Ungnade: Thriller (German Edition)
Anwalts.
» Helen Street ist zuständig… nun, für heikle Fälle. In was soll Ihr Freund verwickelt sein?«
» Es hat mit der Bombenexplosion vor dem Hilton zu tun.«
Wieder eine längere Pause.
» Man macht ihn dafür verantwortlich?«
» Genau.«
» Gut. Dann wird er morgen dem Untersuchungsrichter vorgeführt?«
» So habe ich es verstanden, ja.«
» Ist er bereits vernommen worden?«
» Ja. Ich war dabei.«
» Sehr schön. Aber er hat wohl nicht gestanden, oder?«
» Natürlich nicht«, beantwortete Logan todernst die Frage.
» Das sollte ein Scherz sein«, sagte Shaw.
» Tut mir leid. Es war ein langer Tag.« Wenn er noch die nötige Energie gehabt hätte, hätte er über den Witz sogar lachen können.
» Schon gut. Weiß Ihr Freund, dass Sie ein Treffen zwischen ihm und mir arrangieren?«
» Ja. Ich habe ihm gesagt, dass ich noch heute jemanden besorge. Zu dem Zeitpunkt war mir allerdings Ihr Name entfallen.«
» Überlassen Sie das nur mir. Ich leite alles in die Wege und werde ihn noch innerhalb der nächsten Stunde aufsuchen. Die schwierigste Frage zuletzt: Kann er es sich leisten, mich und den besten Kronanwalt, den ich auftreiben kann, zu bezahlen?«
» Das kann er. Kein Problem.«
» Wunderbar, denn in einem Fall wie diesem wird er die besten Leute brauchen.«
Nachdem er mit jemandem gesprochen hatte, der Alex besser helfen konnte als er selbst, war Logan wohler zumute. Er wusste nicht viel über diesen Shaw, aber es gefiel ihm, wie er am Telefon auf unaufdringliche Art und Weise Zuversicht ausgestrahlt hatte. Er hörte sich zumindest so an, als wüsste er, was er tat.
Während der Fahrt vom Polizeirevier zu seiner Wohnung regnete es unablässig, und Logan stellte die Scheibenwischer auf die schnellste Stufe. Zumindest herrschte Montagnacht wenig Verkehr. Die meisten waren längst zu Hause oder schliefen dem nächsten Arbeitstag entgegen– nur Chris Washington nicht. Er musste an Chris’ Frau und seine Kinder denken und daran, was ihnen nun bevorstand. Von zu Hause aus würde er Tom Hardy anrufen– wie spät es auch immer sein mochte.
Vor seinem Haus fand er auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine Parklücke. Unmittelbar vor seiner Haustür stand ein Bentley mit dunkel getönten Scheiben. Als Logan den Motor ausschaltete, entstieg ihm ein großer Mann in einem dunklen Anzug und schaute zu ihm herüber.
Logan konzentrierte seinen Blick auf den Unbekannten, konnte ihn aber wegen des starken Regens nur schemenhaft erkennen. Der Mann gestikulierte Logan, zu ihm zu kommen.
Logan stieg aus seinem Wagen und blickte argwöhnisch die menschenleere Straße entlang. Er fragte sich, wer dieser Mann sein mochte und wer noch bei ihm im Wagen saß.
Als Logan neben seinem eigenen Fahrzeug stehen blieb, überquerte der Mann die Straße und stellte sich mit ein paar Metern Abstand vor ihn hin. Logans Muskeln spannten sich an, er hatte keine Ahnung, was auf ihn zukam.
» Mein Chef muss mit Ihnen reden.« Der Mann sprach mit englischem Akzent, unverfälschtes Londoner East End.
» Und wer ist Ihr Chef?«
» Das wird er Ihnen selbst erzählen. Steigen Sie einfach in den Wagen.«
Das war das Letzte, was Logan tun wollte.
Der Fremde starrte ihn an, drehte sich dann um und ging zum Bentley zurück. Er öffnete die hintere Tür und beugte sich ins Wageninnere. Logan konnte hören, wie er mit jemandem sprach, aber nichts verstehen. Der Regen prasselte auf ihn herunter, sodass seine Kleidung ihm schon auf der Haut klebte.
Der Mann kam zu ihm zurück.
» Er möchte mit Ihnen über Mr Cahill sprechen. Über seine missliche Lage.«
Logan lief es eiskalt den Rücken herunter, doch als der Fremde sich wieder dem Bentley zuwandte, folgte ihm Logan. Der Mann hielt die hintere Tür auf, damit Logan einsteigen konnte. Noch ein weiterer, dritter Mann saß im Wagen, doch auch ihn kannte er nicht.
Logan blieb stehen, sah den Mann an, der ihm die Autotür aufhielt, und spürte, wie der Regen ihm aus seinem Haar übers Gesicht lief. Er blickte zu seiner Wohnung hinauf und erkannte am Erkerfenster seinen Vater, der zu ihm hinunterschaute. Dann bückte er sich und setzte sich zu dem anderen Mann in den Fond des Bentley.
Der Fremde trug einen teuer aussehenden grauen Anzug, perfekte Maßarbeit. Das hellblaue Hemd hatte er am Kragen nicht zugeknöpft, und in der Brusttasche seiner Anzugjacke steckte ein farblich zum Hemd passendes Tuch. Er hatte dichtes graues, nach hinten gekämmtes Haar und ein
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