Unguad
Rücken und wackelte vehement mit ihrem Hintern hin und her,
sodass die jüngst abgemähten Grashalme rechts und links wegflogen. Aber
meistens briet sie in der Sonne. Ein Wunder, dass von ihrem schwarzen Fell
nicht Rauch aufstieg.
Kurz bevor ich einen Hitzschlag bekam, wurde ich doch vernünftig und
ließ Garten Garten sein. Ich setzte mich endlich mit einem guten Buch unter den
Schirm in den Schatten.
Mein Mann hatte sich rar gemacht. Nachdem die Kinder los waren, war
er in den Tiefen des Hauses verschwunden und ward nicht mehr gesehen.
Keine Ahnung, was er da tat. Mit seiner hellen Haut mied er zu
starke Sonne. War ja auch vernünftig. Aber ich mit meinen sonnenhungrigen
Vorfahren brauchte einfach meine Portion Lux, um mich so richtig wohlzufühlen.
Ah, jetzt kam er doch mal raus zu mir. Was wollte er? Ich warf ihm
über den Rand meiner Sonnenbrille einen neugierigen Blick zu.
»Karin, was gibt’s zu Mittag?«
Das durfte nicht wahr sein. Dieser Mann konnte einfach immer! Essen,
meine ich. Dabei hatte ich es mir so schön ausgemalt, mal nicht in der Küche
stehen zu müssen.
»Die Kinder sind nicht zu Hause. Ich koche heute nichts! Außerdem
ist es sowieso viel zu heiß zum Essen. Mach dir doch ein Müsli, wenn du Hunger
hast! Oder iss eine Gelbe Rübe. Sind welche im Kühlschrank.« Damit wandte ich
mich wieder der spritzigen Liebesgeschichte in meinem Buch zu. Mein Gewissen
nervte mich zwar: Mein Gott, der arme Mann! Kriegt nichts zu essen! Wie kannst
du nur so faul und egoistisch sein. Aber ich ignorierte es. Schließlich war da
noch die Sache mit Schwester Marion.
Mir kam eine Idee. Ich erhob mich von meiner bequemen Liege und
folgte ihm in die Küche. Er stand vor dem geöffneten Kühlschrank,
vornübergebeugt, ratlos ins Innere blickend.
»Da, nimm dir einen Kefir!«, forderte ich ihn auf.
Keine Reaktion.
Er holte sich Eier und Speck heraus. Das war für ihn eine richtige Mahlzeit. Routiniert griff er sich die Pfanne aus dem
Drehschrank: »Willst du auch was?«
»Nein! Ich nehme den Kefir.« Demonstrativ schwenkte ich den
Plastikbecher.
»Aber klau mir nicht wieder die Hälfte vom Teller!«
»Ich doch nicht!«
Während er den Speck anbriet, brachte ich das Gespräch ganz
unverfänglich auf den gestrigen Abend. Nachdem ich alles Nebensächliche
abgehandelt und er mir zugestimmt hatte, dass die Stimmung gut, die Bilder
gekonnt, die Kanapees lecker, der Sekt süffig und die Imhoff blamabel waren,
stellte ich so nebenbei fest, dass er sich ja ziemlich gut mit Schwester Marion
unterhalten habe. Anscheinend. Oder?
Immer noch keine Reaktion. Vielleicht hatte er mich nicht gehört,
weil er gerade seine Cholesterinbombe auf einen Teller gleiten ließ.
Es roch aber gar nicht schlecht. Das musste ich zugeben. »Worüber
habt ihr denn gesprochen?«
»Wer?« Kauend.
»Na, du und Schwester Marion.« Ich holte mir eine Gabel.
»Keine Ahnung. Über nichts Besonderes.« Ein bisschen Pfeffer musste
noch drüber. Er schenkte sich ein Bier ein. Alkohol bei diesen Temperaturen! Mittags!
»Ich dachte, ihr hättet euch verabredet. Will sie mal in deine
Sprechstunde?«
»Nein. Wie kommst du denn darauf?«
Diese dreiste Lüge musste bestraft werden! Sofort! Ich stach mit
meiner Gabel zu.
Sechzehn Uhr sieben
Natürlich hatte ich nicht ihn gestochen. Schon klar, oder? Von
den Eiern mit Speck hatte er allerdings nicht mehr viel abbekommen. Selbst
schuld! Wenn er mir nicht die Wahrheit sagte. Diese Leugnerei machte meinen
nächtlichen Hosentaschenfund selbstverständlich noch verdächtiger! Sauer war
ich! Sauer! Deshalb hatte ich ihm aus Rache auch noch seinen Gerstensaft
weggetrunken.
Das hätte ich nicht tun sollen. Ich gebe es zu. Mir ging es
daraufhin nicht allzu gut. Das fette Essen bei der Hitze, das Bier mitten am
Tag, das Arbeiten in der Sonne und ein untreuer Ehemann – da kann einer Frau ja
nur noch schlecht werden. Auf jeden Fall hatte ich die nächsten Stunden im
kühlen Schlafzimmer verbracht. Allein. Natürlich!
Hatte darauf gewartet, dass mein Magen den Klumpen tierischen Fettes
verarbeitete, meine Leber mit dem Alkohol fertig wurde und mein Gehirn eine
Lösung dafür kreierte, was der Grund für ihr Treffen sein könnte.
Eigentlich konnte ich mir nicht wirklich vorstellen, dass mein Mann
mich betrog. Nein, Martin war nicht der Typ fürs Fremdgehen. Außerdem hatte er
ja mich! Aber hundertprozentig sicher konnte man nie sein. Er schaute gut aus.
Seine frühere Sportlichkeit war nicht zur
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