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Ungezaehmte Nacht

Ungezaehmte Nacht

Titel: Ungezaehmte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Schluck Tee und genoss den Geschmack und die Hitze des Getränks. Nachdem sie eine zweite Tasse eingeschenkt hatte, reichte sie sie Sarina.
    Überrascht und erfreut, strahlte die ältere Frau sie an und nahm die warme Tasse zwischen beide Hände. »Niemand weiß, in welchem der Häuser es begann, doch irgendjemand fing an, sich mit Dingen zu befassen, die man besser ruhen lässt. Die Schönheit des Glaubens der Menschen wurde beschmutzt und verdorben, und etwas Böses wurde im Tal freigesetzt. Etwas, das sich schleichend zu verbreiten schien, bis es jedes Haus erreichte. Sowie das Böse Einlass fand, nahm es langsam Gestalt an und wuchs. Man sagt, oft sei das Heulen von Geistern zu hören gewesen, da die Toten keine Ruhe mehr finden konnten. Und dann geschahen gewisse Dinge … Unfälle trafen jedes der drei Häuser, und die Familien entfremdeten sich einander. Als die Unfälle zunahmen und Menschen verletzt wurden, begannen sie, sich gegenseitig zu beschuldigen, und eine große Kluft entstand zwischen den Familien. Das war eine schlimme Sache, da die Häuser ja durch Mischehen verbunden waren. Nun standen Bruder gegen Schwester und Cousin gegen Cousine.«
    Auch Isabella legte die Hände um ihre warme Tasse, weil sie wieder zu frösteln anfing. Sie hatte die Präsenz von etwas Bösem in dem Kastell gespürt, aber Sarinas Erzählung war doch eigentlich nur eine Geschichte, um Kindern Angst einzujagen, oder nicht? »Das klingt nicht viel anders, als die Zeiten heute sind. Unsere Ländereien sind uns einfach so gestohlen worden. Man kann niemandem mehr vertrauen, Sarina, oder jedenfalls nicht, wenn Macht und Gier im Spiel sind.«
    Die Wirtschafterin nickte zustimmend. »An Tatsachen lässt sich nichts ändern – weder heute noch vor hundert Jahren. Damals kamen Gerüchte über Verschwörungen und Böses auf. Die Magie wurde nun zu anderen Zwecken als guten benutzt. Es kam nun regelmäßig zu Missernten, die zur Folge hatten, dass eine Familie zu essen hatte und andere nicht. Während sie vorher alles geteilt hatten, versuchte jetzt jedes der Häuser, seine Bestände in seiner eigenen Festung zu behalten.«
    Sarina trank einen Schluck von ihrem Tee. Draußen heulte der Wind und peitschte so heftig die Fenster des Palazzos, dass sich die Figuren in den Buntglasscheiben unter dem Ansturm zu bewegen schienen. Und trotz der frühen Stunde verlängerten und verbreiterten sich draußen schon die Schatten. Ein leises Stöhnen erhob sich, und Äste schwankten heftig hin und her und schlugen gegen die dicken Burgmauern.
    Sarina warf einen Blick hinaus und seufzte. »Dieses Haus mag das Gerede über die alten Zeiten nicht. Ich glaube, einige Überreste jener Magie sind noch vorhanden.« Sie lachte nervös. »Nur gut, dass es noch nicht dunkel ist! Bei Nacht geschehen seltsame Dinge in diesem Haus, Signorina Isabella. Wir lachen über die alten Geschichten und sagen, sie seien nur erfunden worden, um Kinder zu ängstigen und uns zu unterhalten, doch in Wahrheit kommt es tatsächlich zu merkwürdigen Vorfällen in diesem Haus, und manchmal scheinen die Wände Ohren zu haben.«
    Sofort legte Isabella tröstend eine Hand auf die der älteren Frau. »Du kannst doch nicht ernsthaft Angst haben, Sarina? Dieses Zimmer wird von Engeln beschützt.« Sie lachte leise und beruhigend. »Und von meinen Wächtern«, fügte sie hinzu und zeigte auf die steinernen Löwen am Kamin. »Sie sind meine Beschützer und würden nichts in diesen Raum hereinlassen, das hier nichts zu suchen hat«, scherzte sie.
    Sarina zwang sich zu einem antwortenden kleinen Lachen. »Ihr müsst ja denken, ich sei schrecklich alt und dumm.«
    Isabella nahm sich die Zeit, das Gesicht der Wirtschafterin eingehend zu betrachten. Es war von Falten durchzogen, die mehr auf Alter als auf Sorgen hinzudeuten schienen. Aber tief in Sarinas Augen war dieser Anflug von Verzweiflung zu erkennen, den Isabella auch schon bei Betto und anderen Dienstboten wahrgenommen hatte.
    Furcht bemächtigte sich ihrer, und ein ungutes Gefühl, das wie eine subtile Warnung war, machte sich in ihrem Magen breit. Und nicht alles war nur ihrer lebhaften Fantasie und den Nachwirkungen ihrer Begegnung mit wilden Tieren zuzuschreiben. Da war noch mehr in diesem schlossartigen Haus, vor allem eine unterschwellige Furcht, die alle Menschen hier zu teilen schienen. Aber vielleicht war es auch nur so, dass die Geschichte, die Sarina erzählte, zu dem Sturm passte, der die Fenster peitschte, und zu dem

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