Ungnade: Thriller (German Edition)
Information möglicherweise zukam.
4 . Teil: Eskalation
1
Nach seinem Telefongespräch mit Rebecca verbrachte Logan den Rest des Vormittags damit, aus den Büroräumen von CPO Security ausgesperrt zu werden, während die Polizei kartonweise Unterlagen forttrug, und vergeblich zu versuchen etwas aus dem Krankenhaus zu erfahren.
Um die Mittagszeit hatte Ellie ihn auf seinem Handy angerufen, um zu sagen, dass sie nach der Schule zu einer Freundin ginge und er sie dort vor dem Abendessen abholen könne. Im Hintergrund hatte er mehr als nur eine Mädchenstimme lachen hören. Er hatte nichts dagegen.
Nachdem er sich zum Mittagessen ein Sandwich gegönnt hatte, fuhr er nach Hause, von wo aus er gegen vier Uhr nachmittags Tom Hardy anrief.
» Chris hat die OP überstanden«, sagte Tom. » Aber es ist noch zu früh, um zu sagen, ob er außer Lebensgefahr ist. Er ist noch bewusstlos.«
» Wie schlimm steht es um ihn?«
» Ich kenne nicht alle Einzelheiten, aber der Chirurg, der operiert hat, meinte, es wäre eine ziemlich prekäre Angelegenheit– besonders gefährlich wären seine inneren Blutungen. Außerdem hat er einen Schädelbruch.«
» Was ist mit Verbrennungen? Er war doch dicht dran, als…«
» Das Schlimmste scheint ihm erspart geblieben zu sein.«
» Hast du ihn gesehen?«
Hardy schwieg einen Augenblick. » Nur kurz. Als sie ihn aus dem Operationssaal rausgefahren und auf die Intensivstation verlegt haben.«
» Und wie kam er dir so vor?«
» Nicht so wie der Chris, den wir kennen. Du verstehst?«
Logan wartete darauf, dass Hardy noch mehr sagte.
» Sie haben ihn komplett kahl geschoren, sein Gesicht war aufgedunsen, überall Schnitte.«
» Wie geht es seiner Frau?«
» Keine Ahnung. Die Bullen wollen uns nicht mit ihr reden lassen, schieben totale Panik.«
» Das kannst du laut sagen. Ich bin zwei Sonnyboys der Spezialeinheit in die Arme gelaufen, als ich heute früh ins Büro kam.«
» Die waren vorhin auch schon hier. Haben uns allen Fingerabdrücke abgenommen. Sogar von Chris, nachdem er die OP überstanden hatte.«
» Wozu eigentlich?«
» Um sie mit denen zu vergleichen, die sie vor Ort sicherstellen. So lautet jedenfalls die offizielle Version.«
» Die glauben doch nicht etwa, einer von uns hätte was damit zu tun, oder?«
» Wer kann das bei Bullen schon sagen? Du weißt doch, wie die sind– sie verdächtigen jeden, bis die Verdächtigung beim besten Willen nicht mehr aufrechtzuerhalten ist. An irgendetwas müssen sie sich ja aufgeilen.«
Logan schloss die Augen und dachte an sein letztes Zusammensein mit Rebecca zurück. Und daran, wie ihre Stimme heute am Telefon geklungen hatte.
» Alex wird heute Abend entlassen«, sagte Hardy. » Vielleicht schon in der nächsten Stunde.«
» Das ist gut. Wie geht’s ihm?«
» Wie es einem so geht, nach allem, was geschehen ist. Einerseits ist er wütend, andererseits voller Schuldgefühle. Sagt, er mache sich Vorwürfe, weil er die Gefahr nicht erkannt hat.«
» Hat er etwas gesehen?«
» Er sagt, auf der anderen Seite der Autobahn wäre ein Typ gewesen– einer oder auch mehrere. Kurz bevor es passierte.«
» Haben sie Tara aufgelauert?«
» Irgendetwas werden die wohl schon gewollt haben.«
» Und was unternimmt die Polizei deshalb?«
» Nichts, soweit wir wissen. Seit heute Mittag hat niemand mehr das Zwillingspärchen von der Spezialabteilung gesehen. Wir wissen nicht, was wir von ihnen halten sollen.«
» War bei mir das Gleiche. Mich haben sie sogar wegen… ganz anderer Dinge in die Mangel genommen.«
» Was meinst du damit?«
» Sie sagten, es könnte eine Verbindung zwischen dem Russen, den es in der Bar erwischt hat, und den Leichen am Loch Awe bestehen.«
» Wieso das denn?«
» Sie hätten DNA -Proben sichergestellt, die übereingestimmt hätten.«
» Keine guten Neuigkeiten.«
» Ach, die wollten mir bloß auf den Zahn fühlen.«
» Und? Waren sie erfolgreich?«
» Nein, Tom, das waren sie nicht.« Logan war beleidigt, dass Hardy extra nachfragte.
» Sie haben nichts in der Hand«, sagte Hardy.
» Ich weiß.«
» Wenn die ganze Scheiße geklärt ist, geht alles wieder seinen gewohnten Gang.«
» Aber es wird nie mehr so sein wie früher.«
» Ich habe schon mehrere Kameraden beerdigt, aber ich hoffe sehr, dass kein weiterer dazukommt.«
2
Samantha Cahill half ihrem Ehemann in dessen Zimmer im Royal Infirmary Hospital beim Anziehen. Sie war früher Krankenschwester gewesen und das Klagen und Gestöhne
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