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Ungleiche Paare

Titel: Ungleiche Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Bittrich
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Brüste hinter einem undurchsichtigen Vorhang verbarg. Aber nun konnte ich gleichermaßen meine Jeans anbehalten und mich ungefährdet danebenlegen.
    So lagen wir auf dem fleckenlos hell bezogenen Schaumstoff, Hannah anscheinend unbefangen, ich verzagt, mit untauglicher Lektüre, im verwirrend rot-weiß gestreiften Licht.
    Tat sie nur so, als ob sie las? Nein. Sie las wirklich. Sie blätterte gelegentlich um, nicht hastig, sondern in plausiblem Rhythmus. Und sie atmete vollkommen ruhig. Dann war meine Nähe gleichgültig? Ich bemühte mich um Konzentration. Ich fixierte die Wortknäuel. Ich versuchte einzusteigen in die unentzifferbaren Sätze, die zu viel anKenntnis voraussetzten oder absichtsvoll verrätselt waren. Ich gelangte ans Ende des ersten Absatzes, ohne auch nur drei zusammenhängende Wörter wiederholen zu können, während in der Hitze die Zeilen ineinanderschmolzen.
    Pött, pött, pött – man hörte einen der restaurierten alten Holzkähne durchs Wasser schieben, behaglich blubbernd mit zwei tapferen Zylindern. Was für ein unbeschwertes Geräusch! Unter der schwankenden Persenning da draußen saßen jetzt Freizeitkapitäne beim Kaffee. Wie beneidenswert harmlos!
    Und näher, unterm Balkon, jenseits des kleinen Kräutergartens und seiner Ziegelmauer, schlenderten Leute auf dem Elbuferweg. Man vernahm ihre Stimmen, wie träge Seifenblasen schwebten die Laute herauf, aus herrlich belanglosen Gesprächen. Radfahrer kurvten vorbei und hielten ihr Gesicht in den Fahrtwind. Auf der Uferwiese spielten Dreizehnjährige Fußball und gingen im Wettkampf auf, schrien, fluchten, jubelten, kaum dreißig Meter entfernt, unendlich weit von der Anstrengung hier, die das Liegen zur Qual machte.
    »Puh, das ist aber doch ganz schön heiß«, murmelte ich.
    Sie blickte von ihrem Buch auf, überrascht, als müsse sie eine unvermutete Störquelle orten. Wahrhaftig, sie hatte gelesen. »Willst du eine Badehose haben?«, fragte sie so teilnahmsvoll, dass ich mich schämte. »Ich könnte dir eine geben, von Dirk.«
    Ich schluckte. Was bedeutete das? Dass ich für diesen Augenblick den Platz ihres Mannes einnahm? Oder dass es vollkommen gleichgültig war? Dass nur mir der Kopf schwirrte, während sie sich nicht die geringsten Gedanken machte?
    »Ich habe sogar eine drunter, eine Badehose«, antwortete ich. »Wenn es dich nicht stört?«
    »Überhaupt nicht«, sagte sie unfassbar gleichmütig.
    Ich erhob mich mit einiger Mühe und ging die paar Schritte über die Schwelle der Schiebetür ins Wohnzimmer. Dort war es wohltuend dunkel. Außerhalb ihres Sichtfeldes zog ich die Jeans aus. Meine karierten Boxershorts hatten Bermudalänge. Ich war damit in der Nordsee geschwommen, aber eine reguläre Badehose war eigentlich etwas anderes.
    »Pött, pött, pött«, machte ich albern nach, als ich auf den Balkon zurückkehrte. »Diese alten Tuckerboote klingen so anheimelnd, finde ich. Schön, dass die jetzt wieder genutzt werden.«
    Sie hob den Blick, als hätte ich etwas außergewöhnlich Abwegiges geäußert.
    »Die Dieselmotoren haben zehn PS«, fügte ich hinzu und musste die Wörter hervorwürgen, während ihr Blick meine Knöchel erfasste und die Beine aufwärtswanderte.
    »Und der Klang«, fuhr ich heiser fort, »dieses Blubbern kommt daher, dass der Motor das Kühlwasser ansaugt und durch den Auspuff ...« Ich unterdrückte ein »hinausspritzt«, obwohl es immer so aussah bei diesen Booten. »Ausstößt« ging auch nicht. »Prustet« vielleicht. Ich schluckte wieder. Es lief falsch.
    »Komm her«, sagte sie besänftigend und hob einen Arm.
    »Deshalb klingt es so blubbernd«, murmelte ich. »Streng dich nicht an.« Sie legte ihr Buch beiseite. »Komm.«
    Gehorsam machte ich einen Schritt auf sie zu. Auf einenArm gestützt, hatte sie den Oberkörper leicht er hoben wie bei einer Rückengymnastik im Vormittagsfernsehen. Den anderen Arm streckte sie nach mir aus, sonderbar graziös. Aber dann packte sie mich am Oberschenkel und zog mich zu sich. Ich sank auf die Knie, ihre Hand legte sich auf meinen Rücken und holte mich zu ihr. Bestürzt und hilflos sank ich weiter und hatte das Gefühl, in einen schmelzenden Körper zu tauchen, dessen dünne Kleider keine Rettung boten vor dem Ertrinken.
    »Das ist es jetzt«, schoss es mir durch den Kopf, obwohl ich wie ohnmächtig auf ihr lag. Und während sie versuchte, mich zu küssen, und ihre Lippen über meine Wangen tasteten, wurde es warm und heiß und feucht, und ich stöhnte und

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