Ungezaehmtes Verlangen
Stich.«
»Sagte der Siebzehnte«, brummte Jag.
Eine angespannte Stille legte sich über die Halle.
»Wer ist denn der Siebzehnte?«, brach Kara das Schweigen.
Lyon biss die Zähne zusammen. »Vor Jahrhunderten haben wir siebzehn Krieger in drei Tagen verloren.«
Kara wandte den Kopf und sah ihn an. » Siebzehn ? Aber ich dachte, es gäbe nur neun von euch.«
»Heute ja«, erklärte Tighe. »Aber damals waren wir fast dreißig. Sechs Krieger sind in einer unbekannten Höhle verschwunden und niemals zurückgekehrt. Im Lauf der nächsten zwei Tage sind elf weitere Krieger in die Höhle gegangen, um die anderen zu suchen. Jeder war davon überzeugt, dass er in der Lage wäre, die anderen zu retten. Der Anführer hielt sich bei der letzten Gruppe auf. Er sagte Lyon, seinem Stellvertreter, dass niemand mehr dort hineingehen dürfte, sollte er ebenfalls nicht zurückkommen. Keiner ist jemals zurückgekehrt. Vierzehn Tage später lagen die Leichen der siebzehn Männer auf dem Boden vor der Höhle. Scheinbar unverletzt, aber unzweifelhaft tot.«
»Ich dachte, wenn ein Krieger stirbt, wird ein neuer auserwählt, genau wie bei den Strahlenden.«
»So sollte es auch sein. Aber keins von diesen Tieren ist jemals wieder aufgetaucht.«
»Jag hat recht«, sagte Paenther und begegnete Lyons Blick. »Wir wissen nicht, worauf wir uns da einlassen.« Entschuldigend sah er Kara an. »Wir wären doch dumm, wenn wir nicht unsere einzige Waffe einsetzten.«
»Ich bin ganz deiner Meinung.« Kara befreite sich aus Lyons Umarmung und stellte sich vor ihn. »Du musst mich einsetzen.«
Er ergriff ihre Schultern. »Du weißt nicht, worauf du dich da einlässt. Glaub mir.« Er wollte sich abwenden, aber sie ergriff mit überraschender Festigkeit seine Hand. Ihr Blick und ihre Stimme waren ebenfalls voller Kraft.
»Tu es für mich. Das bist du mir schuldig, Lyon. Nachdem ich in diesem Haus die Hölle durchlebt habe, will ich endlich auch wissen, warum. Für mich, für dich, für alle Krieger. Wir müssen es einfach vorher wissen.«
»Sie hat recht, Boss.« Paenther sah Lyon mit grimmiger Miene an. »Ich schwöre dir, ich habe den Laden von oben bis unten auf den Kopf gestellt, als ich nach dem bösen Fluch suchte, doch ich habe nichts gefunden. Wenn wir nicht mehr in der Hand haben, verschwenden wir nur unsere Zeit.«
Lyon fasste Karas Schulter fester und drehte sie zu sich herum. »Es wird aber wehtun.«
Sie zuckte mit den Achseln und wirkte so entschlossen wie ein Krieger. Und auf einmal begriff er, dass er sich selbst den Schmerz ersparen wollte. Den Schmerz, sie noch einmal leiden zu sehen.
Aber sie hatte recht. Genau wie Paenther. Es wäre doch idiotisch, blind in die Schlacht zu ziehen, wenn die Lösung des Problems auch durch eine kurze, schmerzhafte Prozedur herauszufinden war.
»Dann machen wir es so.« Er sah den Schamanen an. »Bist du bereit?«
»Ja.« Der Mann wirkte noch immer erschöpft. »Ich vermute, du kannst es kaum erwarten, dass ich diesen Zauber beseitige?«
»Das ist richtig.«
»Hab ich mir gedacht.«
Während Tighe dem Schamanen aufhalf, wandte sich Lyon an Hawke. »Vergnüge du dich in der Zwischenzeit. Wir bringen dich auf dem Weg zum Haus auf den neuesten Stand.«
Hawke nickte ernst.
Marina, die in der Nähe stand, lächelte Hawke an und streckte ihm die Hand entgegen. »Komm mit, Krieger.«
Lyon ergriff Karas Hand, sie folgten dem Schamanen zu einem der Büros neben dem Hauptraum. Er verlieh ihr Kraft und bekam sie in gleicher Weise von ihr zurück.
Der Schamane stand an der Tür und hob die Hand. »Die Strahlende, aber dann nur noch eine weitere Person. Ich möchte kein Publikum dabeihaben.«
Aber die Krieger beachteten ihn nicht und schoben sich leise knurrend an seiner ausgestreckten Hand vorbei.
»Wir bleiben«, erklärte Lyon im Namen aller.
Der Schamane runzelte die Stirn und blickte zu Kara. »Vielleicht willst du nicht, dass sie das sehen.«
Kara zuckte nur mit den Schultern. »Nach meinen Erinnerungen aus dem Kerker haben sie bereits alles gesehen, was es an mir zu sehen gibt. Sie bleiben.«
Der Schamane zuckte die Achseln. »Gut. Setz dich auf den Stuhl.« Er wandte seinen Blick Lyon zu. »Ich muss hinter ihr stehen, aber du solltest sie auf dem Stuhl festhalten.«
Lyon spannte die Muskeln an. Das gefiel ihm nicht. Das gefiel ihm sogar überhaupt nicht.
Er führte Kara zu dem Stuhl und kniete vor ihr nieder, nahm eine ihrer Hände in eine von seinen und legte seine andere Hand
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