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Ungezaehmtes Verlangen

Ungezaehmtes Verlangen

Titel: Ungezaehmtes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Palmer
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vorzustellen, dass sie den Felsen in ihre Hände hineinsaugte. Die Vorstellung hatte ja nichts mit der Realität zu tun. Nur dass sie kein Mensch war, oder? Sie musste sich klarmachen, dass sie eventuell zu Dingen in der Lage war, zu denen Menschen keineswegs fähig waren. Abgesehen davon, dass sie schnell heilte.
    Konzentriere dich , sagte sie zu sich. Sei ein Staubsauger .
    Der Fels unter ihr bebte und wurde unter ihren Händen heiß. Sie schlug die Augen auf, ihr Blick zuckte zu Lyon. »Soll das so sein?«
    »Ja.« Aber er war ohne jeden Zweifel überrascht. »Mach weiter. Zieh weiter.«
    »Okay …« Sie schloss die Augen und konzentrierte sich noch stärker. Dieses Mal stellte sie sich einen größeren Staubsauger vor. Eine Art Industriegerät. Das Zittern verstärkte sich, bis sie sich Sorgen machte, dass der Felsen auseinanderbrechen und sie in die Tiefe des wilden Flusses stürzen könnte.
    »Lyon?«, fragte sie mit geschlossenen Augen.
    »Mach so weiter, Kara.« Seiner Stimme war die Aufregung anzuhören. »Du machst das sehr gut.«
    Der Stein unter ihren Händen fühlte sich heiß an, beinahe zu heiß, aber sie rührte sich nicht und befahl sich, einfach weiterzusaugen. Konnte sie eigentlich das Innere der Welt nach außen kehren, wenn sie zu stark saugte?
    Und plötzlich war es keine Hitze mehr, die in ihre Handflächen stieg, sondern ein heftiger Stromstoß fuhr durch ihren ganzen Körper. Kara schnappte nach Luft, riss die Hände los und starrte Lyon ungläubig an.
    »Bist du okay?« Er nahm ihre Hände in seine. Als er sie berührte, durchströmte sie eine andere Energie. Seine Stimme klang rau, als wenn er das ebenfalls fühlte. »Neue Kraft kann wehtun, bis du dich daran gewöhnt hast.«
    »Es hat nur eine Sekunde wehgetan. Ich war bloß … überrascht.«
    Lyon untersuchte ihre Handflächen und strich mit den Daumen über ihre Haut, als glaubte er ihr nicht. Seine Berührung trieb ihr Schauer über den Leib.
    »Hast du dich verbrannt?«, fragte er.
    »So ähnlich. Konntest du die Hitze auch spüren?«
    Er nickte. »Ich mochte es kaum glauben. Ich hatte gehofft, dass das irgendwann geschehen würde, aber ich habe frühestens in ein paar Tagen damit gerechnet. Und erwartet, dass du dafür Hilfe bräuchtest.« Er sah sie anerkennend an – da wurde ihr warm ums Herz. »Gute Arbeit, kleine Strahlende.«
    Kara lächelte. Sie war in den letzten Tagen so selten glücklich gewesen, dass sie dieses Gefühl fast nicht wiedererkannt hätte. »Danke. Es hat sogar irgendwie Spaß gemacht. Es war nicht annähernd so gruselig wie heute Morgen.«
    Ein Lächeln schimmerte in seinen Augen. »Was ist denn heute Morgen passiert?«
    »Die Energie unter meiner Haut hat sich angefühlt wie … wie Würmer.«
    »Davon habe ich auch schon gehört. Es wird leichter, je stärker du wirst.«
    »Wie viel stärker kann ich denn noch werden? Ich dachte schon jetzt, ich würde ein Erdbeben auslösen.«
    Er schürzte die Lippen. »Das hast du aber nicht, nein. Durch den Kreis der Krieger beschränkt sich das Beben auf den Felsen.«
    »Das ist gut. Ich möchte nämlich nicht für eine Naturkatastrophe verantwortlich sein.«
    Erst lächelte er zaghaft, dann verzog er die Lippen zu einem aufrichtig amüsierten Grinsen, das sie so sehr freute, dass sie beinahe geweint hätte.
    Und auch in ihm geschah etwas. Sie sahen sich auf eine Art in die Augen, wie sie es zuvor noch nicht getan hatten – und sie spürte, dass sie den Halt verlor. Sie versank in den warmen, bernsteinfarbenen Tiefen seiner Augen. Nur sein kräftiger Griff um ihre Hände hielt sie noch in der Wirklichkeit fest.
    Auf einmal veränderte sich ihr Herzschlag und wurde kräftiger und intensiver, als wären sie beide in diesem Augenblick miteinander verschmolzen. Ihr Herz gehörte nicht mehr ihr allein.
    Sie wusste, was geschehen war.
    Sie hatte sich in Lyon verliebt. Und zwar ganz und gar.

 
    12
    Lyon ließ Karas Hände los und stand auf, da er sich irgendwie merkwürdig fühlte. Aus dem Gleichgewicht gebracht. Auf seiner Brust schien ein Gewicht zu lasten, das ihm die Luft nahm. Rührte das vielleicht auch von der fehlenden Strahlung her? Oder war es etwas anderes? Hatte es vielleicht mit dieser Frau zu tun?
    Kaum hatte er sie losgelassen, da zuckte Karas Blick zu den Wasserfällen. Während sie zu ihnen hinüberstarrte, umstrahlte ihre Haare ein goldener Schein, und an ihrem Hals pochte sichtbar ihr Puls.
    Was war gerade passiert? Sie hatte gelächelt, und da war es um

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