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Unglückskeks - Angermüllers achter Fall

Unglückskeks - Angermüllers achter Fall

Titel: Unglückskeks - Angermüllers achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Also ich glaube jedenfalls, der sprach kaum Deutsch, denn er hat auf so gut wie keine unserer Fragen geantwortet.«
    Die Stimme des jungen Kommissaranwärters schwankte aufgeregt. Wahrscheinlich fürchtete er, die anderen würden ihm nun unkorrekte Ermittlungsarbeit vorwerfen.
    Â»Ihr könnt nichts dafür«, beruhigte ihn der Kriminalhauptkommissar, »wir haben aus dem alten Herrn auch nichts rausgekriegt. Aber es gab da heute eine Kellnerin, die hat das Opfer auf dem gespiegelten Foto tatsächlich erkannt.«
    Â»Montag war da nur der alte Mann.«
    Â»Ich weiß, Nico. Montag hat das Restaurant ja auch Ruhetag.«
    Â»Gut. Damit wir alle auf dem gleichen Informationsstand sind, geb ich euch mal einen kurzen Überblick …«, fing Thomas Niemann wieder an.
    Die Tür wurde leise geöffnet, und der Kriminaldirektor mühte sich, so unauffällig wie möglich in der Runde Platz zu nehmen. Er gestikulierte umständlich, dass er um Gottes willen nicht unterbrechen wollte, und hob auffordernd die Hand in Niemanns Richtung, mit seinem Vortrag fortzufahren.
    Â»Also, Name Wu Hongjun, Alter 46 Jahre, stammt aus Qingdao, einer großen Hafenstadt 600, 700 Kilometer südlich von Peking …«
    Â»Tsingtao hieß das früher. War mal deutsche Kolonie, deshalb gibt es dort auch das einzig ordentliche chinesische Bier«, flocht der Behördenchef lächelnd ein, »nur so nebenbei. War da mal auf Dienstreise.«
    Wozu machte Harald Appels eine Dienstreise nach China, fragte sich Angermüller, was kostete das und wer zahlte es? Sie hatten nicht mal genügend im Etat, um jeden Dienstwagen mit einem Navi auszustatten, und ordentliche Einsatzblousons wurden ihnen als Zivilkräften auch nicht zugestanden. Paradox, wie so manches im Behördenalltag. Ohne auf chinesisches Bier einzugehen, verfolgte Thomas Niemann weiter seinen Text.
    Â»Dieser Wu lebt schon seit mehr als 25 Jahren in Europa, überwiegend in Deutschland, aber auch schon in Dänemark, Holland und Österreich. Beruf Koch, und zwar einer, der scheinbar in jedem Chinarestaurant in Schleswig-Holstein und Hamburg schon mal tätig gewesen ist, meist als Hilfskoch oder Aushilfe. Lange war er allerdings nirgendwo, und seit ein paar Jahren ist er kaum noch seinem erlernten Beruf nachgegangen, weswegen sich wohl auch kaum jemand an sein Gesicht erinnert hat.«
    Â»Die Identität ist bestätigt?«, wollte Kriminaldirektor Harald Appels wissen.
    Â»Wir haben am frühen Nachmittag zum zweiten Mal unsere Anfrage nach dem Zahnstatus rumgeschickt, die Zahnärztliche Vereinigung hat ihn nochmals mit besonderer Dringlichkeit eingestellt, und eine halbe Stunde später hatten wir eine Bestätigung von einem Zahnarzt aus Hamburg.«
    Â»Gute Arbeit, Niemann!«
    Â»Glück gehabt«, antwortete der unbeeindruckt. »Der Zahnarzt war bis gestern verreist, deshalb hatte er sich auf unseren ersten Versuch hin nicht gemeldet. Sonst hätten wir das schon vorgestern wissen können. Aber was richtig interessant ist, das ist die Karriere, die der Herr Wu neben beziehungsweise nach seiner Tätigkeit am Herd gemacht hat. Er war äußerst umtriebig. Wettbetrug, Scheckbetrug, Hehlerei, illegales Glücksspiel, Betrug mit gefälschten asiatischen Antiquitäten und so weiter und so weiter. Das alles hat der auf dem Kerbholz. Der war kein richtig schlimmer Finger, nicht gewalttätig oder gemeingefährlich, aber äußerst fantasievoll, um ohne große Mühe und Risiko immer wieder an genug Geld zum Überleben zu kommen. Hinweise, dass er etwas mit irgendwelchen Banden oder organisierter Kriminalität zu tun hatte, gibt es allerdings nirgendwo in den Akten.«
    Niemann machte eine kurze Pause. Alle schauten, neugierig auf seine Reaktion, zum Leitenden Kriminaldirektor, doch der sah nicht hoch, sondern war mal wieder intensiv mit seinem iPad beschäftigt.
    Â»Wu Hongjun arbeitete selbstständig. Er war ein typischer Kleinkrimineller, ein notorischer Betrüger«, fügte Niemann noch hinzu.
    Â»Und wo war er hauptsächlich tätig?«, fragte Angermüller.
    Â»Es gibt keinen lokalen Schwerpunkt, immer da, wo er sich gerade aufhielt.«
    Â»Da er sich jetzt in unserer Gegend herumgetrieben hat, ist anzunehmen, dass er hier auch versucht hat, auf die Weise zu Geld zu kommen«, stellte Nico Timm fest und errötete schon wieder, so wie eigentlich jedes

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