Ungezogen
musste den Hals recken, um den Mann überhaupt ansehen zu können. So, wie er neben ihrem Wagen stand, überragte er diesen deutlich. Zweifellos hatte er sich so positioniert, um sich zu schützen, falls sie eine Waffe ziehen würde. Doch sie hatte keine Waffe. Sie hatte überhaupt nichts bei sich, und sie war hier draußen ganz allein.
Nervös rutschte sie auf ihrem Sitz herum und fühlte sich ... unbehaglich. Ja, Angst war das vorherrschende Gefühl, das sie durchströmte. Große Angst.
Der Polizist beobachtete sie genau, hatte dabei eine Augenbraue hochgezogen. Das Mondlicht schien so auf ihn herab, dass der Großteil seines Gesichts im Schatten lag, doch sie konnte seine Augen erkennen. Er blickte sie intensiv an, während er seinen Ausweis hervorholte und gegen ihr Wagenfenster presste.
»Haben Sie ... Haben Sie etwas dagegen, wenn ich das telefonisch überprüfe? Nur um ganz sicherzugehen?«, fragte sie.
»Fragen Sie niemals um Erlaubnis«, erwiderte die raue Stimme. »Das ist Ihr gutes Recht.«
Sie befeuchtete ihre trockenen Lippen. Der Kerl war echt, keine Einbildung.
Verlegen griff sie nach ihrem Handy.
Doch sie erstarrte in der Bewegung, als plötzlich Licht in ihren Wagen fiel. Es strömte durch das Fenster herein, da er seine Taschenlampe auf sie gerichtet hatte, um sie beobachten zu können. Das Leuchten machte Karina nervös, sie kam sich vor, als würde sie plötzlich im Rampenlicht stehen. Und er konnte sie nun genau begutachten. Ihr kurzes, aufreizendes, goldfarbenes Kleid war ihr gefährlich weit hinaufgerutscht, und das grelle Licht ließ ihre Beine erstrahlen.
Ebenso wie ihre Brüste.
Ihr Sicherheitsgurt drückte das sich vorwölbende Fleisch gegen den tiefen Ausschnitt ihres Kleides. Das eindringende Licht schien auf ihrem Dekollete zu verweilen und all die winzigen Erhebungen ihrer Gänsehaut zu erhellen - sowie die beiden Rundungen, die ihre Kleidung nicht länger verdecken konnte.
Sie warf dem Officer einen schnellen Blick zu, doch das Licht bewegte sich nicht. Die Hitze stieg ihr in den Kopf, und die quälende ... Angst ... machte sich in ihrem Bauch breit. Sie nahm ihr Handy, bewegte sich dabei aber nun weitaus vorsichtiger.
Nachdem sie einmal tief Luft geholt hatte, wählte sie 911. Der Officer wartete ebenso wie sie gespannt, während sie ihre Lage erklärte. So, wie der Polizist vor ihr stand, wirkte er schon ziemlich gespenstisch. Halb im Schatten verborgen, überragte er sie und beobachtete sie genau ...
Sie warf erneut einen Blick auf seinen Ausweis und las der Frau am anderen Ende der Leitung die Dienstnummer vor. Als ihr die Frau bestätigte, dass Officer Steele dem Polizeirevier von Caulfield angehörte und momentan im Dienst war, verunsicherte Karina ihre eigene Reaktion. Eigentlich hätte sie erleichtert sein sollen, doch das war sie nicht. Sie empfand eher das Gegenteil.
»Vielen Dank«, flüsterte sie in das Telefon.
Steele. Das passte.
Sie klappte das Handy zusammen, ließ es auf den Beifahrersitz fallen und legte erneut beide Hände ans Lenkrad.
»Führerschein?«
»Oh, ja.« Rasch griff sie nach ihrer Handtasche. Dieses Mal war sie sich ganz sicher. Das Licht war auf den tiefen Ausschnitt ihres Kleides gerichtet. Sie musste noch etwas tiefer im Handschuhfach graben, bis sie ihre Fahrzeugpapiere gefunden hatte, und sie machte sich schon Sorgen, dass ihre Oberweite dabei komplett aus dem Kleid purzeln würde.
Gleichzeitig hörte sie, wie sich der vor dem Wagen stehende Officer räusperte.
War er ...? Spürte er ...? Erschrocken über die Richtung, die ihre Gedanken nahmen, reichte sie ihm die gewünschten Papiere und sah dann nervös an sich herab. Alles befand sich an Ort und Stelle, doch war ihr Körper bei weitem nicht so gut bedeckt, wie sie es sich in diesem Moment gewünscht hätte. Sie fühlte sich entblößt und verletzlich - und das in mehr als nur einer Hinsicht.
»Würden Sie bitte aus dem Wagen aussteigen, Ms Cole?«
Abrupt wandte sie sich ihm zu, und ihre Oberschenkel verspannten sich. »Aussteigen?«
Er machte einen Schritt nach hinten.
»Oh ... Okay ... Natürlich.« Ihre zitternde Hand glitt vom Türgriff ab, da sie auf einmal sehr nervös war. Was hatte sie denn nur getan?
Obwohl er sich ein kleines Stück von ihr entfernte, spürte sie, wie er seinen Blick nur noch intensiver auf sie richtete. Er musterte ihre Riemchen-Highheels und ließ dann seinen Blick an ihren nackten Beinen emporgleiten. Daraufhin zögerte sie kurz. Doch dann
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