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Unglückskeks - Angermüllers achter Fall

Unglückskeks - Angermüllers achter Fall

Titel: Unglückskeks - Angermüllers achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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aufgeregte Pirouetten drehten, bevor sie sich auf den langen Flug nach Süden machten. Angermüller rätselte immer noch über das wahre Motiv für Jansens eifrige Nachforschungen zu Stevens persönlichen Verhältnissen. Hatte er ihn intuitiv gleich mit dem Toten vom Bahndamm in Verbindung gebracht, war es einfach nur eine Abneigung gegen den jungen Chinesen oder steckte etwas ganz anderes, sehr Persönliches dahinter?
    Â»Das ist sehr kollegial von dir, wie du dich um unsere Anja-Lena sorgst, finde ich.«
    Es gab keine Antwort für Angermüller.
    Â»Und, hast du dir schon überlegt, wie du ihr das beibringen wirst?«
    Â»Nee.«
    Mehr sagte Jansen dazu nicht, setzte den Blinker und nahm rasant die 90 Grad Kurve nach rechts in Richtung Klein Parin.
    Â»Na ja, egal wie. Wenn du nicht so hartnäckig gewesen wärst, hätten wir jetzt auch keinen neuen Ansatzpunkt in unserem Fall.«
    Es gelang Angermüller nicht, seinem Nebenmann auch nur ein weiteres Wort zu entlocken, bis sie den Parkplatz vor dem ›Bambushaus‹ erreicht hatten, doch er war überzeugt, dass bei seinem Kollegen so etwas wie Eifersucht im Spiel sein musste. Als er seine fast zwei Meter aus dem Dienstwagen gehievt hatte, sah der Kriminalhauptkommissar in der Auffahrt gegenüber eine große blonde Frau eine Person im Rollstuhl in Richtung der kleinen Villa schieben, die dort auf einem Hügel stand. Da fiel es ihm wieder ein, wo er den Namen Grootmühlen schon einmal gehört hatte.

    Am unteren Rand des Daches drehte sich eine Reihe roter Lampions mit gelben Troddeln im Wind. Vier Fenster gingen zur Straße, über jedem ein Schild mit chinesischen Schriftzeichen und dann übersetzt ›Restaurant Bambushaus‹, darunter ein schon ziemlich verblasstes Plakat ›Chinesisches Buffet – All you can eat – 5 Euro‹. Zwei riesige goldfarbene Löwenfiguren wachten zu beiden Seiten des Eingangs in den historischen Flachbau. Außerdem wurde die Tür zum Restaurant von einem Baldachin aus gekreuzten Bambushölzern beschirmt.
    Innen dominierten die Farben Rot und Schwarz, überall lange, kräftige Bambusstäbe als Raumteiler, Stühle aus Bambusrohr, Bambuspflanzen als Dekoration, die wahrscheinlich künstlich waren, wie Angermüller angesichts der schwachen, indirekten Beleuchtung unter der niedrigen Decke mutmaßte. Schwach glänzte der Lack des Mobiliars, und zwischen den Wasserpflanzen eines trüben Aquariums schwamm kein einziger Fisch. Dieser Ort hatte seine besten Zeiten lange hinter sich.
    An einem Tisch ganz hinten an der Wand verloren sich zwei Gäste, sonst herrschte gähnende Leere. Als Angermüller sich nach einer Bedienung umsah, löste sich eine Gestalt aus dem Dunkel, und eine auffallend kleine Chinesin kam auf ihn und Jansen zu. Die dauergewellten Haare waren schwarzgrau meliert, und sicherlich befand sie sich längst im Rentenalter.
    Â»Guten Tag, bitte schön. Guten Tag, bitte schön«, wiederholte sie gleichförmig und wedelte mit zwei riesigen, schwarz-roten Mappen, die wohl die Speisekarten enthielten.
    Â»Danke, wir brauchen keine Speisekarte«, lehnte Angermüller freundlich ab.
    Â»Buffet da drüben bitte, fünf Euro. Was trinken?«
    Hatte sie vorher ziemlich gleichgültig geklungen, so war ihr Ton jetzt fast unfreundlich zu nennen. Sie wies in eine Ecke, wo auf einer Anrichte ein paar wenige Schüsseln und Platten mit irgendwelchen Speisen lieblos um einen Reiskocher gruppiert waren. Es sah eher nach Resteverwertung als nach üppigem Büffet aus.
    Â»Was trinken?«, insistierte sie ungeduldig.
    Â»Vielen Dank. Wir würden gern den Chef, Herrn Jiang, sprechen.«
    Angermüller und Jansen zeigten ihre Dienstausweise, worauf die Alte sich wortlos umdrehte und wieder im Dunkel des Flurs verschwand, der aus dem Gastraum ins Nirgendwo zu führen schien.
    Â»Mit mir kommen«, befahl sie, als sie wieder aufgetaucht war. Die beiden Kommissare folgten ihr durch den Gang, in dem sich synthetischer Toilettensteinduft mit Küchengerüchen mischte, und fanden sich in einem ebenfalls nicht sehr hellen, mit Akten und Papieren vollgestopften Büro wieder, wo hinter einem riesigen Schreibtisch ein alter Mann fast verschwand. In seiner Hand hielt er eine Zigarettenspitze mit brennender Zigarette, die Luft in dem kleinen Raum war erfüllt von Tabakqualm. Ganz langsam hob er seinen Kopf,

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