Unglückskeks - Angermüllers achter Fall
rausgesucht. Märkische StraÃe. Dat is irgendwo drüben in St. Lorenz Süd. «
Der Kriminalhauptkommissar winkte ab.
»Wir fahren nach Stockelsdorf, Anja-Lenas Adresse. Steven beseitigt da noch die Spuren des gestrigen Abends.«
Sollte ihn diese Mitteilung überrascht haben, so lieà Jansen sich nichts davon anmerken.
»Ach nee, so wat macht der, ja?«, fragte er nur und verzog dabei verächtlich den Mund.
Steven wiederum konnte sein Erstaunen nicht verbergen, als plötzlich die beiden Polizisten vor ihm standen. Allerdings sah er für Angermüllers Dafürhalten auch ein wenig schuldbewusst drein.
»Ah, guten Morgen! Anja-Lena nicht zu Hause. Alles in Ordnung?«, fragte er gleichzeitig so freundlich wie besorgt.
»Es ist alles in Ordnung, Steven. Wir haben nur ein paar kurze Fragen an Sie. Dürfen wir reinkommen?«
Ohne die Antwort auf Angermüllers höfliche Frage abzuwarten, drängelte sich Jansen wortlos an dem jungen Chinesen vorbei in die Wohnung.
»Kommen Sie, ja, bitte kommen Sie!«
Sie nahmen an dem groÃen Tisch vom Vorabend Platz, auf dem zwei Vasen mit Herbstblumen standen, Angermüllers Orchideentopf, Jansens und noch zwei weitere Prosecco Flaschen sowie eine Packung Pralinen. Der Couchtisch, die Sofaecke, die Küche â alles war perfekt aufgeräumt und sauber. Aufrecht saà Steven auf seinem Stuhl und musterte durch seine groÃe Brille sehr aufmerksam die Beamten.
»Also, Herr Li, oder Steven, im Rahmen einer Ermittlung müssen wir Ihnen ein paar Fragen stellen. Aus welchem Grund sind Sie nach Deutschland gekommen?«
»Für Studieren.«
»Und was war das noch mal, was Sie studieren wollten?«
»Medizinische Ingenieurwissenschaften.«
Seine Stimme war fest, doch der schnelle Lidschlag des jungen Mannes verriet seine Nervosität.
»Für dieses Fach sind Sie also speziell hierher nach Lübeck gekommen?«
»Hatte ich schnell Studienplatz bekommen, aber lieber wollte ich Psychologie studieren.«
»Psychologie, ja, das haben Sie uns schon gestern Abend erzählt«, fuhr Jansen gereizt dazwischen.
»Jetzt bekomme ich Platz für Psychologie, ist besser für mich.«
»Das kann ja sein. Aber den Antrag für Ihr Visum haben Sie ganz anders begründet.«
»Visum? Ich verstehe nicht â¦Â«
Jetzt wirkte Steven ziemlich verunsichert.
»Stellen Sie sich doch nicht dümmer, als Sie sind!«
Kommissar Jansen war jetzt sehr unfreundlich, und Angermüller fand es an der Zeit, sich wieder einzumischen.
»Sie möchten gerne in Deutschland studieren, das verstehe ich. Aber wie mein Kollege schon sagte, haben Sie im Antrag für Ihr Visum einen ganz anderen Grund angegeben.«
»Ja, das stimmt«, antwortete Steven und senkte den Blick.
»Also bitte sagen Sie es uns, wofür haben Sie Ihr Visum erhalten?«
»Ich sollte bei meinem Onkel in der Küche arbeiten. Onkel hat Restaurant nicht so weit von hier.«
»Ja und?«, blaffte Jansen.
»Nicht so einfache Geschichte«, wand sich Steven, dem die ganze Situation höchst peinlich zu sein schien.
»Erzählen Sie sie uns. Wir haben Zeit«, forderte Jansen ihn auf. Seine auf den Tisch trommelnden Finger sagten allerdings etwas anderes.
»Onkel Wenzhong ist älterer Bruder von meiner Mutter. Viel älter als sie. Ist schon ganz lange in Deutschland, 30, 40 Jahre, weià nicht genau, mit Restaurant. Er hat meiner Mutter geschrieben. Seine Frau ist gestorben, sein Sohn weg. Onkel ist alt und krank und allein. Er braucht Hilfe bei Restaurant.«
Der junge Chinese seufzte.
»Ich kenne ihn gar nicht. Meine Mutter hat gesagt, wir müssen altem Onkel helfen. Nach Tod meines Vaters ging es uns nicht sehr gut. Meine Mutter hat vergessen, dass Onkel uns da nicht geholfen hat.«
Steven unterbrach sich und schüttelte den Kopf.
»Hat gar nicht geholfen! Aber ich wollte immer studieren, gerne im Ausland. Vielleicht ich kann beides machen, habe ich gedacht. Für Onkel arbeiten und studieren. Aber das âºBambushausâ¹Â â¦Â«
Fragend schaute ihn Angermüller an.
»So heiÃt Restaurant. Ist schon ganz alt. Ich wollte Onkel wirklich helfen, habe gesagt, was muss neu und anders. Onkel versteht nicht mehr, vergisst alles. Ich hatte keine Lust, schlechtes Essen zu kochen in schlechtem Restaurant. Aber Onkel sagt immer Nein. Ist hart wie Stein.«
Wieder
Weitere Kostenlose Bücher