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Ungezaehmte Nacht

Ungezaehmte Nacht

Titel: Ungezaehmte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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lange, nachdem ihr Vater verstorben war, hatte ihr Bruder sie beschützt, sie geliebt und über sie gewacht. Selbst als sie in verzweifelter Geldnot gewesen waren, hatte er nicht ein einziges Mal daran gedacht, sie an einen der vielen Bewerber zu verkaufen. Und nie und nimmer würde sie Lucca in seiner Stunde der Not im Stich lassen.
    Isabella reckte das Kinn. Lucca hatte sie Mut und Tapferkeit gelehrt, und sie würde nicht scheitern bei ihrem letzten, verzweifelten Versuch, ihren geliebten Bruder vor dem sicheren Tod zu bewahren. Langsam trat sie ein paar Schritte in den verdunkelten Raum hinein. Im Kamin brannte ein Feuer, das jedoch nicht gegen die schweren Vorhänge ankam, die nicht einmal einen Hauch von Licht durch die Fenster eindringen ließen. Isabella sah zwei gepolsterte Stühle vor dem Feuer stehen, aber der Raum war so riesig mit seinen hohen, gewölbten Decken, den vielen Nischen und Bogengängen, dass hier eine ganze Armee hätte versteckt sein können. Und die Ecken lagen in völliger Dunkelheit.
    Im ersten Moment glaubte sie, allein zu sein, als sich die schwere Tür hinter ihr schloss. Doch dann spürte sie ihn und wusste , dass er es war. Der Don . Geheimnisvoll. Distanziert. Sie spürte ihn dort im Dunkeln, ihn und das Gewicht seines eindringlichen, prüfenden und starren Blickes. Aus Angst, den Marmorboden des weitläufigen Raumes zu einem der gepolsterten Stühle zu überqueren, fröstelte Isabella trotz ihrer Entschlossenheit, sich ihre Furcht nicht anmerken zu lassen.
    Dann erstarrte sie und blieb völlig reglos stehen, den Blick auf den dämmrigsten Teil des Raumes gerichtet, eine verdunkelte Nische, in der sie die Umrisse eines Mannes ausmachen konnte. Er stand hoch aufgerichtet da, und auf seinem Unterarm hockte ein Falke, ein Raubvogel mit einem scharfen Schnabel und Krallen, die Haut in Fetzen reißen konnten. Die kleinen runden Augen des Vogels fixierten sie, und er machte eine Bewegung, als wollte er sich auf sie stürzen. Aber der Mann sagte etwas zu ihm, so sanft und leise, dass sie die Worte nicht verstehen konnte. Er streichelte dem Falken den Nacken und den Rücken, doch der Vogel wandte den Blick trotzdem nicht von Isabella ab.
    Ganz gleich, wie sehr sie sich bemühte, den Mann im Dunkeln klarer zu erkennen, es gelang ihr einfach nicht. Als er sich ein wenig drehte, um den Vogel zu streicheln, schien er langes Haar zu haben, das tief im Nacken von einem Lederband zusammengehalten wurde, aber es sah trotzdem noch wüst und strubbelig aus wie eine ungekämmte Mähne. Doch die Dunkelheit verhüllte fast alles von ihm. Sein Gesicht war so vollständig verborgen, dass Isabella nicht einmal erahnen konnte, wie alt er war. Doch während sie fortfuhr, ihn zu beobachten, schienen die Flammen aus dem Kamin in seine Augen zu springen, und für einen Moment konnte sie im Dunkeln ihren rötlichen Abglanz darin schimmern sehen.
    Seine Augen glühten tatsächlich feurig rot, und es waren keine menschlichen. Eine solch eisige Kälte erfasste Isabella, dass sie nur noch umkehren und aus dem Zimmer laufen wollte.
    »Ihr seid Isabella Vernaducci«, sagte er in der dunklen Nische. »Bitte nehmt doch Platz! Sarina hat Tee gebracht, um Eure Nerven zu beruhigen.«
    Seine Stimme war recht angenehm, aber seine Worte weckten augenblicklich ihren Stolz.
    In majestätischer Haltung, jeder Zoll eine Frau von Stand und Rang, schritt Isabella hocherhobenen Hauptes durch den Raum. »Ich kann mich nicht entsinnen, dass ich jemals schwache Nerven hatte, Signor DeMarco. Falls Ihr jedoch nervös seid, werde ich Euch gern eine Tasse einschenken. Der Tee wird ja wohl keine Kräuter enthalten, die Euch benommen machen könnten, hoffe ich.« Isabella ließ sich auf einem der gepolsterten Stühle nieder und nahm sich die Zeit, ihre langen Röcke sittsam über ihren Beinen und Knöcheln zurechtzuziehen. Dabei verfluchte sie sich innerlich. Ihr dummer Stolz könnte sie um ihre hart erkämpfte Audienz bei dem Don bringen. Was war los mit ihr, dass sie so ungehalten auf seine Gesellschaft reagierte? Was kümmerte es sie, was er sagte oder von ihr dachte? Sollte er sie doch ruhig für nervös und schwach halten, falls es das war, was er wollte, solange sie nur ihr Ziel erreichte.
    Don DeMarco tat nichts, um das anhaltende Schweigen zwischen ihnen zu brechen. Isabella konnte jedoch seine Missbilligung und seinen starren Blick aus den Schatten spüren.
    Um die Situation zu retten, senkte sie den Blick auf ihre Hände. »Vielen

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