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Unglückskeks - Angermüllers achter Fall

Unglückskeks - Angermüllers achter Fall

Titel: Unglückskeks - Angermüllers achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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als die fremden Besucher vor ihm standen. Die Bedienung trat nah an ihn heran und sagte ihm laut etwas auf Chinesisch ins Ohr, worauf er mit letzter Kraft ein Nicken zustande zu bringen schien.
    Â»Entschuldigung, spricht der Chef Deutsch?«, fragte Angermüller etwas unsicher die Kellnerin.
    Â»Ja, spricht. Aber muss laut sprechen.«
    Â»Alles klar, danke. Lassen Sie uns dann bitte allein?«
    Die Frau drehte sich abrupt um und wieselte mit einem verächtlichen Schnauben durch den langen, dunklen Flur davon. Angermüller erklärte Jiang, wer sie waren, und war sich nicht sicher, ob der das überhaupt begriff. Das Unternehmen, von dem alten Restaurantbesitzer verwertbare Antworten auf ihre Fragen zu bekommen, stellte sich als fast undurchführbar heraus. Die meiste Zeit ging sein Blick irgendwo ins Leere, Hals und Kopf schienen im Hemdkragen verschwinden zu wollen. Ab und zu saugte er an seiner Zigarettenspitze und blies den Rauch durch Mund und Nase wieder aus. Mit der runzligen Haut und den tief hängenden Lidern erinnerte der Mann den Kriminalhauptkommissar an eine Schildkröte. Den geforderten Ausweis erhielten die Beamten auch nach dreimaligem Nachfragen nicht, nur eine abgegriffene Visitenkarte des ›Bambushauses‹ wurde Jansen in die Hand gedrückt.
    Â»Is ja auch schietegal«, murmelte der, seufzte und gab das Teil an seinen Kollegen weiter.
    Â»Also, Sie sind Herr Jiang Wenzhong«, bemühte sich Angermüller nach einem Blick auf den Namen um verständliche Aussprache und hob seine Stimme, sodass er sicherlich auch vorne im Gastraum zu vernehmen war. »Wir haben hier ein Foto. Erkennen Sie den Mann?«
    Der alte Chinese starrte auf die gedoppelte Abbildung vom Gesicht des Toten, scheinbar ohne zu verstehen, was die beiden Männer überhaupt von ihm wollten.
    Â»Verstehen Sie mich? Ich möchte von Ihnen wissen, ob Sie diese Person kennen.«
    Der Kopf, der kurz zum Betrachten des Bildes ein Stück weit hervorgekommen war, zog sich wieder zurück. Auf eine Reaktion warteten die Kommissare jedoch vergeblich. Stattdessen ließ er den Zigarettenstummel in einen übervollen Aschenbecher vor sich fallen und drückte ihn mit seinen dürren Fingern aus.
    Â»Versuchen wir es doch einmal so«, nahm Angermüller einen neuen Anlauf, »vor ein paar Monaten kam Ihr Neffe hierher, Li Cheng, der sollte bei Ihnen in der Küche arbeiten …«
    Plötzlich kam Leben in den greisenhaften Herrn, der faltige Hals reckte sich und der Kopf schob sich wieder aus dem Kragen.
    Â»Li Cheng, Neffe, pah!«, knurrte er böse. »Nix taugt. Fauler Junge. Meine Schwester hat schlecht erzogen.«
    Er machte eine verächtliche Handbewegung.
    Â»Ist weg. Kommt nicht wieder.«
    Â»Ihr Neffe hat uns jedenfalls gesagt, dass dieser Mann hier auf dem Foto damals bei Ihnen im Büro gewesen ist, Sie besucht hat. Erinnern Sie sich daran, Herr Jiang? Stimmt das?«
    Doch da war der Mann schon wieder in seinen lethargischen Zustand zurückgefallen, nahm überhaupt keine Notiz mehr von der vor ihm liegenden Abbildung und sah Angermüller nur unverwandt an. Der wiederum hob die Schultern und suchte ratlos Jansens Blick. Ein leises Grummeln ertönte im selben Moment.
    Â»Ich glaub, das war mein Magen«, entschuldigte sich der Kriminalhauptkommissar leise, »so langsam müsst ich mal was essen.«
    Â»Ich auch. Aber lass uns bloß hier abhaun. Auch wenn ich vor Hunger dod umfallen würde, in dem Schuppen ess ich nichts.«
    Claus Jansen schüttelte sich. Plötzlich rappelte sich der Alte aus seinem hölzernen Lehnstuhl hoch, den kunstvolle Drachenschnitzereien zierten, und streckte Angermüller und Jansen die Hand entgegen. Er war ein recht großer Mann, was im Sitzen so gar nicht zu erkennen gewesen war.
    Â»Auf Wiedersehen, meine Herren! Hoffentlich zufrieden gewesen mit Speisen in ›Bambushaus‹«, sagte er laut und vernehmlich, lächelte maskenhaft, machte eine höfliche Verbeugung und wies ihnen den Weg hinaus.
    Â»Also mit Nicos Schüchternheit hat das aber nichts zu tun gehabt, dass der hier nichts erreicht hat. Ich denke, der alte Herr ist nicht nur schwerhörig, sondern auch schon ganz schön dement. Ziemlich traurig, wie der hier so allein vegetiert«, stellte Angermüller fest, als sie den finsteren Flur in Richtung Gastraum gingen.
    Â»Das war also nichts, aber einen Versuch haben wir

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