Ungezaehmtes Verlangen
die nächste Strahlende frei machen musste, sollte er nicht in der Lage sein, die ursprüngliche Auserwählte auf den Thron zu bringen.
Allein bei der Vorstellung brüllte das Tier in ihm schon erschrocken auf und trieb ihm die Galle hoch. Das konnte er nicht tun. Göttin, hilf, er konnte ihr doch nicht das Leben nehmen.
Er musste ihr irgendwie durch diese schwere Zeit helfen und einen Weg finden, ihr die Angst zu nehmen. In Anbetracht ihrer augenblicklichen Gefühle war das aber eine ziemlich schwere Aufgabe. Zweimal war sie ihm beinahe entkommen. Dreimal, wenn er den Vorfall mitzählte, als sie sein Auto demoliert hatte und zurück zu ihrer Mutter gelaufen war, kurz nachdem er sie das erste Mal hatte mitnehmen wollen. Diese Frau war stark. Entschlossen. Und stur.
Sie besaß alle Eigenschaften, die eine gute Strahlende brauchte … wenn er ihr nur helfen konnte, diese Angst zu überwinden. Und wenn nicht?
Dann musste er sie vernichten.
Nein . Das Wort löste sich aus seiner Brust und schoss seinen Hals hinauf, bis er sich gerade noch beherrschen konnte, es nicht hinauszubrüllen.
Er würde diese Frau auf den Thron befördern, und wenn es das Letzte war, was er tat! Selbst wenn er sie selbst auf alles vorbereiten musste.
Mit einem Stöhnen stellte er fest, dass er vermutlich genau das würde tun müssen. Denn er war der einzige Krieger, dem sie nicht entkommen konnte.
10
Als Lyon die lange, kreisförmige Auffahrt zum Haus der Krieger hochfuhr, begann Karas Herz so heftig zu schlagen, als wollte es zerspringen. Ihr Magen krampfte sich zusammen, ihre Hände wurden feucht, und ihr Mund war trocken.
Warum ?
Ja, sie mochte dieses Haus nicht, fand es schrecklich, dass man sie zwingen wollte, einen Mann zu heiraten, den sie weder kannte noch überhaupt leiden konnte. Aber Lyon saß neben ihr. Lyon, der größte und mächtigste Mann, dem sie je begegnet war. Der Mann, der einer Gruppe von neun solchen Männern vorstand, die sie alle beschützen wollten.
Lyon parkte Tighes Wagen in der Auffahrt und stieg aus. Als Kara die Beifahrertür öffnete, wurde sie erneut von einer so heftigen Panikattacke gepackt, dass sie beinahe zurück auf den Sitz gedrückt wurde. Sie keuchte. Irgendetwas stimmte nicht. Das war doch nicht normal.
Bewirkte sie das irgendwie selbst?
Als sie sich aus dem Wagen stemmte, nahm Lyon ihre Hand. Sobald sich seine warmen Finger um ihre schlossen, ließ die Angst nach.
Er schob die freie Hand unter ihren Pferdeschwanz und umschloss mit einer sinnlichen – und dabei bestimmenden – Geste ihren Nacken. Sie schloss die Augen, gab sich der Berührung hin und genoss das Gefühl seiner Stärke, während er jene Gefühle bekämpfte, die erneut über ihn hereinbrachen.
Als sie sich gegen das Auto lehnte, strich er mit dem Daumen ihren Nacken hinauf und trieb süße Schauer über ihre Haut. Als er dann den Daumen nach unten gleiten ließ, geriet ihr Blut in Wallung. Was hatte dieser Mann bloß an sich? Er musste sie nur anfassen, und schon wurde sie zu Wachs in seinen Händen. Er brauchte sie nur zu küssen – und sie … mmh. Bei der Erinnerung daran zog sich ihr Körper vor Erregung zusammen.
Sie schlug die Augen auf und stellte fest, dass er sie beobachtete. In seinen Augen konnte sie ebenso viel Verlangen lesen, wie sie es empfand. Es war, als wenn er genau wüsste, was sie gerade gedacht hatte.
»Deine Berührung ist wie Magie«, murmelte sie.
»Niemand reagiert so empfänglich darauf wie du.« Er sprach leise, vertraulich – und dabei unglaublich sexy. Sie spürte sogleich, wie sie das erregte.
Warum war er bei der Paarungszeremonie nicht für sie ausgewählt worden? Ein Bedauern überkam sie, eine schier unerträgliche Sehnsucht, und so wandte sie hastig den Blick ab. Sie kannte ihn ja kaum länger als einen Tag – und dennoch wünschte sie sich nichts sehnlicher, als die Arme um ihn zu schlingen und ihn niemals mehr loszulassen.
Wieder drehte sie sich zu ihm um. »Ich wünschte, du wärst für mich ausgesucht worden«, sagte sie leise.
Für einen kurzen Augenblick glaubte sie, dass seine Augen genauso unglücklich wirkten wie ihre, dann war es aber wieder vorbei. Er wandte den Blick ab.
»Wir müssen hineingehen.« Seine Stimme klang schroff, doch während er sie über den gepflasterten Weg zu den Eingangsstufen führte und ihr die Haustür aufhielt, löste er seine Hand nicht von ihrem Nacken. »Besorgen wir dir etwas zum Mittagessen. Danach wirst du dich hoffentlich besser
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