Ungnade: Thriller (German Edition)
wenig in diese Richtung ermitteln musste, um dahinterzukommen, dass Crawford damals mit Ellies Entführern unter einer Decke gesteckt hatte. Und diese Tatsache konnte sowohl ihm als auch Logan allerhand Scherereien einbringen.
» Mit gewissen Ausländern meinen Sie wohl Terroristen?«, fragte er und wollte die Frage in eine andere Richtung lenken.
» Nicht unbedingt.«
» Nein, von so etwas weiß ich nichts. Natürlich hat er mit Sicherheit auch Geschäftskontakte außerhalb Großbritanniens, aber nichts Illegales, soweit mir bekannt ist.«
Livingstones Blick schweifte zu Kelly, dann wieder zu Logan.
» Okay, Mr Finch«, sagte Kelly. » Ich denke, fürs Erste haben wir keine weiteren Fragen mehr an Sie. Wenn Sie uns sagen, wie wir Sie am besten erreichen, melden wir uns dann wieder.«
19
» Falls sie die Explosion als Terroranschlag einstufen, wird eine Spezialeinheit die Ermittlungen übernehmen«, erklärte Rebecca Logan gerade am Telefon.
Im Fernsehen ihres Hotelzimmers lief eine entsetzliche Talksendung. Der Moderator lief inmitten einer Schar von Gästen herum, die allesamt so aussahen, als hätte man sie geradewegs aus dem nächstgelegenen Gefängnis ins Studio gekarrt. Gemeinsam diskutierten sie über das » heiße Tagesthema«, das da lautete: » Ich habe mit meiner Schwiegermutter geschlafen, und jetzt ist sie schwanger.«
Eigentlich hatte Rebecca sich die Nachrichten anschauen wollen, aber als sie das Bild von sich vor dem Krankenhaus erblickt hatte, hatte sie umgeschaltet und nach etwas Unverfänglichem gesucht– ein Kriterium, das diese Talksendung gerade so erfüllte. Sie gab sich alle Mühe, sich zu schämen, weil sie so etwas schaute, konnte sich aber nicht überwinden, den Ausknopf zu drücken.
» Aber warum fragen sie mich wegen all dieser anderen Sachen aus?«, wollte Logan von ihr wissen.
» Was weiß ich? Vielleicht wollen sie dich nur nervös machen, dich aus der Reserve locken?«
» Tom Hardy sagt, CPO hätte zu der Terrorsonderabteilung vom Yard einen guten Draht. Wenn sie also wissen, womit Alex sein Geld verdient, warum nehmen sie uns dann in die Mangel? Das will mir einfach nicht einleuchten.«
» Auch die haben Vorgesetzte, die Erfolge sehen wollen und denen sie zeigen müssen, dass sie nichts unversucht lassen und jeden Stein umdrehen. Ich würde mir vorerst keine weiteren Gedanken machen.«
» Meinst du?«
» Natürlich. Wenn die ernsthaft etwas von dir oder von CPO wollten, würdest du noch immer mit denen herumsitzen. Für mich hört es sich eher so an, als wärst du noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen.«
» Das kann man leider nicht von jedem sagen.«
Logans Stimme klang belegt. Es hätte ihr schon gleich am Gesprächsbeginn auffallen sollen, dass er sich heiserer als sonst anhörte.
» Was meinst du damit?«, fragte sie und richtete sich auf ihrem Stuhl am Fenster auf. » Was ist passiert, Logan?«
» Chris Washington ist bei der Explosion schwer verletzt worden. Man weiß nicht, ob er durchkommt.«
Rebecca öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber ihr kamen ausschließlich Floskeln in den Sinn, also schwieg sie lieber.
» Er liegt jetzt im OP . Das ist das Letzte, was ich von ihm gehört habe«, sagte Logan.
» Mein Gott, das habe ich ja nicht gewusst. Was ist mit Alex und den anderen?«
» Ich glaube, sie sind okay, aber ich weiß eben nicht mehr, als ich aus dem kurzen Anruf von Tom erfahren habe, bevor die von der Spezialabteilung mir die Hölle heißgemacht haben. Ich werde mich gleich noch einmal bei Tom melden, um zu hören, wie die Chancen für einen Krankenhausbesuch stehen.«
» Die werden dich auf keinen Fall reinlassen, Logan. Das ist dir doch wohl klar?«
» Aber was soll ich denn sonst tun?«
Rebecca wusste, dass es für Logan nichts Schlimmeres gab als das Gefühl, dass ihm die Hände gebunden waren und er nicht für seine Freunde da sein konnte– vor allem für die Freunde, die seiner Tochter das Leben gerettet hatten. Sie war sich nur allzu bewusst, wie sehr es ihn drängte, ihnen zurückzugeben, was er ihnen schuldig zu sein glaubte. Bei mehr als nur einer Gelegenheit hatten sie sich darüber unterhalten.
» Ich fühle mich so hilflos«, sagte er schließlich.
» Ich weiß.«
» Nach allem, was passiert ist, sitze ich hier fest, und Alex ist im Krankenhaus. Ich möchte ihn einfach sehen, wissen, dass mit ihm alles in Ordnung ist und…« Er sprach nicht weiter.
» Und was, Logan? Sag es mir.«
» Und bei dir
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