Ungezaehmte Nacht
bleiben, durchlief sie ein Erschaudern bei der Erinnerung daran.
»Nein! Gott stehe mir bei! Ich war das nicht! Ich weiß nicht, was geschehen ist! Ehrlich nicht!«, entfuhr es dem Diener, und er sprang sogar auf, doch Sergio packte ihn an den Schultern und beförderte ihn unsanft auf den Stuhl zurück.
»Ich weiß nicht, was er getan hat, Don DeMarco«, rief Carlie, der ältere Dienstbote, entsetzt. »Ich habe die Signorina nicht mehr gesehen, nachdem sie uns losgeschickt hatte.«
»Ich auch nicht«, fügte die Witwe händeringend hinzu. »Möge die Heilige Madonna mich auf der Stelle töten, wenn ich lüge! Ich hätte sie nicht allein dort zurücklassen sollen. Sie war so gut zu mir. Wie ein Engel. Sie müssen mir glauben, Don DeMarco!«
Rolando bedeutete der Witwe und dem anderen Küchendiener, ihm zur Tür hinaus zu folgen. » Grazie für Ihre Zeit, Signora Bertroni. Sie werden zu Ihrem Hof zurückbegleitet werden.« Er gab den Wachen vor der Tür ein Zeichen, die Witwe und den Diener aus dem Flügel des Dons hinauszuführen.
Nicolai stand auf und trat vor Isabellas Stuhl, womit er ihr die Sicht auf den jammernden Schuldigen verstellte, und zog ihre Finger an seine Lippen. »Geh jetzt zu deinem Schlafzimmer zurück, piccola! Wir sind hier fertig.« Seine sanfte, zärtliche Stimme stand in absolutem Widerspruch zu der Eiseskälte seiner Augen.
Isabella fröstelte. »Was wirst du tun?«
»Belaste dich nicht länger damit, Isabella! Das ist nicht nötig«, antwortete er und hauchte einen Kuss auf ihr duftendes Haar.
Der Diener brach in Tränen aus und begann, zu betteln und zu jammern. Isabella schrak zusammen und ergriff Nicolais Handgelenk. »Aber ich bin ein Teil von alldem, Nicolai. Du hast noch nicht alles gehört. Wir waren nicht allein in den Vorratskammern. Ich spürte dort die Gegenwart einer bösen Entität«, flüsterte sie, weil sie Angst hatte, von irgendjemand anderem gehört zu werden. »Es ist noch nicht vorbei.«
Nicolai fuhr herum, um den zitternden Diener aus kalten, unbewegten Augen anzustarren. »Es ist vorbei. Ich sehe einen toten Mann vor mir.«
Bei seinem Ton und seinen Worten durchlief ein Frösteln Isabella. Der Diener kreischte protestierend auf, flehte sie um Gnade an, entschuldigte sich überschwänglich und behauptete, nicht gewusst zu haben, was er tat.
»Nicolai, hör dir bitte an, was er zu sagen hat!«, verlangte sie und hielt den Blick des Dons mit ihrem fest. Sie spürte die Energie im Raum, den fast unmerklichen Einfluss von etwas sehr, sehr Bösem, das den Zorn und Abscheu nährte und die Furcht des Dieners ebenso verstärkte wie ihre eigene. Sie blickte zu den beiden Hauptmännern hinüber und bemerkte, dass sie den Küchendiener mit dem gleichen Hass ansahen wie ihr Don.
»Dies ist nicht länger deine Sache«, erwiderte Nicolai und starrte über ihren Kopf hinweg den unglückseligen Diener an wie ein Jäger, der seine Beute ins Auge fasste.
»Ich möchte hören, was er zu sagen hat«, beharrte Isabella freundlich, aber unnachgiebig. Sie wagte nicht, sich von der Entität beeinflussen zu lassen oder ihr noch mehr Gelegenheit zu geben, auf die Männer einzuwirken.
» Grazie, grazie! «, schrie der Mann. »Ich weiß nicht, was passiert ist, Signorina . In einem Moment dachte ich noch an die Fahrt und das Entladen des Wagens, ob wir damit bis zum Morgen warten oder es besser gleich erledigen sollten, und dann war ich urplötzlich so wütend, dass ich nicht mehr denken konnte. Mein Kopf schmerzte und brummte von irgendeinem seltsamen Geräusch. Ich erinnere mich nicht, Euch den Schlüssel abgenommen zu haben. Ich weiß , dass ich es tat, weil ich ihn hatte, doch ich erinnere mich nicht, ihn Euch weggenommen zu haben. Ich saß in dem Wagen und hatte solche Kopfschmerzen, dass mir übel wurde. Carlie kann bestätigen, dass ich hinuntersprang und mich erbrach.« Seine Augen flehten Isabella um Gnade an. »In Wahrheit kann ich mich nicht einmal daran erinnern, Euch eingeschlossen zu haben. Ich weiß nur, dass die Tür zu schließen und den Schlüssel umzudrehen mir plötzlich wie das Wichtigste der Welt erschien.«
»Du wusstest, dass sie dort drinnen war«, sagte Nicolai mit gefährlich sanfter Stimme. »Du hast sie dort zurückgelassen; sie sollte entweder erfrieren oder von den verwilderten Katzen in Fetzen gerissen werden.«
» Signorina , ich schwöre, dass ich nicht weiß, was in mich gefahren ist. Rettet mich! Bitte lasst nicht zu, dass sie mich
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