Unglückskeks - Angermüllers achter Fall
zu.
»Na schön. Morgen fangen wir an zu packen.«
Sie stieÃen mit Rotwein und Apfelschorle an, und Marlene fragte sich, warum sie sich nicht schon früher zur Abreise entschlossen hatte. Es klingelte an der Haustür.
»Ah, das wird Mirko sein. Aber schon so früh? Na ja, bin gespannt, der wollte sich doch um unser Auto kümmern. Ich geh mal öffnen.«
Marlene eilte in den Flur und zog die Tür auf.
»Moin, Prinzessin!«
Verwirrt starrte sie den Besucher an.
»Wenn es im Spätsommer so richtig schöne, reife Tomaten gibt, dann koch ich daraus meine eigene Tomatensauce. Die hält sich gut über den Winter, und jede gekaufte sieht dagegen alt aus. Probier doch mal.«
Steffen kostete.
»Ja stimmt, die schmeckt wirklich wunderbar! Süà und fruchtig, der Geschmack des Sommers in Gläsern!«
»So.«
Angebratene Auberginen, wenig Tomatensauce, reichlich dünne Mozzarellascheiben und geriebenen Parmesan â Schicht um Schicht hatte Georg sorgsam übereinander in die Auflaufform gepackt.
»Sieht sehr schön aus«, lobte Steffen den Freund.
»Und schmeckt! Parmigiana di Melanzane nach einem Rezept von Toni aus Kellenhusen. Jetzt ab in den heiÃen Ofen, und in ungefähr einer halben Stunde ist sie servierbereit. Inzwischen kann ich schnell noch was für das Dessert vorbereiten.«
»Moment! Jetzt nehmen wir erst einmal einen Appetizer.«
David betrat mit einem Tablett, auf dem drei Gläser standen, die traumhafte Küche der groÃzügigen Villa. Seit fast zwei Jahren waren der gut aussehende Engländer mit dem roten Haar und Steffen offiziell verpartnert. Georg war neben Davids Schwester Elizabeth, einer sehr attraktiven, interessanten Frau, die ihn nachhaltig beeindruckt hatte, einer der Trauzeugen gewesen. Zu Steffens Leidwesen war sein Mann als gefragter Restaurator für Kirchenmalereien häufig unterwegs. Umso intensiver lebten sie die gemeinsamen Aufenthalte in ihrem stilvollen Domizil.
»Der Sommer geht wohl endgültig zu Ende.«
David zeigte zur Terrassentür, vor der sich in groÃen Terracottakübeln zwei Oleanderbüsche in den Wind neigten. Gerade begannen erste Tropfen gegen die Scheibe zu klopfen.
»Trinken wir noch einmal diesen prächtigen Crémant Rosé von der Loire, bevor es endgültig zu kalt dafür ist. Cheers!«
»Schön, wieder mal bei euch zu sein«, stellte Georg fest und stieà mit den beiden Männern an.
»Ganz unsererseits! Schön, dass du hier bist«, antwortete Steffen gewohnt charmant, und David nickte zustimmend.
Seit Georg im Mai des vergangenen Jahres ein paar Wochen in der Wohnung der Freunde gelebt hatte, als diese ihre ausgedehnte Hochzeitsreise in die Karibik unternahmen, fühlte er sich hier fast wie zu Hause. Damals hatten er und Astrid gedacht, eine Trennung auf Zeit könnte sich heilsam auf ihre Beziehungsschwierigkeiten auswirken. Eine groÃe Erwartung, die sich so nicht erfüllen sollte.
»Tja, wie schnell sich doch das Leben drehen kann. Als wir vor vier Wochen hier zusammen gekocht haben, da war die Welt noch in Ordnung â¦Â«, meinte Georg nachdenklich.
»Wie recht du hast. Man muss sich dessen eigentlich immer bewusst sein, bei allem, was man macht, bei allen Nichtigkeiten, über die man sich aufregt, bei all dem Kleinkram, um den man streitet â nicht, mein Schatz?«
Steffen warf David über seine Lesebrille einen schelmischen Blick zu. Der tat ahnungslos und grinste nur.
»Warst du heute wieder bei Astrid? Wie gehtâs ihr?«
»Die Mädchen und ich, wir treffen uns jeden Nachmittag bei ihr im Krankenhaus. ÃuÃerlich ist alles unverändert an Astrid, und leider kann sie uns ja keine Auskunft geben. Aber ich habe das Gefühl, die Ãrzte sind ganz zufrieden mit ihrem Genesungsprozess. Es dauert halt. Man muss Geduld haben, das hab ich in diesen paar Tagen als Erstes gelernt.«
»Das wird wohl so sein«, nickte Steffen.
»Ja, und was einen natürlich am meisten umtreibt, ist die Frage, in welchem Zustand wird sie sein, wenn sie aufwacht? Wird sie gehen können? Wird sie sprechen? Wird sie bleibende Schäden zurückbehalten?«
Mitfühlend sah Steffen seinen Freund an.
»Das kann ich gut verstehen. Ganz schön belastend ist das. Und dazu noch eure Situation, getrennt, aber nicht geschieden â¦Â«
»Ach, weiÃt du, das spielt
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