Ungnade: Thriller (German Edition)
Personenschutz für Tara Byrne eigentlich Ihre Rolle?«, fragte Kelly schließlich.
Logan war froh, dass er das Thema Loch Awe fallen ließ.
» Alex hat mich am Freitagabend angerufen. Ich sollte am Samstag ins Büro kommen, um beim Aufsetzen des Vertrages für diesen Auftrag dabei zu sein. Die Rechtsangelegenheiten von CPO sind mein Gebiet.«
» Alex ist Alexander Cahill?«
» Ja. Tara Byrnes Manager hatte bereits einen Vertragsentwurf vorgelegt, als ich eintraf. Ich brauchte ihn nur noch durchzusehen, dann wurde er hier an Ort und Stelle unterzeichnet. War alles ganz unkompliziert.«
» Was wissen Sie über die Logistik des gestrigen Abends?«
» Gar nichts. Das geht mich auch nichts an.«
» Wird das Vorgehen bei solchen Aufträgen vorher schriftlich festgehalten? Und werden die Aufzeichnungen hier aufbewahrt?«
» Das ist von Mal zu Mal unterschiedlich. Wenn es sich um eine größere oder langfristigere Überwachung handelt, kann es schon sein, dass etwas schriftlich festgehalten wird. Aber bei so etwas wie gestern ist das eher nicht der Fall.«
» Was meinen Sie mit ›so etwas wie gestern‹?«
» Die Sache sollte nur ein paar Stunden dauern.«
» Hatten Sie gestern Abend mit Alex Cahill oder mit sonst jemandem bezüglich der Sicherheitsvorkehrungen für Miss Byrne Kontakt?«
» Nein.«
» Nicht einmal per Handy oder E-Mail?«
» Absolut nicht. Sowie der Vertrag unterzeichnet ist, besteht für mich hier kein Bedarf mehr. Der eigentliche Personenschutz ist die Sache von Alex.«
Kelly sah Livingstone an. Logan spürte ihren wachsenden Unmut. Sie hatten ganz offensichtlich erwartet, mehr aus ihm herauszubekommen. Es schien das Beste für ihn zu sein, in Ruhe abzuwarten.
Als Livingstone auf etwas in seinem Notizbuch deutete, beugte sich Kelly vor, um es zu lesen. Dann sah er seinen Partner an und nickte, ehe er sich wieder in seinem Sessel zurücklehnte.
» Haben Sie noch Kontakt mit Robert Crawford von der Anwaltskanzlei Kennedy Boyd?«, wollte Livingstone wissen.
» Nein«, sagte Logan und nahm eine bequemere Haltung ein.
» Kommen Sie noch manchmal mit jemandem aus Ihrer alten Firma zusammen, privat oder geschäftlich?«
» Privat nicht. Aber wenn die juristischen Fragen, die hier zu klären sind, meine Fachkenntnisse übersteigen, wende ich mich an Kennedy Boyd.«
» Aber nicht speziell an Bob Crawford?«
» Nein.«
» Gibt es dafür einen besonderen Grund?«
» Dass ich mich nicht an Bob wende, meinen Sie?«
Livingstone wiegte den Kopf bedächtig von rechts nach links.
» Ich kenne Bob schon eine ganze Weile, seit der Uni…«
» Das wissen wir«, warf Kelly ein.
» Wir haben uns über die Jahre auseinandergelebt. Außerdem ist er nicht für die Bereiche zuständig, wegen derer ich mich an die Firma wende. Er könnte mir nicht weiterhelfen.«
» Es hat also nichts mit seinem Ruf zu tun?«
Von einigen seiner ehemaligen Kollegen hatte Logan die Gerüchte gehört, dass Bob Crawford in ein paar zwielichtige Geschäfte verwickelt war. Er konnte sich gut vorstellen, dass die Gerüchte durchaus ein Körnchen Wahrheit enthielten.
» Hören Sie, es war eine lange Nacht, in der ich kaum geschlafen habe«, sagte er. » Ich kann mir nicht erklären, was Bob Crawford mit alldem zu tun haben soll.«
» Wir uns auch nicht, Mr Finch«, sagte Livingstone. » Wir ermitteln nur in alle Richtungen, bis die Indizien klar und deutlich für eine davon sprechen. Sie verstehen sicherlich, dass wir so vorgehen müssen? Dass wir uns nach allen Seiten umschauen und -hören müssen?«
» Gewiss doch, aber…«
» Sie haben also gehört, was man sich über Crawford erzählt?«
» Das habe ich.«
» Ist das der Grund, aus dem Sie sich nicht an ihn wenden, wenn Sie einen fachlichen Ratschlag benötigen?«
» Dazu habe ich bereits alles gesagt. Aber ja, ich würde mich auch dann nicht an Bob wenden, wenn meine Frage sein Fachgebiet beträfe, falls es das ist, worauf Sie hinauswollen.«
» Wir behalten so etwas gern im Auge, wissen Sie? Anwälte, die bis zum Hals in etwas drinstecken.«
» Nichts anderes hätte ich von Ihnen erwartet.«
» Ist Ihnen etwas von gewissen Geschäften bekannt, in die Crawford verwickelt gewesen ist und die etwas mit organisiertem Verbrechen zu tun haben könnten? Oder mit gewissen Ausländern?«
Logan hielt Livingstones Blick stand. Zu gern hätte er gewusst, wie viel die Polizei über Crawfords Verbindung zur Russenmafia herausgefunden hatte. Ihm war klar, dass man nur
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