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Ungnade: Thriller (German Edition)

Ungnade: Thriller (German Edition)

Titel: Ungnade: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GJ Moffat
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Anschließend kühlte das Verhältnis zwischen ihr und Ellie ein wenig ab, was aber auch verständlich war und der Grund dafür, dass sie ihre Beziehung langsam angehen ließen. Keine Übernachtungen in der Wohnung des anderen– obwohl sie beim letzten Mal die Regel doch beinahe gebrochen hatten. Rebecca hatte es gespürt, als sie am Ende des Abends eng aneinandergekuschelt in der Dunkelheit ihres Wohnzimmers gestanden hatten. Sie hatte gemerkt, dass er sie eine Spur leidenschaftlicher küsste als sonst und sie noch stärker an sich drückte. Und auch bei ihr war das Begehren heftiger denn je. Das letzte Mal war bei ihnen beiden schon eine ganze Weile her.
    Doch der Abend hatte schließlich wie immer geendet– Logan war zu der zweiten weiblichen Person in seinem Leben heimgekehrt: zu Ellie. Rebecca war nichts anderes übrig geblieben, als ihr Verlangen in jener Nacht selbst zu stillen.
    Immer die gleiche alte Geschichte.
    17
    Rebecca zog sich an, trug die Reisetasche ins Wohnzimmer hinunter und rief ihre Mutter an. Sie kam sich vor wie ein nervöser Teenager, der sich bei seinen Eltern meldete, nachdem er zum ersten Mal eine Nacht nicht zu Hause verbracht hatte.
    » Wo hast du bloß die ganze Zeit gesteckt?«, wollte ihre Mutter wissen.
    Keine gute Begrüßung, aber immerhin fragte sie nicht nach dem Konzert. Seit Rebeccas Eltern im Ruhestand waren, sahen sie sich nur noch selten die Nachrichten im Fernsehen an und lasen nicht einmal mehr regelmäßig die Zeitung. Ihr Vater hatte mal erklärt, dass niemand die schrecklichen Neuigkeiten bräuchte.
    » Ihr müsstet Connor bitte noch ein bisschen länger bei euch behalten, Mum. Geht das?«
    Schweigen. Dann: » Was ist denn los?«
    » Gar nichts ist los. Ich brauche nur noch ein bisschen Zeit für mich.«
    » Wegen Logan?«
    » Ja.«
    Die Lüge machte es leichter für sie.
    » Und wie lange ist ein bisschen? Ein Tag, eine Woche? Ich habe auch mein eigenes Leben, wie du weißt. Dass dein Vater und ich nicht mehr arbeiten, bedeutet noch lange nicht, dass wir nichts zu tun haben.«
    » Ich weiß ja, Mum, schon gut. Und ich bin euch auch sehr dankbar für alles, was ihr für mich getan habt, seit Tom und ich…«
    » Wie lange denn nun?«
    » Nur übers Wochenende; bis Dienstag.«
    Pause. » In Ordnung. Aber dafür braucht er mehr Kleidung.«
    » Ihr habt doch noch meinen Schlüssel, oder? Kommt einfach vorbei und holt euch, was ihr braucht.«
    » Du willst jetzt schon los? Du hast nicht einmal Zeit, vorbeizukommen und deinem Sohn auf Wiedersehen zu sagen?«
    » So ist es einfacher für ihn. Ich bin nie länger als eine Nacht von ihm getrennt gewesen, ich denke, dass es so besser ist. Sonst sind wir nachher beide traurig, und solange er von dir und Dad verwöhnt wird, vermisst er mich sowieso nicht.«
    » Wohin fährst du eigentlich? Das sollte ich doch wenigstens erfahren.«
    Zwar war die Stimmung zwischen ihnen jetzt frostig, aber Rebecca hatte ihre Mum rumgekriegt.
    » Ich weiß noch nicht genau. Es ist alles ein bisschen spontan. Ich rufe euch an, wenn ich angekommen bin.«
    » Na schön. Aber pass auf dich auf.«
    Als Rebecca die Fernbedienung an ihrem Zündschlüssel drückte, leuchteten die Blinker an ihrem Auto auf, und die Türen wurden entriegelt. Die Sonne schien ihr warm auf den Rücken, als sie die Tasche in den Kofferraum lud und die Klappe eine Spur zu laut zuschlug.
    Sie setzte sich hinters Steuer und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Einen Moment lang hielt sie inne, legte die Hände in den Schoß und blickte die verlassene Wohnstraße hinunter. War das, was sie hier tat, eine Art Reaktion darauf, vom Dienst freigestellt zu sein und sich nutzlos zu fühlen? Wollte sie damit einen kleinen Teil ihres früheren Selbst zurückerobern?
    Was immer es war, es nahm nun seinen Lauf, und es war zu spät, um noch etwas daran zu ändern. So dachte sie zumindest. Jetzt kann ich keinen Rückzieher mehr machen.
    Sie nahm ihr Handy vom Beifahrersitz und ging ihr Adressbuch durch, bis sie Logans Nummer fand. Sie zögerte, legte das Telefon wieder zurück. Lieber wollte sie in seine Wohnung fahren. Vielleicht war er ja zu Hause, dann würde sie ihm alles von Angesicht zu Angesicht erklären. Und falls nicht, konnte sie ihn immer noch anrufen.
    Als sie losfuhr, dachte sie wieder an jenen ersten langen Abend mit Logan in ihrem Wohnzimmer. Den Wagen, der hinter ihr aus der Parklücke fuhr und ihr im Abstand von fünfzig Metern folgte, bemerkte sie nicht.
    18
    Carl

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