Ungnade: Thriller (German Edition)
ging. Sie wusste, dass Logan jetzt häufiger trainierte und Chris Washington, einer von Cahills Männern, sein Coach war. Washington hatte ihn wohl auch in ein paar Kampfsportarten eingeführt oder es zumindest versucht. Doch Rebecca wusste auch, dass Logan ein ganz anderer Mensch war als Cahill, und daran würde sich hoffentlich auch in Zukunft nichts ändern. Nein, dafür hatte Logan einfach einen zu guten Kern, egal, wie sehr er an seinem Körper arbeitete und sich irgendwelche Kampftechniken aneignete. Das merkte man sofort an seinem Umgang mit Ellie.
Letzten Endes entschied Rebecca sich gegen den Anruf bei Cahill. Logan gegenüber machte es ihr nichts aus, wenn sie sich überdreht anhörte, aber wenn sie die ganze Geschichte Cahill erzählte, könnte es passieren, dass sie das in seinen Augen auf Dauer herabsetzte. Sie hatte ja jetzt schon das Gefühl, dass er nicht allzu große Stücke auf sie hielt.
» Sie bewegt sich nicht mehr«, sagte Nummer zwei zu Hudson nach einem Blick auf den GPS -Tracker, den er Nummer drei abgenommen hatte.
» Vielleicht hat sie ja Langeweile«, kommentierte Hudson.
» Für uns ist das gut.«
Hudson nickte, blickte in den Rückspiegel und sah hinter ihnen den Wagen, in dem Drei und Fünf saßen. Sie hatten sich in Fort William getroffen und waren dann gemeinsam der Polizistin gefolgt. Als diese anhielt, parkten auch sie ihre Fahrzeuge in anderthalb Kilometer Entfernung und warteten darauf, was als Nächstes passieren würde.
» Das Klügste, was sie tun könnte«, sagte Zwei, » wäre, zu den nächsten Bullen zu fahren und sich nicht mehr von der Stelle zu rühren.«
» Tja«, sagte Hudson, » dafür ist es inzwischen zu spät. Wir gehen jetzt aufs Ganze und bringen es hinter uns. Ihre Stunde hat geschlagen. Sowie sie weiterfährt, schnappen wir sie uns.«
4
Weiss wandte sich von Logan ab und gab seinem Fahrer, der im Schutz seines Regenschirms eine Zigarette rauchte, ein Zeichen. Der Mann warf die Zigarette auf das Pflaster, trat sie mit der Hacke aus und kam zurück zum Wagen, um Logan die Tür zu öffnen.
» Ich bin sicher, dass Sie die richtige Entscheidung treffen werden, Logan«, sagte Weiss.
» Die richtige Entscheidung für wen?«, fragte Logan.
Als er aussteigen wollte, legte Weiss ihm noch einmal die Hand auf seinen Arm. » In dieser Sache gibt es nicht mehrere Sichtweisen«, sagte er. » Es gibt nur die eine richtige Entscheidung, auf die alle weiteren Entscheidungen folgen werden.«
» Und die weiteren Entscheidungen führen alle zu dem gleichen Ergebnis?«
» So muss es sein. Wenn Sie sich damit abfinden, wird alles gut.«
Logan sah ihn an. Zum wiederholten Male fragte er sich, was geschähe, wenn er jetzt einfach zuschlagen würde. Vielleicht konnte er Weiss einen bleibenden Schaden zufügen, ehe der Fahrer eingriff.
» Und diesmal wird es keinen weißen Ritter geben, der zur Rettung in der Dämmerung über die Bergkuppe galoppiert kommt«, fügte Weiss hinzu, als er Logans Widerstreben spürte. » Und falls doch, werde ich ihn einen Kopf kürzer machen.«
Ohne noch etwas zu sagen, wandte Logan sich ab und stieg aus. Mit einer höhnisch wirkenden Geste der Zuvorkommenheit drückte der Fahrer die Tür hinter ihm ins Schloss und ging dann um den Wagen herum, um sich wieder hinters Steuer zu setzen.
Logan blieb im Regen stehen und blickte dem davonfahrenden Wagen nach. Kraftvoll und leise glitt er über das nasse Pflaster, an den Hinterrädern spritzten kleine Fontänen auf. Logan legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.
Ich dachte wirklich, das hätten wir schon hinter uns.
Als er die Augen wieder öffnete, war der Bentley verschwunden und die Straße wieder verlassen. Er schaute zu seiner Wohnung hinauf, in der die Jalousien inzwischen heruntergelassen worden waren und warmes Licht schimmerte. Was mochte sein Vater wohl gedacht haben, als er ihn in den Wagen hatte steigen sehen?
In den hintersten Winkeln seines Gehirns hegte er schon lange die Befürchtung, dass er und Ellie eines Tages von der Vergangenheit eingeholt werden würden. Von der Vergangenheit, in der er noch als Wirtschaftsanwalt tätig gewesen und von Weiss, den man wegen seines Vor- und Nachnamens den weißen Engel nannte, erpresst worden war, ein lukratives Geldwäschegeschäft für ihn einzufädeln. Um ein Druckmittel in der Hand zu haben, hatte Weiss Ellie entführen und ihre Mutter Penny auf grausame Weise umbringen lassen. Doch dann hatten er und Alex ihm einen Strich
Weitere Kostenlose Bücher