Ungezaehmtes Verlangen
Geschäfte der Krieger zu kümmern, während er das von Pink zubereitete Frühstück zu sich nahm. Doch dann blieb er an der Tür zu seinem leeren Büro stehen. Heute Morgen hatte er keine Lust, allein zu essen.
Vielleicht würde er im Speisesaal frühstücken.
Als er das geräumige Zimmer betrat, waren bereits fünf seiner Krieger da und ließen es sich schmecken.
Jag sah ihn spöttisch an. »Oh, unser furchtloser Anführer beehrt uns mit seiner Anwesenheit.«
Wulfe, Foxx, Paenther und Kougar wandten sich ihm mit aufmerksamen, fragenden Gesichtern zu. Als käme er nur darum zum Frühstück in den Speisesaal, um Befehle zu erteilen oder Mitteilungen zu erhalten.
Hatte er denn so lange nicht mehr mit ihnen zusammen gegessen? Vielleicht. Verdammt, er war schon seit Jahren nicht mehr bei ihnen gewesen. Aber das erwartete man schließlich auch von ihm. Anführer blieben für sich.
Insgeheim wusste er, dass dies eine Lüge war. Die früheren Anführer der Krieger hatten ihre Mahlzeiten immer mit den anderen Kriegern gemeinsam eingenommen und von ihrem Recht Gebrauch gemacht, am Kopfende des Tisches zu sitzen.
Lyon hatte das nie getan, weil … er wusste eigentlich gar nicht genau, warum. Wohl, weil er es nicht gewollt hatte. Er hatte es einfach nicht gebraucht.
Und er brauchte es auch jetzt nicht.
Das war nur Karas Schuld, verdammt!
Beinahe hätte er sich umgedreht und wäre wieder gegangen. Aber wenn er das getan hätte, wäre er sich noch lächerlicher vorgekommen.
»Gibt es ein Problem, Leu?«, fragte Paenther.
Lyon sah ihn finster an. »Ja, allerdings. Ich bin hungrig.«
Jag schnaubte. »Seit wann isst du mit uns zusammen?«
»Ich bin der Anführer der Krieger. Ich kann essen, wo es mir gefällt.«
Paenther stand auf und streckte ihm zur Begrüßung den Arm entgegen. »Freut mich, dass du dich zu uns gesellst, Leu.«
Einer nach dem anderen standen die Männer auf und begrüßten ihn freundlich. Nur Jag, der als Letzter an die Reihe kam, war sichtlich nicht begeistert.
Wulfe gab Jag eine Kopfnuss. »Zeig etwas mehr Respekt!«
Jag knurrte aufgebracht, zog die Krallen jedoch wieder ein und ließ sich erneut auf seinen Stuhl fallen.
Lyon ignorierte den mürrischen Krieger. Jag war erst zu ihnen gestoßen, als Lyon schon lange ihr Anführer gewesen war. Vom ersten Tag an hatte sich Jag mit jedem im Haus der Krieger angelegt. Lyon hatte alles versucht, von ernsthaften Gesprächen bis zu strengen Strafen, doch nichts hatte geholfen. Aus einem Grund, den Lyon nicht kannte, schien Jag durch die Feindschaft zwischen ihm und seinen Genossen geradezu aufzublühen. Je mehr sie ihn hassten und ihn bestraften, desto besser gefiel ihm das.
Lyon hatte den Versuch, ihn zu ändern, schon lange aufgegeben und ignorierte ihn stattdessen einfach. Solange es seine Geduld zuließ.
Er nahm einen leeren Teller und setzte sich an das Ende des Tisches, von wo aus er die Tür im Auge behalten konnte. Für den Fall, dass Kara herunterkam.
Als wüsste er nicht auch so ständig ganz genau, wo sie sich befand.
Wulfe schob ihm zwei Platten zu. »Habt ihr letzte Nacht auch so schlecht geschlafen? Das muss von der fehlenden Strahlung kommen. Ich schlafe schon seit einigen Nächten nicht mehr richtig.«
Lyon gab sich keine Mühe zu antworten. Er hatte in der letzten Nacht zwar kaum geschlafen, aber er kannte den Grund dafür nur zu gut. Er lud sich Schweinekoteletts und Roastbeef auf den Teller. Sein Magen verlangte nach Nahrung – und die würde er bekommen.
»Wo ist Vhyper?«, fragte Lyon, nachdem der schlimmste Hunger gestillt war.
»Ich habe ihn nicht gesehen«, brummte Jag. Unter seinen stacheligen Brauen hervor betrachtete er Lyon forschend. »Fragst du dich, wie leicht sich die neue Strahlende wohl vernaschen lässt?«
Lyon umklammerte das Besteck, während seine Krallen hervorschossen und klappernd gegen den Griff der Gabel stießen. Kougars Hand legte sich schwer auf seine Schulter und brachte ihn zur Vernunft.
Jag grinste bloß süffisant.
Mit zusammengebissenen Zähnen gelang es Lyon, die Serviergabel loszulassen und das Tier zurückzudrängen, das sich seiner strengen Kontrolle gerade entziehen wollte. Verdammt, Kara gehörte ihm nicht. Er hatte also kein Recht, derart empört zu sein und sich so besitzergreifend zu verhalten. Er holte tief Luft und zwang sich zur Ruhe.
»Hol Vhyper her«, forderte er Paenther auf.
Der Krieger nickte und ging. Allmählich kam die Unterhaltung wieder in Gang. Pink servierte noch
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