Ungnade: Thriller (German Edition)
was seiner Vermutung widersprach.
» Kurz vor der Detonation habe ich in der Dämmerung jemanden auf der anderen Seite der Autobahn gesehen«, sagte er. » Vielleicht haben sie von dort aus alles beobachtet und dann die Bombe gezündet.«
» Du meinst, deine Schutzperson ist das Ziel des Anschlags gewesen? Tara Byrne? Wie kommst du darauf?«
» Nun, schließlich bin ich als ihr Bodyguard angeheuert worden. Sagt euch Jungs das nicht etwas über das Ausmaß der Bedrohung, die ihr Management für sie angenommen hat?«
» Daran hatten wir auch schon gedacht…«, begann Livingstone, beendete den Satz aber nicht.
» Ja?«, hakte Cahill nach.
» Sieh mal, Alex«, sagte Kelly. » Das hier ist eine hochsensible laufende Ermittlung. Ganz ungeachtet dessen, was uns verbindet, gibt es gewisse Grenzen für das, was wir dir anvertrauen können. Damit kommst du klar, oder?«
» Sicher, ich hatte nur gedacht, dass ihr an sämtlichen Informationen interessiert seid, die euch helfen könnten, den Verursacher der Explosion zu fassen. Oder liege ich da falsch?«
» Selbstverständlich sind wir interessiert.«
Cahill berichtete den beiden, was er am Samstag im Büro von CPO Security von Tara Byrnes eigenen Sicherheitsleuten gehört und gezeigt bekommen hatte, und versuchte sich dann daran zu erinnern, was er unmittelbar vor der Explosion wahrgenommen hatte.
» Ich habe verstanden, was du uns sagen willst«, erklärte Kelly, nachdem Cahill seinen Bericht beendet hatte. » Aber die Puppen, die Miss Byrne erhalten hat, scheinen mir nicht auf die Sorte Person hinzudeuten, die so etwas macht. Eher hört es sich so an, als hätte es dieser Jemand ganz gezielt auf Miss Byrne abgesehen.«
» Früher wäre ich geneigt gewesen, dir recht zu geben, aber jetzt sieh dir an, was dabei herausgekommen ist.« Cahill breitete die Arme aus, bereute es aber sogleich, als ihm ein Schmerz in die Seite fuhr. » Ihr werdet die Sache auch unter diesem Gesichtspunkt betrachten, oder?«, fragte er und stieß zischend den Atem durch die Zähne aus.
» Du weißt, dass wir das tun werden.«
» Die Metropolitan Police ist schon an dem Fall dran«, fügte Livingstone hinzu. » Sie durchsuchen Tara Byrnes Wohnung in London. Vielleicht finden sie dort irgendetwas, was uns weiterhilft.«
» Neil…«, sagte Kelly. Sein jüngerer Kollege plauderte ein wenig zu viel.
Cahill verstand die Geheimnistuerei nicht. » Ich habe euch doch gerade erzählt, dass ich jemanden in der Nähe des Tatorts beobachtet habe.« In seine Stimme mischte sich unterschwelliger Unmut. » Das scheint euch nicht besonders zu interessieren, oder?«
» Wir haben mit deiner Ärztin gesprochen«, sagte Kelly und gab sich alle Mühe, besorgt zu klingen. » Sie meint, du hättest Probleme mit deinem Kurzzeitgedächtnis, was aber nach dem, was dir widerfahren ist, nur verständlich ist.«
» Mit anderen Worten: Ihr glaubt mir nicht?«
» Nein«, seufzte Kelly, » das will ich nicht sagen. Es ist nur, dass wir deinem Erinnerungsvermögen vorerst nicht trauen dürfen. Es ist möglich, dass das, was du gesehen zu haben glaubst, nicht der Realität entspricht.«
» Also habe ich mir das alles nur ausgedacht?«
Als Cahill ungehalten wurde, hob Kelly abwehrend die Hände. » Du weißt, dass das so nicht gemeint ist, Alex. Aber wir brauchen grünes Licht von deiner Ärztin, bevor wir eine verwertbare Aussage von dir aufnehmen können. Im Moment wollen wir bloß deine Fingerabdrücke.«
» Aber ihr verschweigt mir etwas, stimmt’s? Irgendetwas, was die Bombe betrifft. Ich hab’s doch gemerkt, als wir vorhin darüber gesprochen haben, als ich das mit dem Empfangsteil erwähnte. Deshalb glaubt ihr mir auch nicht, dass ich wirklich jemanden gesehen habe, richtig?«
Beide schwiegen eine Zeit lang.
» Nur die Abdrücke, Alex. Das wäre für heute alles.«
Cahill hatte nur den einen Wunsch: sie noch weiter auszuhorchen. Vielleicht könnte ihm das helfen, der Person, die sein Team angegriffen hatte, auf die Spur zu kommen– und zwar als Erster, damit er demjenigen seine gerechte Strafe verpassen konnte. Doch als er sich die beiden Ermittlungsbeamten ansah, ahnte er, dass er von ihnen fürs Erste nichts mehr erfahren würde, und ließ sich auf sein Kissen zurücksinken. Er musste sich damit abfinden, vorerst nichts tun zu können. Kein Zustand, der ihm sonderlich behagte. Zu gern hätte er gewusst, was es war, das Kelly und Livingstone ihm verheimlichten.
Und welche Tragweite dieser bewussten
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