Ungezaehmtes Verlangen
Krieger ermordet haben. Den letzten Jaguar.«
»Und der Geist dieses Jaguars hat dann … Jag gefunden? So funktioniert das doch, oder?«
»Ja. Nach dem Tod eines Mannes flieht der Geist des Tieres zu dem stärksten Therianer, in dessen Adern das Blut seines Geschlechts fließt. Jag war der Stärkste.«
»War er ein Kind?«
»Nein. Kinder sind selten die Stärksten. Jag war zu dem Zeitpunkt schon über siebzig Jahre alt.«
»Weshalb haben die Hexer Jaguar denn getötet?«
Lyons Gesichtsmuskeln spannten sich. »Sie wollten die Klinge der Dämonen. Sie waren immer der Ansicht, dass es eigentlich ihre Aufgabe sei, sie zu bewachen – und wir waren immer anderer Meinung. Der Streit um die Bewachung der Klinge hat mehr als einmal zu einem Krieg zwischen uns geführt.«
»Ich kann gar nicht glauben, dass irgendjemand freiwillig gegen dich und deine Männer in den Krieg zieht.«
»Die Hexer verfügen über ausreichend Magie, um die Chancen auszugleichen. Sie verfügen über Magie und über eine noch größere Portion Überheblichkeit.«
»Wie meinst du das?«
»Die meisten von ihnen denken, dass ihnen alle anderen Wesen unterlegen sind. Vollkommen unterlegen sogar. In ihren Augen sind Therianer kaum besser als die Tiere, in die wir uns verwandeln können – oder konnten. Menschen zählen überhaupt nicht.«
»Gibt es denn nur die drei unsterblichen Geschlechter? Die Therianer, die Hexer und die Dämonen?«
»Es hat noch andere gegeben, aber wir sind die einzigen, die überlebt haben.«
»Sind die Hexer genauso stark wie ihr?«
»Körperlich nicht. Aber sie haben so ihre Methoden… Meistens gehen sie uns nur auf die Nerven. Leider müssen wir vorsichtig sein und dürfen sie nicht einfach umbringen, wenn es uns passt. Während wir die Erdenergie durch unsere Strahlende erhalten, sind die Magier und Hexer ein Teil der Natur an sich. Zumindest waren sie das früher einmal. Bevor sie einen Großteil ihrer Macht geopfert haben, um die Dämonen einzusperren, konnten die Magier die Natur beeinflussen oder sogar kontrollieren: das Wetter, das Wachstum der Bäume und die Fortpflanzung vieler Lebewesen auf der Erde.«
»Das hört sich an, als wären sie beinahe Götter gewesen.«
Lyon brummte, während er in dieselbe Straße mit Wohnhäusern einbog, in die Hawke vorhin auch gefahren war. »Dafür halten sie sich auch. Aber seit ihrem Machtverlust beschränkt sich ihr Einfluss auf ein paar Zaubersprüche. Das Gefährlichste an ihnen ist, dass sie unseren Verstand beeinflussen können.«
»Wie meinst du das?«
»Sie können uns täuschen. Uns verhexen. So gewinnen sie im Allgemeinen die Oberhand, bevor wir überhaupt wissen, dass sie uns schon wieder den Krieg erklärt haben. Sie können die Täuschung allerdings nicht lange aufrechterhalten und müssen dazu einen Therianer berühren. Wenn ein Therianer vermisst wird, vermuten wir deshalb dahinter auch immer einen Angriff der Magier.« Tief aus seiner Kehle tönte ein Knurren. »Allerdings bereiten wir diesen Kriegen meist sehr schnell ein Ende.« Seine Stimme hatte einen finsteren Unterton bekommen, der Kara verriet, dass die beteiligten Magier im Allgemeinen nicht überlebten.
Lyon parkte den Landrover, und sie stiegen aus. Der Himmel war jetzt bedeckt, dunkle Wolken zogen vorüber, und der Wind war stärker geworden. Kara zog den Reißverschluss ihrer Jacke hoch und lief neben Lyon auf den Wald zu, durch den man den Wasserfall erreichte.
»Sie haben die Krieger verzaubert, weil sie die Klinge der Dämonen stehlen wollten?«, fragte sie und musterte ihn dabei. Der Wind wehte durch seine Haare, sodass die kräftigen Linien seines schönen, herben Gesichts hervortraten.
»Das ist üblicherweise ihr Ziel.«
»Wozu brauchen sie die Klinge?«
»Wir und diese Klinge sind das einzige Mittel, das den Großen Dämon und seine Bande befreien könnte.«
»Ich muss gestehen, dass ich diese Logik nicht verstehe.«
Er sah sie finster an. »Wir würden ihn niemals freilassen. Und deshalb geben wir auch niemals die Kontrolle über diese Klinge auf.«
»Was ist so gefährlich daran, den Hexern die Klinge zu überlassen, wenn sie die Dämonen ohne euch ohnehin nicht befreien können?«
»Die Hexer haben sich schon immer leichter von dem Dämon lenken lassen als wir. Und obwohl der Große Dämon fest in der Klinge eingeschlossen ist, gibt es immer noch Böses auf der Welt, das seine Rückkehr ersehnt. Wir bewachen die Klinge, denn wir können nicht böse werden.«
»Sehen
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