Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unglückskeks - Angermüllers achter Fall

Unglückskeks - Angermüllers achter Fall

Titel: Unglückskeks - Angermüllers achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
seufzte er und hob hilflos die Schultern.
    Â»Ich habe ein paar Wochen probiert. Jeden Tag in dunkle Küche, in dunklem Restaurant. Mittag und Abend. Ich habe geputzt, gekocht, alles gemacht aus den Sachen, die Onkel eingekauft hat. War gar nix los da. Ich hab Vorschlag gemacht, nur abends öffnen, bessere Gerichte, nicht ›All you can eat‹ für 5 Euro mit nur schlechte Sachen. Onkel hat gesagt Nein.«
    Â»Und da sind Sie dort wieder weggegangen?«, wollte der Kriminalhauptkommissar wissen.
    Â»Ja. Onkel wollte auch nicht für meine Arbeit bezahlen. Hat mich rausgeschmissen, als ich für Lohn gefragt habe.«
    Die Geschichte klang plausibel für Angermüller und er verstand nicht, warum Steven erst nicht hatte darüber reden wollen. Vielleicht hatte er Angst, sofort ausreisen zu müssen, wenn er nicht den Job im Restaurant machte, wie ursprünglich in seinem Antrag angegeben. Jansen hatte offensichtlich das Gleiche gedacht.
    Â»Und warum erzählen Sie niemandem, dass Sie hergekommen sind, um im Restaurant Ihres Onkels zu arbeiten? Auch Frau Kruse weiß darüber ja scheinbar nicht Bescheid.«
    Ratlos sah der Chinese zu den Beamten und hob seine Schultern.
    Â»Was sagt eigentlich Ihre Familie dazu, dass Sie jetzt so lange von zu Hause weg sind?«
    Angermüller, der gerade das Foto mit dem gespiegelten Gesicht des Toten vom Bahndamm hervorholen wollte, verstand nicht ganz, worauf Jansen mit seiner Frage hinaus wollte. Aber irgendwie schien Steven immer mehr in sich zusammenzusinken, als ob sich seine ganze Energie in Nichts auflöste. Mit hängendem Kopf saß er am Tisch und blieb stumm.
    Â»Ihre Mutter vermisst Sie doch bestimmt?«
    Er nickte.
    Â»Und Ihre Frau und Ihre kleine Tochter sind sicher überhaupt nicht begeistert, so lange auf Sie verzichten zu müssen«, stellte Jansen fest. In seinem Gesicht stand satte Genugtuung, wie Angermüller mit Erstaunen bemerkte.
    Â»Nein, sind nicht sehr glücklich darüber«, sagte Steven leise. »Ich will Geld sparen für nach Beijing fliegen erste Semesterferien.«
    Entspannt lehnte sich Jansen zurück. Er schien erfahren zu haben, was er hatte erfahren wollen. Um der Routine Genüge zu tun, legte Angermüller, dem langsam etwas schwante, dem jungen Mann das Foto des Opfers vor. Der beugte sich lange darüber, besah es sich sehr gewissenhaft und wiegte dann seinen Kopf.
    Â»Könnte vielleicht sein, könnte nicht sein.«
    Â»Aber Sie glauben, ihn vielleicht schon mal gesehen zu haben?«, vergewisserte sich Angermüller, der von Stevens Antwort ziemlich verblüfft war.
    Â»Ich weiß nicht sicher. Mann sieht komisch aus.«
    Angermüller bedeckte die eine Gesichtshälfte mit einer Hand.
    Â»Und so? Erkennen Sie da die Person vielleicht besser?«
    Â»Bisschen besser«, nickte Steven, »ja, kann sein, ich habe einmal gesehen.«
    Â»Und wo war das? Und wann?«
    Der Kriminalhauptkommissar konnte es gar nicht fassen und sah erfreut zu seinem Kollegen, der sich in eine Zuschauerrolle zurückgezogen hatte.
    Â»War in ›Bambushaus‹, ganz am Anfang ich hier gekommen.«
    Â»Also vor einem halben Jahr ungefähr«, sinnierte Angermüller zufrieden. »Und was machte der Mann da?«
    Â»Ich glaube Besuch. Ist direkt in Büro zu Onkel. Aber ich war nicht dabei. Ist bald wieder gegangen. Wahrscheinlich, weil Onkel nicht viel hört und nicht viel spricht.«

    Â»Gratuliere, Claus! Da hattest du ja den richtigen Riecher!«
    Â»Mmh«, war die einsilbige Reaktion.
    Â»Was ist los, du freust dich ja gar nicht?«
    Â»Nu wart doch ma ab. Erst ma sehen, ob dat stimmt, wat der uns erzählt hat. Du hast ja mitgekriegt, dass der nicht immer alles sagt.«
    Â»Aber wirklich, ich bin total beeindruckt! Wie du so zielsicher auf diese Verbindung gekommen bist. Unglaublich!«
    Jansen sagte nichts, warf nur einen skeptischen Seitenblick auf Angermüller. Dem bereitete es richtig Vergnügen, dem Kollegen auf den Zahn zu fühlen.
    Â»Also, ich meine, dass der verheiratet ist und ein Kind hat und Anja-Lena nichts davon erzählt, das ist ja wirklich ein Ding.«
    Voller Ingrimm schaltete Jansen einen Gang höher und gab Gas.
    Â»Dat kannst du laut sagen.«
    Schnurgerade verlief die Pohnsdorfer Landstraße, rechts und links Wiesen in üppigem Grün, dazwischen abgeerntete Felder, erste Vogelschwärme darüber, die

Weitere Kostenlose Bücher