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Ungezaehmtes Verlangen

Ungezaehmtes Verlangen

Titel: Ungezaehmtes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Palmer
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einem Instinkt heraus oder auch aus purem Glück hatte sie diesen Weg gewählt. Doch während eines Drader-Angriffs fühlten sich zwanzig Yards wie zwanzig Meilen an. Schließlich erreichten sie den ersehnten Pfad und sprangen auf den flachen Stein hinunter.
    Lyon riss Kara zu Boden und warf sich schützend auf sie. »Erstrahle, Kara! Versuch es! « Die Drader stürzten sich auf sie beide, aber er spürte nur ein paar Bisse. Sie hatten es ohne Zweifel auf Kara abgesehen. Er erstach die, die sich in Reichweite seiner rechten Hand befanden, und den anderen riss er mit der Linken das Herz heraus. Zugleich stimmte er den Gesang an, um den Kreis zu bilden.
    Unter sich spürte er, wie Karas Energie aufflackerte und wieder erlosch, als wäre die Kraft, über die sie vorher verfügt hatte, auf einmal verschwunden. Oder die Energie hatte gar nichts mit der Strahlenden zu tun gehabt, sondern hatte immer nur von dem Cantric in ihrer Hüfte hergerührt.
    Er konzentrierte sich ganz auf den Kreis, spürte, wie sich die mystischen Kräfte sammelten und schließlich ganz gegenwärtig waren. Als die Drader von ihrem Opfer ablassen mussten, wurde sein Trommelfell von einem hohen Kreischen erschüttert. Er blickte über seine Schulter zurück und beobachtete, wie sich die Wolke langsam erhob und in der Nacht verschwand.
    Lyon atmete schwer, das Herz hämmerte in seiner Brust. Sie war so nah. Zu nah. Er rollte sich von Kara herunter, stand auf und bemerkte die blutigen Bisse an ihren Armen und Beinen. Und den dunklen Blutfleck am Saum ihres Nachthemdes, der ihn daran erinnerte, warum sie fortgelaufen war.
    Sie war eine Hexe. Alles, was er für sie empfunden hatte, alles, wovon er geträumt hatte, war eine Lüge gewesen. Ihre Kraft, ihre Verletzlichkeit, ihre Zartheit. Alles nur Lügen.
    Diese Lügen würde er ihr vielleicht sogar noch verzeihen, denn im Krieg und in der Liebe war alles erlaubt, nur eines nicht. Sie hatte Gefühle in ihm geweckt. Sie hatte mit einem Zauberspruch sein Herz geöffnet, sodass er die Leere darin gesehen hatte. Und auf einmal hatte er die Leere schmerzlich gespürt, sie hatte gebrannt wie Salz auf einer Wunde.
    Und all das war nichts als eine Täuschung gewesen.
    Sie stieß sich vom Boden ab und stand blutüberströmt vor ihm, wobei sie wie ein Boxer vor der nächsten Runde die Arme schützend vor ihren Körper hielt. In ihren Augen sah er die Gefühle eines in die Enge getriebenen Tieres, das um sein Leben kämpfte.
    War sie das denn? In die Enge gedrängt? Er wusste es nicht.
    Ihm war nur klar gewesen, dass er sie fangen musste. Dass er sie retten musste. Aber als seine Finger alarmierend brannten und seine Reißzähne in die Länge wuchsen, da war er sich nicht mehr sicher, ob er sie nicht selbst umbringen würde.
    *
    »Ich hasse dich.« Kara stürzte sich wütend auf Lyon, hielt jedoch sofort inne, als sie einen hellen Funken in seinen Augen bemerkte. Seine Iris vergrößerte sich, und er blitzte sie aus vollkommen bernsteinfarbenen Augen wütend an.
    In ihre Wut mischte sich ernsthafte Angst.
    Er ergriff ihre Schultern und bohrte seine Klauen in ihre Haut. »Was hattest du vor, Kara? Wolltest du die Kontrolle über uns übernehmen?«
    »Nein! Ich habe nichts gegen euch …«
    »Wolltest du unsere Abwehr zerstören, damit du … etwas tun konntest?« Er schüttelte sie. »Was hast du getan?«
    Sie versuchte ihm ihr Knie in die Lenden zu rammen, aber er war schneller und wehrte den Stoß mit seinem eigenen Knie ab. Sie bekam kaum ein Wort heraus. Vor Empörung über diese ungerechten Anschuldigungen. Und weil alles, was sie über ihn gedacht hatte, falsch gewesen war.
    »Ich dachte, ich wäre ein Mensch. Ein Mensch . Du hast mich aus meinem Leben gerissen, du hast darauf bestanden, dass ich eine Therianerin sei, du hast mir erklärt, ich sei die Strahlende und dazu bestimmt, für den Rest meines Lebens für euch die Versorgerin zu spielen. Ich weiß nicht, was ich bin . Ich habe auch niemals vorgegeben, es zu wissen.« Sie trat gegen sein Schienbein, was zwar ihren nackten Zehen nicht gut bekam, aber irgendwie musste sie ihrer Wut doch Luft machen. Sie musste ihm wehtun. Irgendwie. Denn, lieber Gott, es brachte sie ja um den Verstand, dass er sie so getäuscht hatte.
    »Du hast gesagt, du würdest mich beschützen – und ich habe dir vertraut. Ich habe dir so sehr vertraut .«
    Er knurrte und stieß sie grob mit dem Rücken gegen die Felswand. Seine Reißzähne glänzten. »Was hast du mit mir gemacht, du

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