Ungezaehmtes Verlangen
von seinem Platz aus, mindestens zehn Fuß von ihr entfernt, sah er die pochende Ader an ihrem Hals. Sie hatte Angst. Aber er durfte nicht zu ihr gehen.
Kougar, der älteste der Krieger und zugleich der Zeremonienmeister des Kreises, zog sein Messer hervor, klappte es auf und schlitzte eine Ader an seinem Handgelenk auf. Tighe, der neben ihm stand, reichte ihm die heilige Schale, die einst die Schädeldecke eines alten, lange verstorbenen Gestaltwandlers gewesen war. Kougar ließ sein Blut in diese Schüssel fließen, dann reichte er die Schale an Tighe weiter, der es ihm gleichtat. Einer nach dem anderen ließen die Krieger ihr Blut in die Schale strömen, bis Lyon an der Reihe war. Als ihr Anführer war er der Letzte. Er schlitzte sein Handgelenk auf und ignorierte den brennenden Schmerz. Einen Augenblick später, als das Blut nicht mehr aus dem schnell verheilenden Schnitt floss, reichte er die Schale an Kougar zurück.
Dieser stimmte einen altertümlichen Gesang an und trat in den Kreis. Kara beobachtete den Krieger mit weit aufgerissenen, wachsamen Augen, als er seine Finger in das Blut tauchte und es auf den Boden spritzte, während er sie dreimal langsam umkreiste. Schließlich kehrte er zum Hauptfeuer zurück und goss das restliche Blut hinein. Aus dem Feuer schoss eine blaue Stichflamme empor, so wie sie auch an den Fingerspitzen desjenigen auftauchen würde, der heute Nacht auserwählt werden sollte.
Kara sah Lyon an. Alle Männer im Raum wandten ihm ebenfalls ihren Blick zu. Er war der Anführer der Krieger, und so war es an ihm, als Erster zu gehen … oder die Ehre einem anderen zu überlassen.
Mein , wütete das Tier. Lyon drängte das wilde Tier heftig zurück, doch er verlor beinahe die Kontrolle.
»Paenther«, rief er. Seiner Stimme war die Anstrengung anzuhören. Er würde sie erst berühren, wenn er sicher war, dass er dazu in der Lage war, sie zu küssen und anschließend wieder von ihr abzulassen.
»Leu?«, fragte Paenther. »Bist du sicher?«
»Ich habe das Recht, die Reihenfolge zu bestimmen«, zischte Lyon. »Geh.« Als sich das Tier in ihm über den Betrug beschwerte und sein Körper vor Verlangen nach ihr bebte, stemmte er die Fäuste in die Seiten.
Während Paenther nach vorne schritt, heftete Kara den Blick auf Lyon und er konnte deutlich sehen, dass es nicht allein sein Tier war, das sich betrogen fühlte.
Paenther blieb vor ihr stehen. Er war in seine schwarze Lederhose gekleidet, die Haare fielen ihm offen auf die Schultern. Zögernd, mit hochgezogenen Schultern und zitternden Armen, wandte sich ihm Kara zu. Als der Krieger die Hände nach ihr ausstreckte, wich sie zurück.
Nur dadurch, dass Paenther ihre Unterarme so schnell packte, verhinderte er, dass sie fiel. »Ruhig, Strahlende. Ich werde dir nicht wehtun.«
»Ich mag das nicht«, murmelte sie und sah flehend zu Lyon hinüber.
Er streckte die Brust heraus und wehrte sich gegen ihre stumme Bitte.
»So wird es nun einmal gemacht«, erklärte Paenther mit leiser, angespannter Stimme.
Als er seine Hände auf die zarte Haut von Karas Schultern legte, sie an seine Brust zog, sodass er mit seinem nackten Oberkörper ihre nackte Haut berührte, und sich langsam vorbeugte, um sie zu küssen, zog sich Lyons Magen vor Eifersucht zusammen.
Die Wut hatte ihn fest im Griff, und das Tier kämpfte um seine Freiheit. Mein!
Paenther wich zurück und hob die Hände. An den Fingerspitzen waren keine blauen Flammen zu erkennen.
Lyon zitterte. Er konnte das nicht. Er konnte nicht hier stehen und zusehen, wie die anderen sie küssten und jeder sich fragte, ob sie vielleicht für ihn bestimmt war.
»Bin ich der Nächste?«, fragte Tighe.
»Nein«, knurrte Lyon. Er wollte es hinter sich bringen. Entweder gehörte sie ihm oder nicht, und wenn nicht, dann wollte er es jetzt wissen. Wenn sie es nicht war, so hatte er zumindest einen letzten Kuss bekommen. Und wenn sie es doch war? Dann würde sie kein anderer jemals mehr anfassen. Niemals . Nie wieder.
Als er in ihren Augen sah, wie erleichtert und froh sie war, als er auf sie zukam, wäre er beinahe vor ihr auf die Knie gefallen. Seine Hände zitterten, so sehr sehnte er sich danach, sie in seine Arme zu nehmen. Ausnahmsweise musste er den Impuls aber nicht unterdrücken. Als er seine Hände auf ihre nackten Schultern legte, entzündete sich seine Leidenschaft und entwickelte sich, während er mit seinem erhitzten Körper ihre seidige Haut berührte, schnell zu einem rasenden Feuer. Ihre
Weitere Kostenlose Bücher