Ungnade: Thriller (German Edition)
bilden Zweiergruppen.« Hudson löste den Gurt und drehte sich auf dem Sitz, um zu all seinen Leuten gleichzeitig sprechen zu können.
» Der alte Knabe da drin dürfte bewaffnet sein«, sagte Nummer fünf.
Hudson nickte. » Davon müssen wir ausgehen. Außerdem wird er gesehen haben, dass wir vorbeigefahren sind.«
» Wir umstellen das Haus?«, fragte Nummer zwei.
» Genau. Du und ich, wir beide schleichen uns ungesehen über den Abhang auf dieser Seite an und gehen dann um das Haus herum. Ihr zwei«, er wies mit dem Finger auf Nummer drei und Nummer fünf, » nähert euch von der anderen Seite in einem großem Bogen, damit ihr von den rückwärtigen Fenstern aus nicht gesehen werdet.«
Unter keinen Umständen wollte Hudson bei diesem Frontalangriff mit Drei oder mit Fünf ein Team bilden. Es war nicht gerade ideal, sich in ein starkes und ein schwaches Duo aufzuteilen, aber ihm blieb keine andere Wahl. Drei und Fünf hatten ihnen die Suppe eingebrockt, also mussten sie sie auch auslöffeln.
» Was dann?«, fragte Fünf.
» Ihr geht von hinten rein, wir von vorn. Nehmt euch ein Fenster vor, aber seid schlau. Einer von euch schlägt es ein, ohne einzusteigen. Der andere nimmt sich zeitgleich das Fenster vor, das am weitesten von dem eingeschlagenen entfernt liegt, und gelangt dadurch ins Haus. Verstanden?«
Alle nickten.
» Gut«, sagte Hudson. » Dann bringen wir’s hinter uns.«
Er bekam die volle Wucht des Platzregens zu spüren, als er ausstieg und zum Kofferraum des Wagens ging. Dabei ließ er keinen Augenblick lang die Umgebung aus den Augen, blickte sich nach allen Seiten um, falls der Alte aus dem Haus beschließen sollte, ihnen zuvorzukommen.
Er holte seine zweite Glock aus dem Kofferraum und steckte sie neben die erste in den Hosenbund seiner Jeans. Schnell zog er sein T-Shirt und die Jacke darüber, damit sie nicht feucht wurden. Das Metall der Läufe fühlte sich kalt auf seinem Bauch an. Dann schlüpfte er in seine schusssichere Weste, bevor er die Kofferraumklappe wieder vorsichtig schloss, sodass nur ein leises Einrasten zu hören war. Er wollte so wenig Geräusche wie möglich machen.
» Ihr geht zuerst los, weil ihr den weiteren Weg habt und du ein Trottel bist«, sagte er und sah Drei an. » Wir verständigen uns mittels Handzeichen, wenn wir an den Hausecken Posten bezogen haben. Danach schlagen wir zu.«
13
» Wie weit noch?«, fragte Logan.
» Zehn Minuten, mehr nicht.«
» Sollten wir uns nicht vorbereiten? Die Westen anziehen, die Waffen laden?«
» Nein. Rogers Haus liegt hinter einem Hügel. Kurz vor der Kuppe kann man uns vom Haus aus nicht sehen, von dort schleichen wir uns zu Fuß an. Das Wetter wird unsere Geräusche schlucken, wenn wir uns nähern.«
» Ist denn noch genug Zeit?«
» Es bleibt uns keine Zeit, es anders zu machen. Es muss gleich beim ersten Mal hinhauen. Wir haben nur eine Chance, aber das hast du inzwischen kapiert, oder, Logan?«
Er nickte. Er musste sich darauf verlassen, dass Hardys Plan funktionierte. » Wie willst du vorgehen?«, fragte er.
» Wie immer. Wir werden uns den Gegebenheiten anpassen. Wenn die Kerle bereits ins Haus eingedrungen sind, wovon wir ausgehen müssen, werden wir ihnen auf dem gleichen Weg folgen, den sie genommen haben. Da wir uns mit Roger und Becky nicht verständigen können, besteht die Möglichkeit, dass es gleich zu Anfang ein bisschen laut wird.«
Logan verstand den Euphemismus. Erst schießen, alles andere ergibt sich dann später. Zwar konnte er mittlerweile mit einer Waffe umgehen, aber das hier war doch etwas gänzlich anders als bisher. Er war noch nie an einem Frontalangriff beteiligt gewesen. Das war Söldnerhandwerk, und er war kein Söldner.
» Gehen wir zusammen rein?«, fragte er.
» Ja. So können wir uns gegenseitig Deckung geben. Ginge jeder auf eigene Faust, wäre das freiwilliger Selbstmord.«
Logan nickte. Sämtliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Hardy warf ihm einen kurzen Blick von der Seite zu, während er den Jeep durch den Regen jagte.
» Ruhig Blut«, sagte er, » ich bin ja bei dir.«
Ein schwacher Trost.
14
» Wollen Sie denn nicht wenigstens die Tür abschließen?«, fragte Rebecca, als sich Purcell an ihr vorbeidrängte und den langen Flur entlangschritt. Sie folgte ihm mit raschen Schritten und beobachtete, wie er die Tür entriegelte, die von der Küche in den Garten hinter dem Haus führte. Er wandte sich um und sah sie an.
» Wenn wir ihnen eine Zugangsmöglichkeit
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