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Ungnade: Thriller (German Edition)

Ungnade: Thriller (German Edition)

Titel: Ungnade: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GJ Moffat
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nicht für dich selbst, sondern für Roddy– weil du ihm helfen willst. Aber was war so schlimm daran, zur Abwechslung einmal jemanden retten zu wollen, statt immer nur Leute in eine Zelle zu sperren oder tote Körper vom Straßenpflaster zu kratzen?
    Während sie darüber nachdachte, fiel es ihr schwer, Gegenargumente zu finden.
    » Becky, hör doch mal…«
    » Du hältst jetzt den Mund und hörst mir zu, ja? Ich kenne dich doch. Falls ich mich darauf einlasse– und im Moment ist das ›falls‹ noch ziemlich groß–, kommt höchstwahrscheinlich dabei heraus, dass ich dich nur eine Stunde allein zu lassen brauche und du dir gleich wieder etwas besorgst. Klebstoff, Tabletten oder was auch immer.« Er setzte zu einem Protest an, aber sie schüttelte den Kopf. » Es ist, wie es ist, Roddy. Wenn ich kurz weg bin, bist du wahrscheinlich wieder high.«
    Er hielt sich zurück, spürte wohl, dass ihre Entscheidung bevorstand.
    » Wenn das passiert, ist es ein für alle Mal aus. Keine Fragen, keine Erklärungen, keine Entschuldigungen. Aus.«
    » Und was sagst du nun?«
    Jetzt war es an ihr zu seufzen. Sie wandte den Blick von ihm ab und schaute aus dem Fenster.
    » Ich gebe dir eine Chance«, sagte sie und drehte sich wieder zu ihm. » Weil du mir einmal viel bedeutet hast und weil du zu versuchen scheinst, dein Leben in den Griff zu bekommen. Aber eine weitere Chance wird es für dich nicht geben, hast du verstanden? Wenn du irgendetwas versuchst oder wenn ich…«
    » Wenn du was?«
    » Ach, vergiss es. Hast du mich verstanden?«
    » Ja. Natürlich.«
    Rebecca hatte Kleidung und Wäsche zum Wechseln für vier Tage in eine kleine Reisetasche gepackt und überlegte immer noch, was sie ihrer Mutter erzählen sollte, um sie zu überreden, auf Connor aufzupassen.
    Und was sie Logan sagen sollte.
    Das mit ihrer Mutter würde sie schon deichseln, aber das Gespräch mit Logan…
    Es hatte sie fast anderthalb Jahre gekostet, bis sie richtig zueinandergefunden hatten. Keiner von beiden hatte über sich selbst oder seine Gefühle für den anderen sprechen wollen, während Rebecca die Trennung von ihrem Mann verkraften musste und Logan seine gesamte Energie darauf verwendete, seiner Tochter ein neues Zuhause zu schaffen. Die Aufgabe hatte er so gut gemeistert, wie es ihm überhaupt nur möglich gewesen war. Niemand hätte es besser machen können.
    Letzten Endes war genau das der Grund gewesen, weshalb sie sich mit Haut und Haaren in ihn verliebt hatte. Nach den zermürbenden Begleitumständen des Todes von Ellies Mutter, nach Ellies Leidensweg und ihrer glücklichen Befreiung, war Rebecca Logan verfallen. Sie war Zeugin geworden, wie er sich des Mädchens, das er nicht kannte, das er noch nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte, angenommen hatte, wie er alles, wofür er in seinem Leben geschuftet hatte– das Penthaus, seine Karriere, seine Ambitionen für die Zukunft–, für Ellie geopfert hatte. Alles, was seinem Bestreben, Ellie genau das zu geben, was sie brauchte, im Weg stand, wurde schlichtweg beiseitegeräumt. Vielleicht hatte seine Motivation auch etwas mit schlechtem Gewissen zu tun, mit dem Gefühl, Ellie verpflichtet zu sein, aber als Beobachterin war Rebecca nahe genug dran gewesen, um zu sehen, dass sein Verhalten zum überwiegenden Teil einfach seine Art war.
    Wie also hätte sie sich da nicht in ihn verlieben können?
    Und wie Hannah schon so richtig bemerkt hatte, war Logan als Mann ja auch nicht gerade von der unattraktiven Sorte.
    Es war an einem Freitagabend passiert. Nach einem Tag mit ihren beiden Kindern waren sie in Logans Apartment gekommen. Logan und sie hatten es sich auf der Couch bequem gemacht, während Ellie sofort in ihr Zimmer gegangen und auf der Stelle eingeschlafen war. Connor war es auf Logans Bett ähnlich ergangen.
    Logan hatte den Kopf auf die Couchlehne gelegt, sie angesehen, und sie hatte den ersten Schritt gemacht. Sie hatte sich an ihn geschmiegt und mit ihren Lippen nach seinen gesucht. Sie waren so warm gewesen, dass die Berührung ein wohliges Kribbeln in ihr auslöste. Dann hatten sie sich so lange geküsst, dass es ihr wie eine Ewigkeit vorgekommen war, und sich an den Händen gehalten, bis er schließlich seinen Arm um ihre Taille gelegt und sie näher an sich gezogen hatte.
    Das war ihr erstes kleines Stelldichein gewesen– kurz, aber heftig.
    Logan hatte Ellie nicht gleich von ihnen beiden erzählt– damit hatte er noch bis nach ihrem ersten richtigen Date gewartet.

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