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Unglückskeks - Angermüllers achter Fall

Unglückskeks - Angermüllers achter Fall

Titel: Unglückskeks - Angermüllers achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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mit den Mädchen besucht hatte, stellte sich langsam so etwas wie Routine ein, zählte der Termin am Nachmittag schon zu seinen alltäglichen Verrichtungen. Die zweckorientierten Gebäude, die langen, gleichförmigen Gänge und der technisch hochgerüstete Raum auf der Intensivstation verloren langsam ihre übermächtige, einschüchternde Wirkung.
    Astrids sichtbare Verfassung unterschied sich zwar nicht von der bei den Besuchen zuvor, doch die Aussagen der Ärzte schienen von Tag zu Tag an vorsichtigem Optimismus zu gewinnen. Auch wenn noch nicht klar war, wann Astrid aus dem künstlichen Tiefschlaf geholt und wie ihr Zustand nach dem Aufwachen sein würde, ob und welche Schäden vielleicht zu befürchten waren, sah Georg schon zunehmend beruhigt in die Zukunft.
    Auch Julia und Judith wirkten nicht mehr ganz so verunsichert, ob aus Gewöhnung oder Überzeugung, konnte er nicht beurteilen, doch war er froh, wenn die für die beiden bestimmt nicht einfache Situation etwas von ihrer Bedrohlichkeit verlor. Sie hatten sich für den heutigen Abend zwei Schulfreundinnen zum Übernachten nach Hause eingeladen, mit denen sie gemeinsam die Pfannkuchen backen wollten. Georg fand es entlastend, dass auch in ihren Alltag wieder so etwas wie Normalität einkehrte, dass sie am Abend für Gesellschaft sorgten und nicht allein waren.
    Angermüller stand am Fenster des Besprechungsraums, wo sich seine Leute zum Austausch über die neuesten Ergebnisse und Entwicklungen in ihrem Fall versammelten und die Gestaltung des nächsten Tages besprechen wollten, bevor sie in den Feierabend gingen. Von Westen näherten sich Wolkenberge dem immer noch mattblauen Himmel. Die lange Folge ruhiger, lichter Septembertage neigte sich wohl ihrem Ende entgegen. Wind war aufgekommen und malte unruhige Linien auf das Wasser der Kanal-Trave.
    Â»Dann fang ich doch mal an«, verkündete Thomas Niemann, als sie alle vollzählig um den Tisch versammelt waren, und nahm ein paar Computerausdrucke zur Hand.
    Â»Also, zu meiner Anfrage nach dem Foto von dem chinesischen Geschäftspartner des Teeladenbesitzers aus Reinfeld haben wir leider noch kein Ergebnis.«
    Â»Warum dauert das denn so lange?«, fragte Anja-Lena ebenso verwundert wie unzufrieden. Angermüller beobachtete sie mit mehr Aufmerksamkeit als sonst, ob sie sich irgendwie anders benahm, ob ihr die Erkenntnisse über Stevens Familienstand bereits zu Ohren gekommen waren. Aber außer, dass sie jeglichen Blickkontakt mit Claus Jansen zu vermeiden suchte, fiel dem Kriminalhauptkommissar nichts weiter auf.
    Â»Keine Ahnung. Vielleicht macht die Botschaft in Peking gerade Betriebsausflug.«
    Â»Die feiern im September auch das Mittherbstfest in China und haben da ein paar Feiertage. Aber das ist, glaube ich, erst nächste Woche«, erklärte Anja-Lena. Aufmerksam registrierte Angermüller den schrägen Seitenblick, den sie dafür von Jansen erntete.
    Â»Aber«, Niemann machte eine geheimnisvolle Miene, »die Anfrage wegen des Geschäftsmannes hat sich in gewisser Hinsicht ohnehin erledigt. Denn wir wissen inzwischen, um wen es sich bei unserem Opfer handelt.«
    Â»Ach?«
    Anja-Lena war genauso überrascht wie die anderen, die noch nichts von der Recherche ihrer Kollegen im ›Bambushaus‹ wussten.
    Â»Wem haben wir die Erkenntnis denn zu verdanken?«
    Kollege Teschner schaute sich neugierig um.
    Angermüller wollte Jansen den Vortritt lassen, sich den Beifall für seine Ermittlungsinitiative – auch wenn diese auf einem ganz anderen Erkenntnisinteresse fußte – abzuholen, doch der verschränkte die Arme vor der Brust und sah konzentriert auf die Kappen seiner Sportschuhe. Es war klar, er wollte nicht der Überbringer der schlechten Nachrichten über Steven sein. Aber auch Angermüller verspürte keine Lust darauf, jetzt den jungen Chinesen als Tippgeber zu nennen und Anja-Lenas Fragen beantworten zu müssen. Deshalb formulierte er ganz neutral: »Also, wir haben einen Hinweis bekommen auf ein Chinarestaurant mitten auf dem Lande kurz hinter Bad Schwartau. In Grootmühlen ist das, und der Laden heißt ›Bambushaus‹.«
    Â»Aber da sind wir doch Montag schon gewesen«, kam es erstaunt von Nico Timm, der sofort errötete. »Wir haben da nur einen sehr alten, sehr schwerhörigen Chinesen getroffen, der auch ziemlich schlecht Deutsch sprach.

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