Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ungezaehmte Nacht

Ungezaehmte Nacht

Titel: Ungezaehmte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
Vom Netzwerk:
Isabella wollte, dass alle gingen, bevor das Böse noch mehr an Macht gewann. »Ich danke Euch beiden, dass Ihr Eure Gattinnen mitgebracht habt, um uns miteinander bekannt zu machen.«
    Hauptmann Bartolmei berührte flüchtig die Hand seiner Frau, verbeugte sich vor den anderen und verließ das Zimmer. Sergio Drannacia nahm Violantes Arm und führte die beiden Frauen hinaus, nachdem auch er sich zuvor vor Isabella verbeugt hatte.
    Sie sah ihnen leise seufzend nach und schüttelte den Kopf. Burgen, Kastelle und Schlösser waren doch überall gleich: voller kleinlicher Rivalitäten, Misstrauen, Eifersüchteleien und Intrigen. Und dennoch war Don DeMarcos Palazzo irgendwie anders. Irgendetwas lauerte hier, wartete, beobachtete, lauschte und nährte sich von menschlichen Schwächen. Isabella war müde, ausgelaugt und sehr beunruhigt. Niemand außer ihr schien zu bemerken, dass etwas nicht stimmte; die anderen spürten die Präsenz des Bösen nicht.
    Sie wartete noch ein paar Minuten länger auf Sarina, doch als die Wirtschafterin nicht erschien und die Schatten im Zimmer immer länger wurden, beschloss Isabella, allein zu ihrem Schlafzimmer zu gehen. Es war der Raum im Palazzo, in dem sie sich am sichersten fühlte. Als sie über die großzügigen Korridore ging, blickte sie zu den Kunstwerken auf, den geschnitzten Löwen, die
    in verschiedenen Haltungen dargestellt waren, einige fauchend, andere aufmerksam beobachtend. Irgendwann beschlich Isabella das Gefühl, als folgten ihr tatsächlich verstohlene Blicke, was allerdings ziemlich absurd war inmitten all der Schnitzereien, Radierungen und Skulpturen.
    »Isabella.« Sie hörte ihren Namen von weiter unten auf dem Korridor, so leise nur, dass sie ihn beinahe überhört hätte. Für einen Moment blieb sie ganz still stehen, um zu lauschen. War es Francesca gewesen? Es hatte sich nach ihrer Stimme angehört, ein bisschen körperlos, aber das war etwas, was für Francesca typisch wäre: sich zu verstecken und sie zu rufen. Bei dem Gedanken an ihre Freundin wurde Isabella ein bisschen leichter ums Herz.
    Neugierig bog sie auf dem Korridor ab und kam sogleich zu einer Tür, von der sie wusste, dass sie zu den Dienstbotenquartieren führte. Sie war nur angelehnt, als hätte Francesca sie absichtlich offen gelassen, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Die Stimme flüsterte wieder, dieses Mal war sie jedoch so leise, dass Isabella die Worte wirklich nicht verstehen konnte. Francesca schien sie mit ihrem Spielchen auf Trab halten zu wollen.
    Da Isabella der Stimme aber nicht widerstehen konnte, schlüpfte sie durch die Tür und fand sich auf einem der schmalen Gänge wieder, die von den Dienstboten benutzt wurden, um von einem Ende des Palazzos schnell zum anderen zu gelangen. Selbst in ihrer elterlichen Burg hatte Isabella nie das Netzwerk von Dienstboteneingängen und -treppen erforscht. Neugierig folgte sie dem Gang und seinen vielen Windungen. Es gab Treppen, die hinauf- oder hinunter-, über die Gänge hinweg- oder zu wieder anderen Treppen führten. Sie waren steil und unbequem und hatten absolut nichts gemeinsam mit den kunstvollen Wendeltreppen und Freitreppen, die durch den Palazzo führten und die verschiedenen Etagen und Flügel miteinander verbanden.
    Es gab hier nur sehr wenige Fackelhalter an den Wänden, und die Schatten verlängerten sich, und zusammen mit ihnen wuchs auch eine eigenartige Traurigkeit in Isabellas Herz. Auf halber Höhe einer weiteren steilen Treppe blieb sie einen Moment stehen, um sich zu orientieren.
    Als sie gerade umkehren wollte, hörte sie das geheimnisvolle Flüstern wieder. »Isabella.« Es kam von irgendwo nicht weit vor ihr. So schnell sie konnte, stieg sie die schmale, gewundene Treppe hinauf und folgte dem leisen Geräusch. Da sie jedoch gewarnt worden war, sich von dem Flügel des Palazzos fernzuhalten, den Don DeMarco bewohnte, und nicht sicher war, ob die Treppe nicht vielleicht gerade dorthin führte, zögerte Isabella. Eine Hand auf dem Geländer, stand sie unentschlossen da und fragte sich, wohin sie unterwegs sein mochte, was eigenartig war, weil sie stets einen bemerkenswert guten Orientierungssinn gehabt hatte. Alles wirkte anders, und dieser seltsame Schatten in ihrem Herzen wurde immer größer und bedrückender. Aber man würde es ihr doch sicher nachsehen, falls sie versehentlich in den falschen Teil des Kastells geriet. Sie war fremd hier, und der Palazzo war riesig und ein wahres Labyrinth von Gängen.
    Wieder hörte

Weitere Kostenlose Bücher