Ungnade: Thriller (German Edition)
das Gefühl, dass ich mich bei diesem Auftrag ständig wiederholen muss?«, fragte Hudson.
Wieder blickte er in den Rückspiegel. Nummer fünf stieg aus dem Wagen und rannte durch den Regen auf sie zu, um sich in ihrem Wagen auf den Rücksitz zu setzen.
» Wo ist sie jetzt?«, fragte er und wischte sich die Regentropfen aus dem Gesicht.
» Sie kommt auf dieser Straße von Norden aus auf uns zu«, antwortete Nummer zwei. » Ist nur noch etwas mehr als einen Kilometer entfernt.«
» Warten wir, bis sie vorbei ist, und fahren ihr dann nach?«, erkundigte sich Nummer fünf. » Sollte ein Kinderspiel sein.«
Hudson drehte sich auf seinem Sitz um und sah Nummer fünf so lange an, bis dieser den Blick abwandte. Hudson schaute wieder nach vorn, ohne etwas zu sagen. Nummer zwei warf einen raschen Blick Fünf zu, der nur mit den Schultern zuckte.
Hudson öffnete die Tür und stieg aus. Er blieb kurz im Regen stehen, bevor er zum Kofferraum ging. Als sein Blick Nummer drei in dem zweiten Wagen streifte, hob der zum Gruß die Hand. Hudson beachtete ihn nicht weiter und öffnete die Heckklappe.
Im Kofferraum befand sich das akkurat aufgeräumte Arsenal seiner Arbeitsmittel. Er holte eine seiner Handfeuerwaffen hervor, zog das Magazin aus dem Griff und schob den Schlitten nach hinten, um sich zu vergewissern, dass auch im Lauf keine Kugeln steckten. Als er alles überprüft hatte, schob er das Magazin zurück in den Griff, ließ es einrasten und stieg wieder in den Wagen.
» Wir machen es damit«, sagte Hudson und hielt die Waffe in die Höhe. » So kann nichts schiefgehen.«
» Und wann?«, fragte Fünf.
Hudson senkte die Waffe. Er musste den Impuls unterdrücken, Fünf in den offenen Mund zu schießen, um sein Gehirn auf die Heckscheibe des Wagens spritzen zu sehen. Hauptsächlich beherrschte er sich, weil es sonst wieder an ihm hängen bleiben würde, die Schweinerei aufzuwischen.
Er wollte gerade den Befehl zum Zugriff geben, als sein Handy klingelte. Er nahm es von der Mittelkonsole und meldete sich mit einem knappen » Hallo?«.
» Ich finde, ihr Jungs solltet langsam in die Hufe kommen und die Sache zu Ende bringen.« Es war sein Auftraggeber.
» Warum so eilig?«, fragte Hudson seinerseits ungeduldig.
» Ich habe ihnen gerade mitgeteilt, wie sich die Situation verhält.«
» Wen meinen Sie?«
Der Mann seufzte. » Die, die von der Truppe in Glasgow nach eurem kleinen Abenteuer noch übrig sind. Ich habe ihnen gesagt, dass ihr die Frau schon im Visier habt.«
Wut stieg in Hudson auf. Für einen Moment wurde ihm schwindlig, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte.
» Warum haben Sie das getan?«, fragte er.
» Das erhöht die Spannung. Außerdem musste ich eine gewisse Person wissen lassen, dass ich ihr das antue. Das war von Anfang an Teil des Plans.«
» Es war aber nicht Teil meines Planes.«
» Habe ich Ihnen das zuvor nicht gesagt? Tut mir leid, ich dachte, ich hätte es.«
Hudson war also die ganze Zeit an der Nase herumgeführt worden. » Ich denke, Sie wissen ganz genau, dass Sie das nicht getan haben. Und zwar mit Absicht.«
» Da könnte was dran sein, Carl.«
» Weil ich niemals darauf eingegangen wäre, hätte ich gewusst, dass es sich um eine derart persönliche Angelegenheit handelt, dass Sie sogar die Geheimhaltung unserer Identität aufs Spiel setzen. So kann man nicht vernünftig arbeiten.«
» Ach, nun kommen Sie schon, Carl. Seien Sie nicht so selbstgerecht. Sie sind ein bezahlter Killer, der von mir für das, was sowieso seine Arbeit ist, großzügig entlohnt wird. Großzügiger, als jemand Sie je zuvor bezahlt hat. Sie können sich nun wirklich nicht beschweren.«
Hudson schloss die Augen und versuchte ruhig zu bleiben. In einem Punkt hatte dieser Paul ja recht: Er hatte gewusst, dass der Job besonders riskant sein würde, und war mit diesem Wissen auf die üppige Bezahlung angesprungen. Andererseits hatte er nicht ahnen können, dass sein Auftraggeber bereit war, sie nur um seiner persönlichen Rache willen in Gefahr zu bringen.
Sein Verhalten war inakzeptabel.
» Wie steht’s denn jetzt mit der Frau?«, wollte der Mann wissen.
» Wir wollten es gerade über die Bühne bringen.«
Der andere lachte. » Wo habe ich diese Worte bloß schon mal gehört?«
» Wollen Sie den Job nun erledigt haben oder nicht?«
» Das will ich. Und zwar jetzt.«
Hudson beendete das Gespräch. Wir beide werden noch ein Wörtchen miteinander zu reden haben, wenn das hier unter Dach und Fach
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