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Ungezaehmtes Verlangen

Ungezaehmtes Verlangen

Titel: Ungezaehmtes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Palmer
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und versuchte irgendwie zur Tür zu kommen. Zum ersten Mal war ihre panische Angst begründet.
    Sie war eine Hexe. Und Lyon würde sie umbringen.
    Die Tür flog auf, Licht strömte in den zertrümmerten Raum. Im Türrahmen tauchten die Umrisse von Paenther und Tighe auf. Paenther stürzte sich sogleich auf Lyon, während Tighe ihr die Hand entgegenstreckte.
    »Komm aus dem Zimmer, Kara.« Er schob sie in den leeren Flur und schloss die Tür vor dem wütenden Löwen.
    Blind vor Tränen rannte sie mit verletzter Hüfte und gebrochenem Herzen die Treppe hinunter. Mit einem unterdrückten Schluchzer riss Kara die Haustür auf und floh in die Nacht hinaus.
    *
    »Leu! LEU ! Verdammt, Löwe!«
    Als Lyon in die blutrünstigen Gesichter von Paenther und Tighe sah, die die Zähne fletschten, lichtete sich der Wutschleier um ihn ganz langsam. Er lag mit dem Rücken auf dem harten Fußboden des zertrümmerten Zimmers. Karas Zimmers.
    Kara .
    Er versuchte, sich wieder in den Griff zu bekommen, und spürte, wie sich seine Krallen zurückzogen. »Lasst mich hoch!« Die beiden ließen ihn los, und sogleich sprang er auf. »Wo ist sie?«
    »Ich habe sie hinausgebracht, bevor du sie verletzen konntest«, erklärte Tighe.
    Lyons Blick fiel auf den verfluchten blutverklebten Kupferring, der neben dem zertrümmerten Bett auf dem Boden lag. Er hob ihn auf und warf ihn Paenther zu.
    »Ein Cantric!«, zischte der Panther und sah ihn aus seinen schwarzen Augen überrascht an. »Kara?«
    »Ja.« Lyon schloss die Augen und versuchte, sie mit seinem Suchinstinkt zu orten.
    »Willst du sie selbst umbringen, oder darf ich es tun?«, fragte Paenther in brutalem Ton.
    Lyons Krallen schnellten hervor, er hielt sie drohend vor Paenthers Gesicht. » Rühr sie ja nicht an . Sie gehört mir.«
    Plötzlich hatte er sie geortet. Draußen. Außerhalb des Hauses. Zum Teufel!
    Lyon rannte zur Tür, ohne das Blut auf seiner schnell verheilenden Haut zu beachten. In zwei Riesensätzen war er die Treppe hinunter, dann preschte er durch die Haustür und schoss in die Nacht hinaus, nachdem er noch schnell die Tür hinter sich gesichert hatte.
    Sie ist eine Hexe! , schrie sein Verstand. Überlass sie den Dradern . Aber die Drader kümmerten sich nicht um Magier. Sie würden sie gar nicht weiter beachten. Aber er musste wissen, wie sie es geschafft hatte, ihnen vorzugaukeln, dass sie die Strahlende wäre, die Auserwählte.
    Er musste es einfach wissen!
    Tief in ihm knurrte sein Tier. Sie war doch Kara. Kara.
    Aber jetzt wusste er Bescheid. Sie war eine Hexe.
    Sie war der Feind.
    *
    Kara folgte dem Geräusch des Flusses. Zweige peitschten über ihre Wangen und verfingen sich in ihren Haaren, doch sie lief einfach weiter. Sie flüchtete vor Lyons Messer und vor der schrecklichen Erkenntnis, dass sich der Mann, den sie liebte und der versprochen hatte, sie zu beschützen, auf einmal gegen sie gewandt hatte.
    Verflucht sollte er sein. Verflucht soll er sein!
    Während sie rannte, sah sie seine wütenden Augen ständig vor sich.
    Ihre Hüfte schmerzte, ihre Lungen brannten. Sie hatte kein Ziel. Keinen Plan. Sie wusste nicht, wo sie hingehen sollte.
    In einem blutigen Nachthemd. Kein Hausbewohner war wohl erpicht darauf, so jemanden mitten in der Nacht vor seiner Haustür zu sehen.
    Es war ja auch egal. Lyon würde sie ohnehin überall finden. Diese Erfahrung hatte sie schon mehrfach gemacht. Wenn sie glaubte, ihm entkommen zu können, machte sie sich etwas vor. Er wusste immer, wo sie war, und würde ihr folgen. Bereit, ihr mit seinem Messer das Herz herauszuschneiden.
    Obwohl er dafür gar kein Messer brauchte. Denn er hatte es bereits getan.
    Die Nacht war klar, der Mond stand voll und hell am Himmel und leuchtete ihr den Weg, während sie dem Rauschen der Wasserfälle folgte. Ein starker Wind ließ den Schweiß auf ihrer Haut erkalten. Sie war vollkommen durchgefroren, doch sie lief einfach weiter, denn sie hatte keine Ahnung, was sie sonst tun sollte. Zurück konnte sie nicht.
    Sie wusste nicht einmal, wie lange oder wie weit sie gelaufen war, als sie schließlich am Waldrand stehen blieb, sich mit dem Rücken gegen einen Baumstamm sinken ließ und nach Luft ringend ihre Taille umklammerte. Mit brennenden Lungen und Füßen, die von Ästen und Steinen geschunden waren, starrte sie auf den glitzernden Potomac.
    Sie legte die Hand auf ihre Stirn. Was sollte sie bloß tun? Sollte sie es wagen, Hilfe zu holen? Menschliche Hilfe? Was würde Lyon tun, wenn jemand

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