Unglückskeks - Angermüllers achter Fall
Bremsschlauch und dann vom Benzinkanister erzählte.
»Bist du denn noch mal bei der Polizei gewesen? Jetzt müssen die doch was unternehmen!«
»Mirko hat das mit dem Auto übernommen. Er hat ganz gute Verbindungen zur Polizei, und die nutze ich einfach mal schamlos aus. Von dem Benzinkanister weià er noch gar nichts. Ich hab ihn noch nicht wieder erreicht, aber er kommt heute Abend vorbei.«
Sandra hatte nicht so viel Zeit, da sie noch bei der Arbeit war, beschwor aber Marlene, das mit dem Kanister nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
»Ich weià wirklich nicht, ob ich in eurer einsamen Villa noch bleiben würde, nach all dem â¦Â«, sprach Sandra aus, was auch Marlene schon durch den Kopf gegangen war. Ganz kurz erzählte sie noch von Sophies Fortschritten. Sandra war begeistert, beglückwünschte sie überschwänglich und versprach, sich später noch einmal zu melden.
Ja, es gab Hoffnung, wiederholte Marlene wie ein Mantra, hatte Sophie doch in kürzester Zeit vier neue Wörter gelernt. Positiv denken! Der Glaube daran, dass Sophie erst ganz am Anfang ihrer Wiederherstellung war, war der einzige Weg, diese dunkle, schwere Zeit zu überstehen. Und vier neue Wörter, das war doch wirklich ein unglaublicher Fortschritt!
Der Wind begann in den Bäumen vorm Küchenfenster zu rauschen, hin und wieder klopfte ein Ast gegen die Scheibe. Wolken zogen hinter dem Hügel auf, das Wetter schien umzuschlagen. Mit dem Wind schien auch ihre Nervosität zuzunehmen. Und nicht zuletzt, weil auch Sandra es vorhin erwähnt hatte, fasste Marlene plötzlich einen Entschluss: Sie würden abreisen, nicht Hals über Kopf, aber ganz in Ruhe. Vielleicht morgen mit dem Packen beginnen und alles vorbereiten. Das meiste musste sie ohnehin allein machen. Das dauerte ein paar Tage. Die Reparatur des Autos wäre ja hoffentlich auch bald erledigt. Der Gedanke, vor etwas weggelaufen zu sein, hätte Marlene nicht behagt, aber wenn das herrliche Landleben im Freien angesichts des Wetters nun sowieso vorbei war? Sogleich fühlte sie sich wie von einer schweren Last befreit.
Sie gab die Sahne und den frisch geriebenen Parmesan zum Risotto, das jetzt wunderbar cremig und zwischen den Zähnen trotzdem noch knackig war, und schaltete den Herd aus. Ehe sie Sophie zum Essen rief, die sich nach oben in ihr Zimmer zurückgezogen hatte, versuchte sie noch einmal Mirko zu erreichen. Wie schon die Male zuvor meldete sich nur die Mobilbox, aber sie wollte Mirko persönlich sprechen. Doch bei ihm zu Hause würde Marlene auf keinen Fall anrufen. Womöglich müsste sie dann noch mit seiner Frau Nettigkeiten tauschen. Susann war wahrscheinlich sowieso nicht gut auf sie zu sprechen, da Mirko so viel Zeit bei ihnen in Grootmühlen zubrachte. Vorhin hatte sie ihm noch die Geschichte von dem unheimlichen Kanister erzählen wollen, jetzt wollte sie ihm nur schnell ihren Entschluss mitteilen, den sie schon längst hätte fassen sollen. Bestimmt würde er ihr beipflichten und wahrscheinlich war auch er erleichtert. Dann hatte ihr ritterlicher Beschützer wieder eine Sorge weniger.
Sophie schien heute Abend keinen groÃen Appetit zu haben. Marlene war ein bisschen enttäuscht. Sie selbst aà mit Genuss und fand das Radicchio Risotto phänomenal. Aber wenn Sophie auch eine Sprachstörung hatte, ihre Antennen für atmosphärische Stimmungen waren davon nicht betroffen, und Marlenes Unruhe war ihr natürlich nicht verborgen geblieben. Zu lange waren sie schon zusammen und zu gut kannten sie einander. Sophie mühte sich ab, sich in ihrer Stammelsprache verständlich zu machen, schien wissen zu wollen, was los war. Doch es war schon Herausforderung genug, die rätselhaften Vorfälle und was sie vielleicht bedeuten konnten, einem Sprachfähigen zu erklären. Sophie würde durch diese Ãberlegungen womöglich völlig verunsichert, befürchtete Marlene. Also ging sie nicht weiter darauf ein und erzählte Sophie stattdessen von ihrer Idee, spätestens zum Wochenende nach Berlin zurückzukehren.
»Ich glaube, das Wetter kippt sowieso um. Und bevor wir hier in der Pampa im Regen sitzen, gehen wir lieber zurück nach Berlin. Da gibt es 1000 Möglichkeiten, auch bei schlechtem Wetter was zu unternehmen.«
Es dauerte einen Moment, bis Sophie verstand. Doch dann war ihr die Freude deutlich anzusehen. Aufgeregt stimmte sie
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