Ungezaehmtes Verlangen
ihn geschehen! Es war ganz so, als hätte man ihm die Beine weggerissen. Als hätte er auf einmal das Gleichgewicht verloren.
Göttin, er durfte ihrer Versuchung doch nicht erliegen. Was hatte er sich bloß dabei gedacht, sie allein hierherzubringen? Er hätte zumindest einen der anderen mitnehmen sollen. Hawke hätte sie vorbereiten können, und er hätte einfach nur aufgepasst. Oder Vhyper. Er hätte ihren Partner einladen sollen. Schließlich wäre er ja dabei gewesen, um dafür zu sorgen, dass Vhyper nicht wild wurde. Aber allein bei der Vorstellung, dass die Schlange Kara berührte, schoss eine heiße Welle der Eifersucht durch seinen Körper.
Verdammt, er musste die Kontrolle behalten. Unbedingt!
*
Kara wandte sich wieder zu Lyon um. Sie fühlte sich erstaunlich wackelig auf den Beinen. Als hätte sich die Erde unter ihren Füßen geneigt. Sie liebte ihn.
Was war das nur für ein Quatsch?
Sie holte tief Luft und hatte Schwierigkeiten, sich hinzusetzen. Was sie für Lyon empfand, spielte keine Rolle, solange er davon überzeugt war, dass sie Vhyper heiraten musste. Vielleicht gab es ja doch irgendwo ein Schlupfloch. Lieber Gott, es musste irgendwo ein Schlupfloch geben!
Vielleicht sollte sie fürs Erste so viel über diese Welt und ihre Rolle darin herausfinden, wie sie nur konnte.
Sie beobachtete, wie der Wind an Lyons dichten Haaren zerrte und er sie mit seinen rätselhaften katzenartigen Augen betrachtete.
»Was ist der Zweck dieses … Energieschubs?« Sie verschränkte die Finger vor sich. »Was kann ich damit anfangen?«
»Du brauchst diese Energie, damit du den Thron besteigen kannst.«
»Du verwendest immer das Wort besteigen . Ich gehe aber doch nicht wirklich irgendwohin, oder?«
Lyon wandte sich von ihr ab. »Nein. Du ziehst einfach nur die Energie aus der Erde – und wir alle teilen sie.«
»Wie denn?«
»Du hast jedenfalls nichts zu befürchten.«
In ihrem Kopf schrillten die Alarmglocken. Sie stand auf und starrte ihn an.
»Ach was! Wenn du mir erklärst, dass ich nichts zu befürchten habe, dann weiß ich doch ganz genau, dass ich mir sogar die größten Sorgen machen muss. Spuck es aus, Lyon. Und lass ja nichts aus.«
»Später«, erwiderte er ungeduldig. »Du musst erst wieder an die Arbeit gehen.« Doch dabei sah er ihr nicht in die Augen. Das hatte sie doch alles schon einmal durchexerziert und würde es nicht noch einmal tun.
»Auf gar keinen Fall. Du hast mich in die Paarungszeremonie geschickt, ohne mir zu sagen, dass dort ein Ehemann für mich ausgewählt wird, und jetzt siehst du ja, was dabei herausgekommen ist. Wehe, du wagst es, mich noch einmal unvorbereitet in eine solche Situation zu bringen.«
Er biss die Zähne zusammen und schwieg.
Kara verschränkte die Arme. »Für den Fall, dass du es noch nicht bemerkt haben solltest: Auf diese Weise nimmst du mir jedenfalls nicht die Angst.«
Er sah sie finster an. »Es wird dir nicht gefallen.«
»Sag es mir trotzdem. Es ist besser, wenn ich vorbereitet bin.«
Verärgert wandte er sich ab und begann nervös auf und ab zu gehen. »Wenn die Inthronisierung vorüber ist, erhältst du einen Energieschub, wie du ihn noch nie zuvor erlebt hast. Nicht nur du, sondern wir alle. Danach sind wir auch wieder in der Lage, die Gestalt zu wandeln.«
»Wie schön. Und? Verrat mir den Rest, Lyon.«
Er blickte hinaus auf den Fluss und dann wieder auf den Weg. Überallhin, nur nicht zu ihr. Schließlich fasste er sich und sah ihr in die Augen.
»Die Inthronisierung erfordert Blut. Und … auch Sex.«
Kara machte große Augen, denn das Wort hatte seltsame Auswirkungen auf ihren Puls. »Sex? Während des Rituals?«
Lyon zuckte mit den Schultern. »Das ist notwendig, weil Körper und Geist erst in dem Augenblick sexueller Erlösung vollkommen offen sind. Erst in diesem Augenblick bist du in der Lage, die Energie der Erde aufzunehmen und zu deiner eigenen zu machen.«
Sie dachte an die Paarungszeremonie. Wie sie alle darauf gewartet hatten, von ihr geküsst zu werden. Alle .
»Sex mit wem? Wie oft? «
»Herrgott, Kara, wir sind doch nicht durch und durch animalisch. Einmal. Mit deinem Mann.«
»Mit Vhyper.« Sie fröstelte bei der Vorstellung, dass er sie vor allen anderen bedrängen und gegen ihren Willen in sie eindringen würde. Auch vor Lyon . »Ich werde vor acht Männern ganz gewiss keinen Sex haben!«
»Wir sehen dabei nicht zu.«
»Aber ihr seid dabei … anwesend?«
»Natürlich. Wir müssen dich berühren, wenn du
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