Ungnade: Thriller (German Edition)
verantwortlich macht. Er ist wegen Mordes festgenommen worden.«
» Wie bitte?« Panik stieg in ihr auf.
» Ich werde Tom anrufen«, sagte Logan.
Eine verrückte Sekunde lang glaubte Rebecca, dass er ihren geschiedenen Mann meinte.
» Er hat auch nicht weniger Erfahrung als Alex und behält in solchen Situationen die Nerven.«
» Du redest von Tom Hardy?«
» Natürlich rede ich von Tom Hardy. Von wem sonst?«
Sie schüttelte schweigend den Kopf.
» Becky? Geht’s dir gut?«
» Nein. Wenn ich ehrlich bin, bin ich endlos weit davon entfernt. Ich habe keine Ahnung, wo ich bin, und irgendwo da draußen sind Männer unterwegs, bezahlte Killer wahrscheinlich, die mich umbringen wollen. Sie blockieren mir den Weg zu dir und jedem, der mir helfen könnte.« Sie fühlte sich eingeschlossen. Der Regen prasselte gegen die Scheibe, neben der sie saß. » Ich habe Angst, Logan. Ich habe furchtbare Angst.«
Logan hasste es, die Worte von ihr hören zu müssen, und er hasste es noch mehr, so weit weg von ihr zu sein. Er wollte sie an sich ziehen, sie fest in die Arme nehmen und ihr versichern, dass alles gut werden würde.
» Becky«, sagte er, » was auch immer jetzt auf dich zukommt, du wirst es schaffen, hörst du? Wir beide werden es gemeinsam schaffen.« Er fühlte sich, als würde er in seinen Gefühlen für sie ertrinken.
» Ich werde dich holen«, versicherte er ihr. » Wo und wie, das bereden wir später. Lass mich erst mit Tom reden.«
» Logan…«
» Ich lasse mich von niemandem aufhalten.«
» Ich liebe dich.«
Er erwiderte nichts, war sprachlos.
» Es macht mir nichts aus, wenn du nicht genauso empfindest«, sagte sie. » Vielleicht passiert dies alles ja auch gar nicht wirklich. Vielleicht ist das alles nicht die Realität. Alles, was wir erlebt haben. Aber im Augenblick fühle ich so.« Rebecca merkte, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen. Sie wischte sie sich mit dem Handrücken ab.
» Ich liebe dich auch«, brachte er dann doch hervor. » Und ich weiß, dass es real ist.«
» Komm mich holen, Logan.«
» Ich muss jetzt auflegen«, sagte er. » Tom anrufen.«
» Ja, tu das. Und ich fahre zurück in die Stadt. Ich glaube nicht, dass es allzu weit ist.«
» In Ordnung. Bleib am Leben, Becky. Hast du gehört? Bleib am Leben.«
6
» Was, zum Kuckuck, treibst du da eigentlich?«, wollte sein Vater wissen, als er Logan die Tür öffnete.
Logan trat in den Flur und hinterließ nasse Fußabdrücke auf dem Holzboden. Das Wasser troff nur so an ihm herunter. Er ging ins Bad, griff sich ein Handtuch und trocknete sich zum zweiten Mal in dieser Nacht Gesicht und Haare.
» Hast du vergessen, dass du eine Tochter hast, um die du dich kümmern musst?«, fragte sein Vater. Er stand in der Wohnungstür und sah ihn über den Rand seiner Brille hinweg an.
Logan warf das Handtuch in die Wanne und ging zurück in den Flur. Sein Vater schloss die Tür. Logan warf einen Blick in Ellies Zimmer, sah, dass sie schlief. Er gab seinem Vater ein Zeichen, mit ihm ins Wohnzimmer zu kommen, wo sein Vater sich vor den Kamin stellte.
Das war es, womit Logan seit seiner Kindheit seinen Vater verband: der Geruch von Feuer. Fünfunddreißig Jahre lang war er bei der Feuerwehr gewesen, mit einundfünfzig in den Ruhestand gegangen und hatte Logans Mutter dann ein Jahr lang in den Wahnsinn getrieben, indem er im Haus herumhockte und nichts mit sich anzufangen wusste. Schließlich hatte er durch Zufall eine zweite berufliche Laufbahn als Fahrer einer Limousinenvermietung angetreten. Viel Geld verdiente er damit zwar nicht, aber die Aufgabe hielt ihn bei Laune.
» Also«, sagte sein Vater, » was hast du mir zu erzählen?«
Logan ging zur Couch und setzte sich. Er streifte seine nasse Jacke ab und warf sie in die Ecke. » Ich muss dich bitten, noch für einen oder zwei Tage auf Ellie aufzupassen, Dad. Geht das?«
Sein Vater schob sich seine Brille auf dem Nasenrücken zurecht und verschränkte die Arme vor der Brust. » Und warum?«
» Kannst du es nicht einfach tun, ohne den Grund dafür zu kennen?«
Sein Vater nahm neben ihm auf der Couch Platz. » Nein, kann ich nicht«, sagte er. » Hör zu, mein Sohn, ich habe dir das letzte Jahr zur Seite gestanden und dich nicht ein einziges Mal danach gefragt, was damals mit Penny und Ellie passiert ist– was wirklich passiert ist, meine ich.«
Logan sah seinen Vater an.
» Ich merke es, wenn du nicht die Wahrheit sagst. Vor der Polizei kannst du sie vielleicht
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