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Ungezaehmtes Verlangen

Ungezaehmtes Verlangen

Titel: Ungezaehmtes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Palmer
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denn Hexer auch so aus wie wir? Wie wir Menschen, meine ich?«
    »Die meisten schon. Nur ihre Augen sind anders. Echte Hexer haben Kupferringe um die Iris. Das ist ein sehr markantes Zeichen.« Er sah sie streng an. »Wenn du jemals Leute mit solchen Augen siehst, dann lauf weg und sag sofort einem der Krieger Bescheid.«
    »Würdet ihr sie töten?«
    »Kommt drauf an. Wenn sie dich bedrohen, würde ich sie auch töten. Ja.«
    Kara schob die Hände in die Jackentaschen und zog bei diesen harten Worten die Schultern zusammen. Seine schlichte Erklärung wirkte berauschend und erschreckend zugleich. Sie zweifelte nicht daran, dass er es ernst meinte. Wieder einmal wurde sie daran erinnert, welche Bedeutung sie für die Männer haben musste.
    Die Strahlende.
    Als sie den Wald erreichten, hob Lyon einen tief hängenden Zweig, damit sie darunter hindurchgehen konnte. »Früher konnte man die Magier noch an etwas anderem erkennen. Am Cantric. Bei manchen sieht man ihn auch noch. Deshalb solltest du wissen, um was es sich dabei handelt.«
    »Was also ist ein Cantric?«
    »Ein geflochtener Kupferkreis, der die natürliche Zauberkraft der Magier verstärkt. Jedem Magier wird ein Cantric eingesetzt, sobald er erwachsen ist. Ohne ihn besitzen die Magier kaum noch Zauberkraft.«
    »Sie haben kupferfarbene Kreise in den Augen und tragen welche am Körper, um ihre Kraft zu verstärken?«
    »Das ist kein Zufall. Kupfer ist eines ihrer Elemente.«
    »Wo werden ihnen diese Cantrics denn eingesetzt?«
    »Sie werden unter die Haut implantiert. An welcher Stelle, das hängt von der jeweiligen Person und von dem Jahrhundert ab, in dem sie geboren wurde. Früher trugen die Magier die Cantrics im Gesicht, gewöhnlich auf der Wange. Man konnte die Umrisse unter den Wangenknochen deutlich erkennen; häufig haben sie die Haut darüber tätowiert, sodass der Cantric nicht zu übersehen war. Die Menschen wussten, dass sie sich vor diesen Wesen, die sie für Hexer hielten, in Acht nehmen mussten. Nachdem im Zuge der Hexenjagd im siebzehnten Jahrhundert ein halbes Dutzend Magier gefangen und auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden war, hatte es mit den sichtbaren Cantrics schnell ein Ende. Die meisten Magier haben die Cantrics aus dem Gesicht entfernt und sie an einer verdeckten Stelle wieder in ihren Körper eingesetzt.«
    Die Anzahl der Felsen nahm zu, bis der Weg zwischen den Bäumen hindurch zu einer richtigen Schlucht wurde. Der Wind wehte den Pferdeschwanz gegen ihre Wange, und sie schob ihn zurück. »In meinem Zimmer gibt es ein Gemälde von einem Löwen, der mit seiner Pranke einen Kopf niederdrückt. Auf diesem Gesicht ist ein Kreis zu sehen. Ein glänzender Kupferkreis.«
    Lyon nickte. »Das Bild stammt von einem therianischen Künstler, der damit an meinen Sieg über den obersten Magus im Jahr 1738 erinnern wollte. Der oberste Magus ist ihr Anführer.«
    Kara starrte ihn mit offenem Mund an und hielt ihren Pferdeschwanz fest, damit er ihr nicht wieder ins Gesicht wehte. »Dann ist das ein Bild von dir?«
    Er begegnete ihrem Blick, und sie bemerkte einen Anflug von Stolz in seinen Augen. »Richtig.«
    Siebzehnhundertachtunddreißig. Ein Bild von dem Sieg eines Löwen über einen Mann, der ein wichtiger Hexenkönig gewesen war. Es war also real. Nicht nur real, denn der Sieger, der Löwe , ging ja gerade neben ihr her. Ein Mann. Wie sollte sie sich jemals an all das gewöhnen?
    »Lebst du wirklich schon seit siebenhundert Jahren?«
    »Ja.«
    Zusammen kletterten sie über den Felsweg zu dem Stein der Göttin. Sie musste sich beeilen, um mit Lyons Riesenschritten mitzuhalten. Er nahm ihre Hand, legte seine warmen Finger um ihre und zog sie hinter sich her. »Bist du bereit, noch einmal die Kraft in dich aufzunehmen?«
    »Aus dem Felsen?«
    »Aus der Erde. Ja. Sie kommt aus wesentlich größeren Entfernungen als nur aus dem Felsen.«
    »Warum müssen wir dann an diese Stelle kommen? Warum machen wir das nicht im Garten?« In der Ferne heulte die Alarmanlage eines Autos los und bildete einen seltsamen Gegenpol zu ihrer merkwürdigen neuen Realität.
    »Der Stein der Göttin ist heilig. Es ist die Stelle, an der sich die Erdenergie am stärksten konzentriert. Hier kannst du Verbindung zur Erde aufnehmen. Wenn diese Verbindung erst einmal besteht, kannst du die Energie überall dort beziehen, wo du Zugang zur Erde hast. In dieser Hinsicht ist jede Strahlende anders.«
    »Ist die Erde denn nicht überall?«
    »Lass es mich anders formulieren.

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