Ungnade: Thriller (German Edition)
ich jemanden in meinen Fingern habe, hat derjenige meine Befehle zu befolgen, oder…« Er beugte sich vor, um seine Zigarette auszudrücken, deren Rauch noch im Wageninneren hing.
» Bob hat kapiert, wie es läuft«, fuhr Weiss fort. » Als ich ihn Ihretwegen und nach den Geschehnissen am See fragte, hat er mir nicht nur von Mr Cahill erzählt, sondern auch, dass Sie inzwischen mit einer gewissen Polizistin freundschaftlich verkehren. Man muss kein Genie sein, um sich auszurechnen, dass Sie jemanden innerhalb des Polizeiapparates benötigten, um Ihre Spuren zu verwischen, nachdem Sie Ellie gewaltsam aus den Händen meiner Leute befreit hatten.«
» Also Bob«, sagte Logan.
» Ja, sieht so aus, als läge ihm mehr am Geld als an einem guten Gewissen. Aber das sollten Sie ihm nicht zum Vorwurf machen. Es ist nicht seine Schuld, sondern einzig und allein meine.«
Weiss breitete seine Arme so weit aus, wie der begrenzte Raum im Fond des Wagens es zuließ. In diesem Moment entblößte er seinen Hals, und Logan erinnerte sich, was Chris Washington ihm über Kampfkunst und Selbstverteidigung beigebracht hatte. Seine Muskeln zuckten, als er das Verlangen unterdrückte, einfach zuzuschlagen.
» Kommen wir also zurück zu Ihren Optionen«, sagte Weiss. » Die wollen Sie doch sicher hören, oder?«
Logan sah ihn an.
» Ich habe kein Interesse daran, Ihrem Mädchen auch nur ein Haar zu krümmen. Ihnen übrigens auch nicht. Von mir aus können Sie beide den Rest Ihres Lebens in den lieben langen Tag hineinleben.«
Logan wusste nicht, ob er das glauben sollte oder ob Weiss ihn nur in Sicherheit wiegen wollte, um dann umso grausamer zuzuschlagen.
» Ich meine es ehrlich«, sagte Weiss. » Mit Mr Cahill liegt die Sache jedoch anders. Er ist Profi und muss mit den Risiken leben, die sein Beruf mit sich bringt.«
» Die Bombe«, sagte Logan. » Waren Sie das?«
Weiss nickte.
Dann hatte er also auch Chris auf dem Gewissen.
Und Penny.
» Und Leonard? Tanzt der auch nach Ihrer Pfeife? Hat er das mit der Uhr so gedeichselt, dass…«
» Selbstverständlich.«
» Aber warum?«
» Mr Leonard hat seinerzeit sein Geschäft mit einem Darlehen von mir aufgezogen, als kein Mensch ihm auch nur einen Heller leihen wollte. Er steht in meiner Schuld. Wie gesagt: Wer einmal unter meine Bettdecke kriecht…« Er schmunzelte selbstzufrieden.
» Nein«, sagte Logan, » ich meinte, ich wollte wissen, warum Sie einen solchen Aufwand betreiben, um Alex unschuldig hinter Gitter zu bringen? Warum legen Sie ihn nicht einfach um?«
» Weil Ungewissheit Angst erzeugt. So etwas wie diese Bombe ist etwas derart Schreckliches und erzeugt dermaßen viel Angst, dass derjenige, der dafür verantwortlich gemacht wird, den Hass der Öffentlichkeit auf sich spüren wird. Genauso wie seine Familie.«
Logan schüttelte den Kopf. Weiss war tatsächlich geisteskrank.
» Aber«, fuhr Weiss fort, » ich möchte nicht, dass diese Leute, die ich erwähnt habe, nun etwa denken, mir ginge es nur um den Tod anderer. Vielmehr möchte ich sie im Unklaren darüber lassen, was ich mit ihnen vorhabe. Möglicherweise lasse ich sie am Leben, vernichte aber ihre Existenz. Oder ich bringe sie wirklich einfach um.«
Pause.
» Sie stehen also vor folgender Entscheidung, Logan: Entweder sagen und unternehmen Sie nichts und lassen den Dingen ihren Lauf. Dann stirbt Detective Irvine, und Mr Cahill wird vermutlich für schuldig befunden und nichts mehr vom Rest seines Lebens haben, weil er ihn hinter Gitter verbringt.«
» Und die Alternative?«, fragte Logan emotionslos.
» Sie gehen zur Polizei und erzählen denen alles über mich und über das, was sich damals am See abgespielt hat. Nicht zu vergessen das, was Sie getan haben, um Ihre kleine Tochter zu retten. Vielleicht glaubt man Ihnen ja. Und vielleicht wird die Anklage gegen Mr Cahill fallen gelassen.«
» Und stattdessen macht man uns für den Tod von Ellies Entführern verantwortlich? Ist es das, was Sie vorhaben? Zumindest wären wir wegen Unterschlagung von Beweismaterial und Vertuschung einer Straftat dran.«
» Das wäre das Mindeste. Sie sind ein schlaues Köpfchen.«
» Aber selbst wenn es nicht zu einer Verurteilung käme, würde man mir Ellie wieder wegnehmen.«
» Genau. Weil man einem so gewaltbereiten, unglaubwürdigen Menschen wie Ihnen kein Mädchen anvertrauen kann.«
Logan war sich nicht sicher, ob Weiss die juristischen Konsequenzen der zweiten Möglichkeit richtig einschätzte, schließlich
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