Ungnade: Thriller (German Edition)
verheimlichen, weil es für dich Teil deines Berufs als Anwalt ist, nie jemandem die ganze Geschichte zu erzählen. Aber nicht vor mir.«
Logan rieb sich die Hände und hörte seine Knöchel knacken.
» Ich habe auch mitbekommen, wie du dich, seit Ellie bei dir lebt, verändert hast. Du gehst mit Chris ins Fitnessstudio, hast Muskeln aufgebaut, und ich vermute, dass er dir auch sonst das eine oder andere beibringt. Alex hat es mir auf der Silvesterfeier erzählt– hatte wohl ein bisschen zu tief ins Glas geschaut.«
» Ich bin immer schon ins Fitnessstudio gegangen, Dad. Das ist nichts Neues.«
» Aber das hier«, sagte sein Vater, griff nach Logans Oberarm und befühlte die Muskeln unter der Haut, » das ist neu. Warum machst du das? Vor wem glaubst du, Ellie beschützen zu müssen?«
Logan erhob sich und ging zum Kaminfeuer. Beobachtete, wie die Flammen über den Kohlen hüpften und tanzten.
» Es ist noch nicht ausgestanden, Dad«, sagte er nach einer Pause. » Das, was damals mit Penny und Ellie passiert ist, hat uns wieder eingeholt. Alles steht auf Messers Schneide. Wir sind in Gefahr.«
» Dann geh zur Polizei, damit die sich darum kümmert.«
» Das ist nicht so einfach. Wir mussten damals ein paar Dinge tun, um Ellie in Sicherheit zu bringen. Dinge, von denen niemand etwas erfahren darf.«
» Du meinst, bis Gras darüber gewachsen ist?«
Logan seufzte und sah seinen Vater an. » Dad, ich brauche dich, um hier auf Ellie aufzupassen. Bitte, tu mir den Gefallen.«
» Und wo willst du hin, Logan? Du solltest bei ihr bleiben.« Er erhob sich, deutete auf Ellies Zimmertür. » Was ist mit deiner Tochter?« Sein Unmut wurde immer deutlicher.
Logan biss die Zähne aufeinander und presste die Lippen zusammen. Sämtliche Ereignisse des Tages holten ihn ein. Seine Beine wurden schwach, vor seinen Augen tanzten Sterne.
» Du verstehst das nicht, Dad.«
» Dann erklär es mir, damit ich es verstehe.«
» Ich brauche mehr als das hier«, sagte Logan und hob die Hände in die Höhe. » Ich weiß, dass sich das egoistisch und undankbar anhört, aber so ist es nun mal. Ich kann daran nichts ändern.«
» Was brauchst du denn? Eine Frau? Glaubst du, das ist es, was du brauchst? Vielleicht überlässt du das Denken mal nicht deiner Hose.«
Logan wusste sehr wohl, dass sich der Zorn seines Vaters nicht gegen ihn richtete, sondern er sich Sorgen um Ellie machte. Trotzdem saß der Hieb.
» Red nicht so daher!«, schrie er ihn an. » Du hast dein Leben gehabt, deine Frau und deine Kinder und was sonst noch alles. Ich habe auch ein Recht darauf. Ich habe meinen Teil für meine Tochter getan, habe für sie mein Leben riskiert, Dad.« Er hielt inne, hatte Angst, zu viel zu sagen.
» Was hast du denn nun getan?«, fragte sein Vater in etwas versöhnlicherem Ton.
» Mehr als irgendwer zu tun gezwungen sein sollte. Und seitdem habe ich alles, was ich habe, gegeben, um Ellie ein schönes Leben zu machen. Uns beiden. Niemand kann mir deswegen einen Vorwurf machen.«
» Du hast ja recht, und ich entschuldige mich auch. Aber…«
» Nein, Dad. Ich will ja gar nicht recht behalten.«
Sein Vater verfiel in Schweigen.
» Becky und ich wollten lange Zeit nicht wahrhaben, was wir die ganze Zeit schon gefühlt haben, aber nun, da wir endlich zueinandergefunden haben, werde ich sie mir nicht entreißen lassen. Ich habe bereits Penny verloren, und ich würde es nicht ertragen, sie auch noch zu verlieren.«
» Also geht es um Becky? Du ziehst sie Ellie vor?«
» Himmel, Dad, du weißt ganz genau, dass ich das nicht tue. Ich gebe niemandem den Vorzug. Aber im Moment ist Beckys Leben in Gefahr, und ich vergeude kostbare Zeit, indem ich mich mit dir streite. Ich muss jetzt zu ihr. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.«
» Und wer kümmert sich um Ellie?« Die Stimme seines Vaters wurde wieder laut. » Weil ich sie nämlich nicht beschützen kann, falls es da draußen Menschen gibt, die ihr etwas antun wollen!«
» Ich werde dafür sorgen, dass morgen jemand von Alex’ Leuten kommt.«
» Ach? Plötzlich ist das also alles so einfach?«
» Nein, Dad. Das ist alles andere als einfach. Das versuche ich dir die ganze Zeit ja zu erklären. Aber es gibt keine andere Möglichkeit.«
Das habe ich Gabriel Weiss zu verdanken.
» Ich muss los, und zwar auf der Stelle. Es bleibt keine Zeit. Bleibst du nun hier und hilfst mir?«
Sein Vater trat einen Schritt näher, sodass er genau vor Logan stand. Er war ein paar Zentimeter kleiner
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