Ungezogen
Costa
Er ist zurück. Und er stört mich. Er macht nichts von dem, wozu ihn unsere Firma angeheuert hat. Zumindest im Augenblick nicht. Allein seine räumliche Anwesenheit macht mich unruhig und unfähig, mich zu konzentrieren.
Warum nur muss er ausgerechnet in unserem Büro arbeiten? Warum nur? Gibt es keinen anderen Platz für ihn?
Anscheinend nicht. Offenbar gibt es im gesamten Haus keinen freien Schreibtisch außer neben meinem hier in der Personalabteilung.
Deshalb habe ich diesen freiberuflichen IT-Kerl auf der Pelle sitzen. Er soll in den kommenden sechs Wochen das neue Computersystem unserer Firma installieren. Es werden lange sechs Wochen werden, wenn er weiter so herumhängt wie jetzt und vor meiner Nase seine Muskeln und was sonst noch alles spielen lässt.
Wir sind eine konservative Firma mit strengen Regeln. Anzug- und Krawattenzwang für die Kerle, elegante Röcke und Blusen für die Mädels. Eigentlich eine gute Sache für einen vierzigjährigen, alten Vogel wie mich. Bei meiner stämmigen Figur würde ich ganz schön blöd in engen Tops und Jeans aussehen. Okay, ich weiß, dass es Weiber meines Alters gibt, die in diesen Outfits herumlaufen. Aber wissen Sie, ich möchte mir ein Stück Anständigkeit bewahren.
So viel Anständigkeit nun wiederum auch nicht, wenn ich einen verstohlenen Blick zu ihm werfe. Es ist heiß heute und so schwül wie in der Hölle. Er trägt dieses enge schwarze T-Shirt, das an seinen Brust- und Bauchmuskeln und seinem Bizeps klebt. Ich habe von Technik keinen blassen Schimmer und weiß deshalb auch nicht, was er - verdammt noch mal - überhaupt macht. Aber was immer es auch sein mag, es sieht verdammt danach aus, dass er sich zugleich bestens in Szene setzt.
Er lehnt sich in seinem Sessel zurück und präsentiert ungeniert seinen Schritt. Oder liegt es an mir, dass ich darauf glotzen muss? Als ob das nicht schon verletzend und beleidigend genug wäre, ist er auch noch Motorradfahrer. Was bedeutet: enge, lederne Motorradkluft und schwere, bedrohliche Stiefel mit Reißverschlüssen und Schnallen.
O mein Gott!
Warum beeindruckt mich das dermaßen? Er ist überhaupt nicht mein Typ, darüber hinaus ist er mindestens zwanzig Jahre jünger als ich. Ich bin bestimmt nicht auf jüngere Männer aus, und trotzdem, ich kann nicht aufhören, mir vorzustellen, wie er sich aus seinen Klamotten schält. Immer und immer wieder.
Er ist dieser Fitnesstyp, stramm und mit gebräunter Haut. In meiner Vorstellung ist jedes Teil an ihm so. Mit Ausnahme seines herrlichen Schwanzes. Ihn stelle ich mir vor wie ein rotes Monster, dick und geädert und heiß, heiß, heiß.
Während ich auf einem fetten Stapel von Personalakten hocke - alte Papierakten, die manuell in das neue System eingegeben werden müssen -, beobachte ich Edward, das Objekt meiner Begierde, und stelle ihn mir nackt vor.
Langsam steht er auf und zieht, in meine Richtung gewandt, den Saum seines dunklen T-Shirts aus seiner Hose. Tug, tug, tug, zieht er an ihm, bis das Shirt endlich draußen ist, um es anschließend geschmeidig abzustreifen.
Oh, was für einen schönen Körper er hat. Ein Traum nur? Nein, es ist Wirklichkeit. Wie Heidekrauthonig glänzt sein Torso, meine Hände streichen über das Manilapapier der Akten und empfinden das profane Material plötzlich wie straffes Fleisch und seidige Haut.
Er starrt mich an und zwingt mich, ihn anzusehen. Aber nicht nur seinen Körper, auch sein schönes Gesicht. Er ist wirklich schön mit seinen dunkelblauen Augen, einem weichen, aber maskulinen Mund und einem frechen, kleinen Spitzbart, der zu seinem dicken, braunen Haar passt, das er nach hinten gekämmt trägt.
Sehr bedacht berührt er einen seiner Nippel und zieht damit die Aufmerksamkeit auf das Piercing. Ich frage mich, ob er noch an anderen Stellen gepierct ist. Seine ozeantiefen Augen glitzern verschmitzt, so als ob er mich verstanden habe.
»Soll ich es dir zeigen?«
Seine Hände liegen auf der schweren Gürtelschnalle, seine Finger klopfen darauf.
»Jane, soll ich es dir zeigen? Die neue Login-Prozedur?«
Ich sehe ihn idiotisch an. Er lehnt sich über den Sessel, um meine Tastatur zu sich zu ziehen.
»Ähm ... ja ... ist schon alles eingegeben?«
Eine Welle von herrlich schwülstigem Herren-Cologne weht zu mir herüber. Er schwitzt, aber das macht nichts. Es ist animalisch. Es macht meinen Mund wässerig, und nicht nur ihn. Eine Million Hormone schießen durch mich hindurch, und nicht nur die Schwüle macht
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