Ungezaehmte Nacht
Isabella und versuchte, nicht zu lächeln. Offenbar fand ihr Bruder allmählich wieder zu seinem alten Ich zurück. »Er hat nur eine etwas merkwürdige Art, seine Dankbarkeit zu zeigen«, sagte sie zu Francesca, die so aussah, als wollte sie sich jeden Moment auf Lucca stürzen und ihm den Hals umdrehen. Sicherheitshalber trat Isabella näher, um ihrem Bruder beim Aufsetzen zu helfen.
»Untersteh dich!«, fauchte Francesca. »Es ist meine Aufgabe, mich um ihn zu kümmern, und ich werde Seiner Majestät aufhelfen.« In gespielter Unschuld lächelte sie Isabella an. »Du hast doch sicher nichts dagegen, wenn ich ihm einen Schal um den Mund binde, damit er mit seinem endlosen Geplapper aufhört?«, fragte sie und griff nach Luccas Armen, um ihm aufzuhelfen.
Im selben Moment wurde sein Körper von einem Hustenanfall geschüttelt. Lucca wandte den Kopf ab und winkte Francesca weg, die ihn jedoch ignorierte und ihm ein Taschentuch an die Lippen drückte. Dann klopfte sie ihm den Rücken ab, was noch mehr krampfartige Hustenanfälle erzeugte, bis er in das Taschentuch spuckte.
Francesca nickte beifällig. »Sehr gut! Der Heiler hat gesagt, all das muss aus dir herausgeholt werden, damit du wieder gesund und stark wirst.«
Lucca warf ihr einen verdrossenen Blick zu. »Du hast wirklich keine Ahnung, wann man einem Mann seine Privatsphäre lassen muss, Frau.«
»Zumindest bin ich jetzt schon zu einer Frau geworden«, stellte sie mit hochgezogener Augenbraue fest. »Das ist immerhin schon etwas. Aber du musst mehr Brühe zu dir nehmen. Wie willst du wieder zu Kräften kommen, wenn du nichts isst?«
Isabella blickte von einem zum anderen. »Ihr hört euch an wie Feinde.« Doch sie wollte, dass die beiden sich mochten, denn Francesca war schon wie eine Schwester für sie und Lucca die einzige Familie, die ihr geblieben war. Francesca musste Lucca mögen.
Nicolais Schwester lächelte sie an. »Die meiste Zeit sprechen wir von angenehmen Dingen«, beruhigte sie sie. »Er ist im Moment nur ein bisschen unleidlich und grantig.« Sie winkte unbekümmert ab. »Aber das macht nichts, Isabella.«
Lucca sah seine Pflegerin mit erhobener Augenbraue an. »Ein Vernaducci ist niemals grantig oder unleidlich«, informierte er sie hochnäsig. »Doch ich schaffe es kaum allein in den Waschraum, und sie lehnt es ab – weigert sich! –, einen männlichen Diener herbeizurufen. Als Nächstes wird sie noch darauf bestehen, mir selbst zu helfen.« Er klang aufrichtig empört.
Francesca versuchte, eine überlegene Miene aufzusetzen. »Wenn es dir peinlich ist, kann ich dir etwas zum Überziehen besorgen.«
»Hast du denn überhaupt kein Schamgefühl?«, begehrte Lucca auf, was sogleich einen weiteren Hustenanfall auslöste. Francesca stützte ihn dabei pflichtbewusst. »Du verbringst wohl reichlich Zeit damit, dir nackte Männerkörper anzuschauen!« Sein Blick war so heiß vor Zorn, dass er sie eigentlich hätte versengen müssen. »Darüber werde ich mit deinem Bruder sprechen. Er wird mir einiges erklären müssen.«
Francesca verbarg ein Grinsen hinter ihrer Hand. »Das hat nicht Eure Sorge zu sein, Signore .«
»Sie will dich nur ärgern, Lucca«, erklärte Isabella, die sich ebenfalls ein Lächeln verkneifen musste. Lucca sah dünn und gebrechlich aus, aber er war noch immer eine Persönlichkeit mit einem starken Charakter, und sie war froh zu sehen, dass er sich über die krankheitsbedingten Einschränkungen ärgerte. »Und du scheinst ja auch wirklich ein anstrengender Patient zu sein.«
» Signorina Isabella?« Nach kurzem Anklopfen trat Sarina ein. »Don DeMarco lässt Euch bitten, unverzüglich zu ihm zu kommen.« Sie winkte ihren Schützling auf den Gang hinaus und senkte die Stimme, damit Lucca nichts mitbekommen konnte. »Die Diener und die Witwe Bertroni sind inzwischen eingetroffen.«
Francesca folgte ihnen auf den Gang hinaus. »Er hat den Mann, der dich in den Vorratskammern eingeschlossen hat. Nicolai wird ihn zum Tode verurteilen.«
Isabella stockte der Atem. Als sie sich schnell durch die offene Tür zu ihrem Bruder umschaute, sah sie, dass Lucca versuchte, sich aufzurichten. »Was gibt es, Isabella? Ist irgendetwas nicht in Ordnung?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich muss nur zu Don DeMarco gehen. Ruh dich aus, Lucca! Francesca wird sich um dich kümmern.«
»Ich bin kein bambino , der ein Kindermädchen braucht«, gab er mit aufsässigem Blick zurück.
Francesca setzte ihre hochmütigste Miene auf. »Oh, doch,
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