Ungezaehmte Nacht
eifersüchtiger wurden die Gemahlinnen der beiden anderen Dons, Drannacia und Bartolmei.«
Sarina machte eine kurze Pause. »Schließlich verschworen sie sich miteinander, um Sophia DeMarco loszuwerden. Sie begannen, über sie zu klatschen und ihren Ehemännern zu erzählen, sie hätten sie mit anderen Männern gesehen. Sie behaupteten, sie treibe sich mit den Soldaten auf dem Land herum, treibe Unzucht mit ihnen und zelebriere geheime Opferrituale. Und da niemand wirklich viel über das Christentum wusste, war es nicht sehr schwierig, den Leuten Angst zu machen. Sie waren nur allzu bereit, das Schlimmste anzunehmen, und die Gerüchte und Beschuldigungen wurden schließlich Don Alexander zugetragen. Es waren Don Bartolmei und Don Drannacia, die Sophia offiziell der Untreue und der Menschenopfer bezichtigten.«
Isabella schnappte entsetzt nach Luft. »Wie schrecklich! Warum haben sie das getan?«
»Ihre Ehefrauen überredeten sie dazu, indem sie ihnen einflüsterten, dass sie Don DeMarco einen Dienst erwiesen und es helfen würde, die Kluft zwischen den Häusern zu schließen, wenn sie den Mut besäßen, den mächtigen Mann darüber aufzuklären, was seine untreue Ehefrau hinter seinem Rücken trieb. Sie sagten, sie machte ihn zum Gespött der Leute, und gingen sogar so weit, Sophia zu beschuldigen, sie plante Don DeMarcos Tod. Die eifersüchtigen Frauen bestachen zwei Soldaten, damit sie gestanden, Unzucht mit ihr getrieben zu haben. Die Dons glaubten all diese Lügen und gingen damit zu Alexander.«
»Aber er hat ihnen doch sicher keinen Glauben geschenkt?«
Sarina seufzte leise. »Leider schienen die Beweise erdrückend zu sein. Es wurde eine Hexenjagd, da sich immer mehr Leute meldeten, um Geschichten über Teufelsanbetung und Verrat zu erzählen und Sophias Tod zu fordern. Sie flehte Alexander an, ihr zu glauben, dass nichts von alldem wahr war, und schwor ihm, dass sie ihre Liebe nie verraten hatte. Aber Alexanders Herz war wie versteinert. Er war wütend, eifersüchtig und verbittert, weil er glaubte, sie hätte ihn zum Gespött des ganzen Tals gemacht. Es heißt, er sei völlig durchgedreht, habe gewütet und getobt und sie zum Tode verurteilt.« Sarina blickte sich im Zimmer um, als befürchtete sie, belauscht zu werden. »Es geschah hier in diesem Palazzo, in dem kleinen Innenhof zwischen den drei Türmen.«
Isabella schüttelte den Kopf. »Wie schrecklich, wenn sich der eigene Ehemann gegen einen wendet!« Ein kalter Schauder lief ihr über den Rücken bei dem Gedanken, wirklich einmal Don DeMarcos Missfallen zu erregen.
»Sophia gab sich seiner Gnade anheim, schlang ihre Arme um seine Knie und flehte ihn an, ihr zu glauben. Verzweifelt schwor sie, dass sie ihn liebte und ihm immer treu gewesen war. Sie weinte, schluchzte und beschwor ihn, sein Herz zu erweichen und sie mit den Augen der Liebe zu sehen, aber er hörte nicht auf sie.« Sarina unterbrach sich. »Sowie er das Urteil verkündet hatte, war alles verloren für die Familie DeMarco. Der Himmel verdunkelte sich, und grelle Blitze zuckten auf. Sophie hörte auf zu weinen, wurde ganz still und senkte den Kopf, als sie erkannte, dass keine Hoffnung mehr bestand und Alexander nicht umzustimmen war. Schließlich richtete sie sich auf, straffte die Schultern und sah ihn mit grenzenloser Verachtung an. Sie schien geradezu zu wachsen, als sie die Arme zum Himmel erhob. Blitze zuckten aus ihren Fingerspitzen auf, und sie begann zu reden und sagte Worte, die der Don zunächst nicht verstehen konnte. Aber dann schaute sie ihm direkt in die Augen.
»Niemand regte sich, es war mucksmäuschenstill. Dann sprach Sophia ihre vernichtenden Worte: ›Du siehst deine Frau nicht mit den Augen des Mitgefühls und der Liebe an. Du bist außerstande, Erbarmen zu empfinden, und deshalb nicht besser als die Tiere in den Wüsten und den Bergen. Ich verfluche dich, Alexander DeMarco. Ich verfluche dich und all deine Nachkommen, mit den Bestien auf der Erde zu wandeln, als Bestie gesehen zu werden, eins zu sein mit der Bestie und all jenen, die ihr liebt, das Herz aus der Brust zu reißen, wie du es bei mir getan hast.‹ Ihr Gesicht war kalt und wie aus Stein gemeißelt. Sie sah auch die anderen beiden Dons an und verfluchte sie dazu, dass ihre Kinder den Verrat ihrer Väter wiederholen würden. Als sie vor dem Henker niederkniete, schien sie weicher zu werden. ›Eins werde ich dir zubilligen, Alexander‹, sagte sie. ›Aus meiner Liebe zu dir, die immer
Weitere Kostenlose Bücher