Ungnade: Thriller (German Edition)
sein.«
» Das möchte ich auch.«
Rebecca schaltete den Fernseher aus und starrte aus dem Fenster.
» Hör zu«, sagte sie. » Ruf jetzt Tom Hardy an und dann sieh zu, ob du Alex nicht doch besuchen kannst. Ich komme schon klar, und wir sehen uns bald, ja? Dann knüpfen wir dort an, wo wir aufgehört haben.«
Sie beobachtete, wie eine kleine Autofähre durch den See pflügte, während über ihr die Wolken den Himmel verdunkelten, und musste trotz allem lächeln.
20
» Ich muss mit meinem Knie zum Arzt, Mann«, beklagte sich Nummer drei bei Nummer fünf, während beide vor Rebecca Irvines Hotel in ihrem Wagen warteten.
» Verdammt, würdest du vielleicht mal mit dem Gejammer aufhören? Wir können von Glück reden, dass wir nicht im Knast sitzen oder unter der Erde liegen. Lass uns die Sache jetzt endlich zu Ende bringen.«
Fünf warf seinem Kollegen auf dem Beifahrersitz einen Blick zu. Drei betastete vorsichtig den Riss in seiner Lippe, den er der Polizistin verdankte, die ihn gestern Abend ins Gesicht getreten hatte. Das Blut war zu einem schwarzen Klümpchen geronnen, die Lippe doppelt so dick wie normal, was ihn aussehen ließ, als würde er permanent schmollen.
» Wir müssen zusehen, dass wir von hier verschwinden«, sagte Fünf. » Vor allem mit so einer Fresse wie deiner.«
» Da ist sie!« Drei deutete auf das Zimmerfenster.
Sie stand mit dem Telefonhörer am Ohr am Fenster und schaute auf den See hinaus. Mit dem Finger zog sie auf der Scheibe ein Muster nach, das nur sie allein sehen konnte. Fünf musste daran denken, wie sie in dem schmalen Durchgang reagiert hatte, und konnte nicht umhin, sie zu bewundern. Die meisten, vor allem die meisten Frauen, hätten klein beigegeben. Aber nicht sie.
» Für einen Bullen sieht sie gar nicht mal so übel aus«, bemerkte Drei. » Wird schade sein, wenn sie dran glauben muss.«
Fünf sah Drei an, dessen Grinsen durch die Verletzung eher einer grotesken Fratze ähnelte.
Was man von dir nicht gerade behaupten kann, dachte Nummer fünf.
21
Cahill saß auf dem Klinikbett in seinem Einzelzimmer und unterhielt sich mit seiner Frau Samantha, als zwei Männer hereinkamen. Es war kurz nach elf Uhr vormittags.
Etwas verunsichert erhob sich Samantha. Sie war lange genug mit Cahill verheiratet, um Polizeibeamte auf den ersten Blick zu erkennen.
» Morgen, Jungs.« Cahill nickte den beiden Männern zu, die sich neben sein Bett stellten.
» Schön, dich wiederzusehen, Alex«, sagte der ältere der beiden.
» Sam«, sagte Cahill an seine Frau gewandt, » das sind George Kelly und Neil Livingstone von der Spezialabteilung des Scotland Yard.«
Auch Samantha begrüßte die Besucher. » Ich gehe dann mal, damit ihr ungestört reden könnt«, sagte sie zu ihrem Mann.
Cahill öffnete den Mund, um Einwände zu erheben, aber sie legte den Finger an ihre Lippen und verließ den Raum. Cahill fühlte sich ungewohnt verletzbar, als er auf dem Bett saß. Jedes Mal wenn er sich zu bewegen versuchte, jagte ein Schmerz durch seine Rippen. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn Sam dabeigeblieben wäre.
» Siehst gar nicht so übel aus– in Anbetracht der Umstände.« Kelly musterte Cahills Gesicht.
» Sie haben mich mit Salbe eingerieben, damit die Verbrennungen heilen. Zum Glück sind sie nur oberflächlich.«
Cahills Handballen steckten in Verbänden, sein Haar war von der Explosion strohig geworden. Es sah aus, als hätte er sich zu lange in der Sonne aufgehalten.
» Wollt ihr euch nicht setzen?«, fragte er.
» Nein, Alex«, sagte Kelly. » Wir haben ja nicht gewusst, in was für einem Zustand wir dich vorfinden. Wir sind vorerst nur hier, um deine Fingerabdrücke zu nehmen.«
» Nun, wie ihr seht, geht es mir gut. Wenn ihr wollt, können wir uns gern auch jetzt schon unterhalten.«
Kelly sah Livingstone an, ehe er antwortete. » Wir haben gehört, was deinem Team zugestoßen ist, Alex.«
Cahill betrachtete seine Hände.
» Tut uns leid«, sagte Livingstone. » Hoffentlich wird alles wieder gut.«
» Wir müssen von euch allen die Fingerabdrücke nehmen«, sagte Kelly, » damit wir sie mit denen vom Tatort vergleichen und dann ausschließen können. Das verstehst du doch?«
» Habt ihr denn schon etwas gefunden?«, erkundigte sich Cahill. » Etwas Nützliches wie ein Empfangsteil, meine ich?«
» Du glaubst, dass die Bombe ferngezündet wurde?«, fragte Livingstone.
Er hatte leicht überrascht geklungen– so als wüssten sie bereits etwas über den Sprengsatz,
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