen Lauf durch den Wald. Doch es standen nicht nur viel zu viele wichtige Dinge an, als dass er sich die Zeit dafür hätte nehmen können, sondern er konnte seine Hexe auch nicht mit seinen Brüdern allein lassen.
Sie war nicht sicher im Haus der Krieger.
»Kannst du dich wieder zurückverwandeln?«, fragte Lyon.
Paenther knurrte. Das war die Frage der Stunde. Er schloss die Augen und bot alle Willenskraft auf, um wieder seine menschliche Gestalt anzunehmen. Wieder passierte nichts. Verflixt und zugenäht!
Ich brauche deine Hilfe, meine Schöne.
Ohne auch nur einen Moment zu zögern, kniete sich Skye vor ihm hin und schlang ihre Arme um den Hals des Panthers, wodurch sie seinen Schmerz linderte und sich ein seltsam angenehmes Gefühl in ihm ausbreitete. Die Art und Weise, wie er auf sie reagierte, hatte nichts Geschlechtliches, nicht in seiner jetzigen Gestalt. Aber ihre Berührung setzte einen warmen, reinigenden Strom frei, der durch seinen Körper bis in seine Seele floss, die Dunkelheit fortspülte und Licht in die verborgensten Winkel brachte. Eine Reinigung in ihrer elementarsten Form.
Er begriff jetzt, warum die Tiere ihre Nähe und Berührung suchten.
»Versuch es noch einmal«, sagte sie leise.
Und das tat er. Jetzt, als Skyes Hände ihn berührten, konnte er die Kraft heraufbeschwören, und es gelang ihm, wieder seine menschliche Gestalt anzunehmen.
Er sah seinen Anführer an. »Ich kann mich verwandeln, wenn Skye da ist. Wir brechen sofort auf.«
Lyons Miene erstarrte zu Stein. »Auf gar keinen Fall.«
»Boss …«
»B.P., ich verstehe deinen Wunsch, zu Vhyper zu gelangen und Birik unschädlich zu machen, nur zu gut. Und du hast auch meine volle Unterstützung dabei. Aber ich werde dich nicht einfach so losziehen lassen. Wenn du auf die Magier triffst und von deiner Hexe getrennt wirst, gerätst du sofort wieder in ihren Bann. Wenn du dich nicht in dein Tier verwandeln kannst, werden sie dich einfach wieder verzaubern. Und das ist inakzeptabel.«
Die Wut, die er so lange gezügelt hatte, brach sich Bahn. »Und was wäre die Alternative, Boss?«, fuhr er seinen Anführer an. »Ich bin der Einzige, der diesen Berg überhaupt finden kann. Wir brechen jetzt auf.«
»Nein.«
»Boss … Lyon … Ich verliere die Verbindung zu meinem Tier. Im Moment bin ich noch irgendwie von Nutzen. Lass mich meinen Job machen, solange ich es noch kann, verdammt.«
Lyons Miene nahm einen unbeugsamen Ausdruck an, aber in seinem Blick erkannte Paenther eine wilde Sorge. »Nein, B.P. Dich loszuschicken, wäre gleichbedeutend mit einem Todesurteil. Das tue ich nicht.«
»Damit verschenkst du aber die letzte Möglichkeit, Vhyper zu retten. Ich werde nicht wieder in Ordnung kommen. Die Verbindung zu meinem Tier wird nicht mehr besser werden.«
»Vielleicht doch.« Die Stimme des Schamanen, der hinter ihm stand, klang nachdenklich.
Paenther wirbelte zu dem zierlichen Mann mit dem Rüschenhemd herum und
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