Ungezaehmte Leidenschaft
«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Was willst du von mir?«
Sie hatte immer noch bei ihren Tieren gehockt und richtete sich jetzt mit der Anmut einer Tänzerin auf, um sich zu ihm umzudrehen. Sie vermittelte den Eindruck von Zerbrechlichkeit, der eine Saite in ihm anschlug, welche seinen Beschützerinstinkt wachrief. Doch wie alles an ihr, das etwas in ihm wachrief, war auch dies eine Lüge, wie er wusste. Wenn es ihm je gelingen sollte, sich von diesen Handschellen zu befreien, würde er ihr das Herz genauso aus der Brust schneiden, wie er es bei Ancreta getan hatte.
»Was ich will, ist nicht von Belang.« Sogar ihre leise Stimme, in der ein tiefes Bedauern mitschwang, an welches er nicht glaubte, war so melodiös, dass sie seine Sinne berührte. »Es tut mir leid, dass ich dich habe herbringen müssen.«
»Dann lass mich gehen.«
»Das kann ich nicht.« Sie kam auf ihn zu und blieb am Fußende des Felssockels stehen, auf dem er angekettet war. Bestürzt beobachtete er, wie sie ihn ansah und ihren Blick über seinen Körper gleiten ließ. Seine Männlichkeit richtete sich auf und wurde steif, als hätte sie sie mit den Händen berührt und nicht nur mit ihrem Blick.
Der ganz schwach wahrzunehmende Duft ihrer Erregung erreichte seine Sinne und löste rasende Wut in ihm aus. Wie viele Male hatte Ancreta seine Männlichkeit mit Gewalt zum Schwellen gebracht, um sich dann seinen unwilligen Körper zu nehmen, ehe sie mit der Folter begann, um ihn von dem Tier in sich zu trennen?
Die Hexe legte ihre Hände auf den hüfthohen Felssockel und stemmte sich dann hoch, um sich mit einem leisen Rascheln weichen Stoffs zwischen seine Beine zu knien.
Das Tier in Paenther erwachte, diese Phase, in der er halb Mensch, halb Tier war und seine Reißzähne und Krallen hervortraten, während seine schwarzen Augen anfingen, wie bei einer Raubkatze grün zu glühen.
»Wenn du mich anfasst, bist du tot.«
Die Hexe schob die Finger in ihrem Schoß so fest ineinander, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Das Mitgefühl, das er in ihren blauen Augen sah, wirkte fast echt. »Ich bin da gewesen, wo du jetzt bist. Ich würde es noch nicht einmal meinem schlimmsten Feind wünschen.« Sie beugte sich vor, und ihre Stimme klang ruhig, aber stahlhart. »Ich weiß, dass du mir nicht glaubst, aber du bist nicht mein Feind.«
»Du bist meiner«, stieß er hervor.
Sie seufzte. »Ich weiß.« Sie richtete sich wieder auf und lockerte den Griff ihrer ineinander verschlungenen Hände. »Es tut mir leid. Ich muss dich berühren, aber ich werde dich nicht da berühren.« Ihr Blick liebkoste seine Männlichkeit. »Nur wenn du es möchtest.«
»Eher bringe ich dich um.«
Sie nickte kurz und legte ihre kühlen Hände leicht auf seine nackten Schenkel. Allein schon bei dieser zarten Berührung begann seine Haut zu kribbeln, und die damit einhergehende berauschende Hitze ließ das Blut schwer durch seine Adern strömen. Er kämpfte gegen das Verlangen, das durch seinen Körper schoss, während er sich an die eiserne Selbstdisziplin klammerte, die sein Leben immer bestimmt hatte. Doch sein Geist verriet ihn genauso gründlich wie sein Körper. Er konnte nur noch daran denken, wie sich ihre seidigen Schenkel angefühlt hatten, als er sie im Wald mit seinen Händen gespreizt hatte und in sie eingedrungen war.
Der Duft von Veilchen hüllte ihn ein. Der Anblick ihres Mundes, voll und ohne ein Lächeln auf den Lippen, in ihrem zarten Gesicht erinnerte ihn daran, wie ihr Kuss geschmeckt hatte … wie ein klarer, süßer Regentropfen. Obwohl er wusste, was sie war, obwohl er wusste, dass sie ihn mit einem Sirenengesang der Lust in die Falle gelockt hatte, konnte er nicht aufhören, sie zu begehren.
Ihre Hände glitten über seine Schenkel, über seine Haut, als wäre er ein Tier, das sie streichelte. Es gelang ihm gerade noch, nicht zu schnurren. Ohne es bewusst zu wollen, zogen sich seine Reißzähne und die Krallen wieder zurück.
»Du hattest deine Hexenaugen versteckt«, stieß er stattdessen grollend hervor.
Ihr Mund verzog sich zu einem schiefen, ärgerlicherweise bezaubernden Anflug eines Lächelns. »Sonst wärst du ja nicht mit mir mitgegangen.«
Paenther versuchte zu knurren, aber ihre Hände stellten Dinge mit seinem Körper an, die nichts mit Sex zu tun hatten. Er bekam fast das Gefühl, als würde sie die Wut besänftigen, die von Ancreta vor all diesen Jahren in seine Seele eingebrannt worden war.
»Du bist
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