Ungnade: Thriller (German Edition)
streckte ihm die Hand entgegen, die der Mann fest schüttelte und dann schnell wieder losließ.
» George Kelly von der Sonderkommission der Strathclyde Police.«
Logan nickte. Der Mann hatte fast schlohweißes Haar.
» Wenn Sie mir bitte folgen, damit wir uns unterhalten können?« Er lächelte, doch in seinen Augen war keine Spur von Herzlichkeit.
Logan folgte ihm in den großen Besprechungsraum und ließ sich von ihm die Tür aufhalten. An dem langen Tisch saß bereits ein weiterer Mann, der einen Stapel Papiere durchging und sich auf einem Block Notizen machte. Er war etwa zehn Jahre jünger als Kelly und trug eine ähnliche Kombination aus dunkelblauem Anzug und weißem Hemd, hatte allerdings eine rosa-blau gestreifte Krawatte dazu gewählt. Er war blond, stämmig gebaut, aber nicht fett.
» Neil, das ist Logan Finch.« Kelly schloss die Tür. Logan ging um den Tisch herum und schüttelte die Hand des jüngeren Mannes.
» Neil Livingstone, Sonderkommission.«
Logan nickte, ging zur Anrichte und nahm sich eine Flasche Mineralwasser, um seine Nerven zu beruhigen. Er ließ sich Zeit damit, das Wasser in ein hohes Glas einzuschenken, wobei er dem Tisch den Rücken zuwandte. Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, drehte er sich um und setzte sich den beiden Männern gegenüber.
» Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte er.
Livingstone beugte sich vor und blätterte in seinem Notizblock, während Kelly sich mit im Schoß gefalteten Händen in seinem Sessel zurücklehnte.
» Wie geht es Detective Constable Irvine?«, wollte er wissen.
Logan begriff den Sinn der Frage nicht, beschloss aber, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und zu antworten.
» Der geht’s gut.«
» Aha«, kommentierte Kelly. » Und Ihrer Tochter Ellie?«
» Auch gut. Wieso?«
» Muss eine anstrengende Zeit für Sie gewesen sein«, sagte Kelly, ohne auf Logans Frage einzugehen. » Nach allem, was Ellie und ihrer Mutter passiert ist, meine ich.«
Logan wusste, dass die Polizei ihm die Variante, Ellie wäre aus heiterem Himmel an seiner Wohnungstür aufgetaucht, nie ganz abgekauft hatte, aber er war zuversichtlich gewesen, dass man die Sache auf sich beruhen lassen würde, nachdem feststand, wer für den Tod von Ellies Mutter verantwortlich gewesen war.
» Wir sind beide noch dabei, die Ereignisse zu verarbeiten. Aber es ist ein Trost für mich, dass Ellie jetzt bei mir ist.«
» Muss schwierig sein für ein Mädchen ihres Alters. Erst verliert sie ihre Mutter, und dann zieht sie zu ihrem Vater, den sie bis dahin nicht kannte. Und auch Sie haben sie ja erst nach dem Tod ihrer Mutter kennengelernt.«
» Wie ich schon sagte– wir raufen uns zusammen. Aber das braucht seine Zeit.«
Kelly nickte, als wäre ihm die Situation vertraut.
» Zumindest hat man den Täter geschnappt«, bemerkte Livingstone, » nicht wahr?« Wieder blätterte er in seinen Notizen, bevor er weitersprach » Vasily Renko. Ist in einer Bar nicht weit von hier niedergeschossen worden.«
» Das stimmt«, bestätigte Logan. Er verstand noch immer nicht, worauf sie hinauswollten.
» Komisch, oder?«, sagte Livingstone. » Dass das hier gleich um die Ecke passiert ist?«
Logan zuckte mit den Achseln. Der Verlauf der Befragung behagte ihm nicht.
» Sie werden noch nichts davon gehört haben«, schaltete sich nun wieder Kelly ein, » aber es sieht so aus, als gäbe es eine Verbindung zwischen diesem Renko und ein paar Leuten, die damals im Norden, beim Loch Awe, ermordet wurden.«
Logan hielt seinem Blick stand.
Livingstone grinste. » Die Hütte, in der man die Leichen gefunden hat, ist angezündet worden, sodass es eine Weile gedauert hat, bis brauchbare DNA -Spuren vorlagen. Aber jetzt haben wir welche. Seit letzter Woche, um genau zu sein.«
» Es hat sich herausgestellt, dass Renko zu einer russischen Bande gehörte, die hier in Schottland agierte«, sagte Kelly. » Allesamt ziemlich schlimme Finger, das kann man mit Fug und Recht sagen. Handel mit Drogen und Waffen und was sonst noch alles. Einer von den Typen war in seiner Heimat bereits als Kinderschänder verurteilt worden.«
» Tja, wenn man sich auf so etwas einlässt, sollte man sich hinterher nicht beschweren, wenn’s einen erwischt«, sagte Logan. Zufrieden registrierte er, dass seine Stimme ruhig geklungen hatte.
18
Kelly und Livingstone musterten ihn schweigend. Wahrscheinlich warteten sie darauf, dass er noch etwas sagte, aber den Gefallen würde er ihnen nicht tun.
» Worin bestand beim
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