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Ungezaehmte Nacht

Ungezaehmte Nacht

Titel: Ungezaehmte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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ihren Griff zu lockern begann und langsam einen Finger nach dem anderen löste. Sie konnte nur darauf vertrauen, dass Bartolmei ihre Hand erreichte, als sie sie nach ihm ausstreckte. Doch er packte sie sofort am Handgelenk und zog sie hoch und über die Balkonbrüstung. Isabella fiel gegen ihn, und beide landeten auf dem schneebedeckten Boden des Balkons.
    Für einen Moment drückte Bartolmei sie an sich und klopfte ihr in einem unbeholfenen Versuch, sie zu beruhigen, auf den Rücken. »Seid Ihr irgendwie verletzt?«, fragte er und setzte sie behutsam ab.
    Isabella zitterte so heftig, dass ihre Zähne klapperten, doch sie schüttelte den Kopf, obwohl ihre Haut sich wie vereist anfühlte. Rolando zog seine Uniformjacke aus und legte sie Isabella um die Schultern. »Könnt Ihr gehen?«
    Sie nickte. Wenn er sie zu ihrem Schlafzimmer, ihrem Bett, einem wärmendem Feuer und einer Tasse heißem Tee brachte, würde sie auch kriechen, falls es nötig war.
    »Was ist passiert? Wie seid Ihr in diese Situation geraten?« Er half ihr, sich aufzurichten, und führte sie aus dem Wind und der Kälte zu den Dienstbotengängen zurück.
    » Grazie , Signor Bartolmei. Ihr habt mir das Leben gerettet. Ich glaube nicht, dass ich mich noch viel länger hätte halten können. Ich dachte, ich hätte jemanden, den ich kenne, meinen Namen rufen hören. Aber dann fiel die Tür hinter mir zu, und ich saß in der Falle.« Beklommen folgte Isabella dem Hauptmann durch das Labyrinth von Treppen und Gängen, bis sie wieder im Hauptteil des Palazzos waren. »Bitte schickt Sarina zu mir!«, bat sie, als sie vor ihrer Tür stehen blieben. Ihre Füße waren so taub, dass sie sie nicht mehr fühlen konnte. »Es wäre mir lieber, wenn Ihr über den Vorfall schweigen würdet. Ich hätte nicht dort oben herumspazieren sollen.« Bevor er protestieren konnte, bedankte Isabella sich noch einmal und schlüpfte in ihr Zimmer.
    Schnell zog sie die Tür hinter sich zu, denn sie wollte sich nicht die Blöße geben, vor ihrem Retter in Tränen auszubrechen, und warf sich mit dem Gesicht nach unten auf das Bett. Im Kamin brannte schon ein Feuer, aber Isabella glaubte nicht, dass ihr jemals wieder warm werden würde. Sie wickelte die Hände in die Decke und lag hilflos zitternd da, nicht sicher, ob das unkontrollierbare Zucken ihres Körpers von ihrer Angst oder von der bitteren Kälte herrührte.
    So fand Sarina sie: am ganzen Körper zitternd, mit nassem, wirrem Haar und einem vollkommen durchnässten und verschmutzten Kleid. Das Alarmierendste war jedoch, dass Hauptmann Bartolmeis Uniformjacke auf der Decke lag.
    »Meine Hände und Füße brennen«, sagte Isabella, die mit den Tränen kämpfte.
    Die Wirtschafterin nahm die Sache sofort in die Hand, zog ihrem Schützling die nassen Kleider aus und rubbelte Isabella kräftig ab, steckte sie in ein frisches, warmes Nachthemd und deckte sie nach einer Tasse heißen Tees mit den dicken Daunendecken zu. »Hauptmann Bartolmeis Jacke dürfte nicht in Eurem Zimmer sein. Haben die Dienstboten Euch darin gesehen? Seid Ihr auf dem Weg durch den Palazzo irgendjemandem begegnet?«
    »Willst du nicht wissen, was geschehen ist?« Isabella wandte das Gesicht ab, weil es sie ganz krank machte, dass sie dem Tod so nahe gewesen war, die Wirtschafterin sich aber nur um Schicklichkeit zu sorgen schien. »Ich bin mir sicher, dass irgendjemand uns gesehen hat. Wir haben schließlich nicht versucht, uns zu verbergen.«
    Sarina tätschelte ihr den Rücken. »Eurer Stellung wegen müsst Ihr vorsichtig sein, piccola .«
    Isabella zuckte zusammen, weil sie diese Worte schon oft genug von ihrem Vater gehört hatte. »Das nächste Mal, wenn ich fast zu Tode komme, werde ich versuchen, dafür zu sorgen, dass es keinen Anlass zu Gerüchten bietet.«
    Sarina machte ein entsetztes Gesicht. »Ich wollte nicht …«
    Was immer die Wirtschafterin zu sagen hatte, wurde von Nicolai DeMarco unterbrochen, der in das Zimmer stürmte, ohne anzuklopfen. Seine bernsteinfarbenen Augen flackerten vor Aufregung. »Ist sie verletzt?«
    Isabella wandte den Blick dem Don zu, als sie seine Stimme hörte. »Nein, mir ist nur schrecklich kalt.«
    »Ich wünsche, allein mit ihr zu sprechen.« Trotz Nicolais Wortwahl war es ein Befehl, der keinen Widerspruch duldete.
    Er wartete, bis seine Wirtschafterin die Tür geschlossen hatte, bevor er sich auf den nun freien Stuhl setzte. Dann legte er sanft die Hand um Isabellas Hinterkopf. »Hauptmann Bartolmei sagt, du wärst

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